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Historiker Richter: "Griechenland hat kein Recht auf deutsche Reparationen"


Zweiter Weltkrieg
"Griechenland hat kein Recht mehr auf deutsche Reparationen"

InterviewVon Marc von Lüpke

Aktualisiert am 02.06.2021Lesedauer: 10 Min.
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Deutsche Offiziere, darunter Generalfeldmarschall Walther von Brauchitsch (m.), vor der Akropolis: Im Zweiten Weltkrieg eroberte die Wehrmacht Griechenland.Vergrößern des Bildes
Deutsche Offiziere, darunter Generalfeldmarschall Walther von Brauchitsch (m.), vor der Akropolis: Im Zweiten Weltkrieg eroberte die Wehrmacht Griechenland. (Quelle: Süddeutsche Zeitung Photo/ullstein-bild)

Am 1. Juni 1941 schloss die Wehrmacht die Eroberung Griechenlands ab. Immer wieder fordert Athen Reparationen wegen der deutschen Gewaltherrschaft. Mit Recht? Historiker Heinz A. Richter verneint.

Im April vor 80 Jahren kapitulierten die griechischen Streitkräfte vor der Wehrmacht, auf Kreta gingen die Kämpfe noch weiter. Erst am 1. Juni 1941 war ganz Griechenland erobert. Die Verbündeten Italien, Deutschland und Bulgarien teilten das Land zunächst unter sich auf. Besonders die nationalsozialistische Besatzungsherrschaft belastet bis in die Gegenwart die Beziehungen zwischen Deutschland und Griechenland. Wehrmacht und SS begingen etwa Massaker an der Zivilbevölkerung, griechische Juden wurden zu Tausenden im Holocaust ermordet.

Seit vielen Jahren fordert die Regierung in Athen immer wieder Reparationen von der Bundesregierung. Zu Recht? Nein, sagt der Historiker Heinz A. Richter. Eine in der Geschichtswissenschaft nicht unumstrittene Position. Und derart einfach ist die Antwort tatsächlich nicht, wie sich im folgenden Gespräch herausstellt.

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t-online: Professor Richter, sind die griechischen Forderungen an Deutschland berechtigt?

Heinz A. Richter: Nein. Griechenland hat kein Recht mehr auf deutsche Reparationen. Die Griechen haben 1949 – wie andere westeuropäische Kriegsteilnehmer auch – bereits entsprechende Entschädigungen erhalten.

In welcher Form soll dies geschehen sein?

Die Reparationen bestanden damals aus rund 30.000 Tonnen demontierter deutscher Industriegüter im Wert von mehr als 100 Millionen DM. Der zuständige General verschickte die ersten 10.000 Tonnen auf einem britischen Schiff, das aber nie in Piräus angekommen ist. Als der Rest ein Jahr später als Schrott verkauft wurde, gelangte der Erlös nicht in die griechische Staatskasse. Ein Journalist namens Vasos Mathiopoulos wollte damals über diesen Skandal schreiben, er wurde aber durch Drohungen von griechischer Seite davon abgehalten.

Sie sagen also, das entsprechende Geld sei bei griechischen Politikern und Offizieren versickert? Haben Sie Beweise dafür?

Unter anderem der Spiegel hat 1952 darüber berichtet.

Das wäre eine Quelle. Gibt es nicht mehr?

In meinem Buch "Mythen und Legenden in der griechischen Zeitgeschichte" von 2016 habe ich die Details beschrieben.

Heinz A. Richter, Jahrgang 1939, ist Historiker und Experte für die Geschichte Griechenlands und Zyperns. Er lehrte zuletzt an der Universität Mannheim, im Jahr 2000 wurde Richter mit dem Goldkreuz des Phönix-Ordens seitens der griechischen Regierung ausgezeichnet. Der Forscher ist Herausgeber der Reihe "Peleus. Studien zur Geschichte Griechenlands und Zyperns".

Ich habe dort nachgeschaut: An der betreffenden Stelle findet sich nur der erwähnte "Spiegel"-Artikel als Fußnote.

Es ist eine gültige Quelle.

Nun gut. Kommen wir aber erst einmal auf den grundsätzlichen Charakter der deutschen Besatzungsherrschaft in Griechenland von 1941 bis 1945 zu sprechen.

An dieser Stelle muss ich betonen: Deutschland hatte zwar im Frühjahr 1941 den Großteil Griechenlands erobert, aber die Besatzung an die Italiener, die das Land bis 1943 kontrolliert haben, übertragen. Sie übten eine ähnliche Herrschaft aus, wie es später die Deutschen taten.

Sie begingen also Gräueltaten wie Dörfer abfackeln und Zivilisten erschießen?

Richtig.

Nun muss ich betonen: Ab 1941 stand keinesfalls ganz Griechenland unter italienischer Kontrolle: Deutschland und das verbündete Bulgarien waren ebenfalls seit der griechischen Kapitulation im April des Jahres Besatzungsmächte.

Nur in einem kleinen Umfang. Die Wehrmacht hielt etwa nur Thessaloniki und Umland, auch einige Inseln und vor allem den Westteil Kretas besetzt, wie auch Teile von Piräus, den Hafen Athens. Das ist ein wichtiger Punkt.

Wegen der verheerenden Hungersnot im Winter von 1941/42?

Es war grausam. Lange Zeit wurde in Griechenland kolportiert, dass damals allein in der Region Attika 300.000 Menschen umgekommen wären. Diese Behauptung stammt vom britischen Außenminister Anthony Eden aus dem Herbst 1941. Diese Zahl ist viel zu hoch gegriffen, es waren laut einem Bericht des Internationalen Roten Kreuzes 30.000 Tote. Was immer noch eine erschreckend hohe Zahl ist. Aber geschehen ist es eben primär unter italienischer Verantwortung. In den deutschen Besatzungsgebieten hungerte man auch, aber niemand starb deswegen. Letzteres ist durch griechische Quellen belegt.

So einfach ist es aber nicht. Tatsächlich beklagten sich damals selbst die verbündeten Italiener, dass die Deutschen nach ihrem Einmarsch etwa Athen geplündert hätten. Und auch später das Land ohne Rücksicht auf Verluste ausgebeutet hätten.

Dies war eine propagandistische Behauptung des italienischen Außenministers Galeazzo Ciano. Eine Plünderung durch Deutschland hat nicht stattgefunden. Die Hungersnot wurde durch die von den Briten verhängte Seeblockade im Mittelmeer ausgelöst.

Aber diese Argumente widersprechen sich doch nicht: Die Deutschen plünderten die vorhandenen Lebensmittel, die britische Seeblockade verhinderte Nachschub. Zudem ließ Großbritannien auf Druck des Internationalen Roten Kreuzes ab 1942 Schiffe mit Nahrung nach Griechenland fahren.

Letzteres ist richtig. Ich muss es aber noch einmal sagen: Griechenland wurde von den Deutschen nicht geplündert. Im Gegenteil, sie wiesen die Italiener von Anfang an auf die bevorstehende Hungersnot hin.

Andere Forscher, wie etwa der deutsch-griechische Historiker Hagen Fleischer, betonen im Gegensatz zu Ihren Ausführungen deutlich die fortlaufende "deutsche Ausplünderung des Landes". Und selbst Reichsmarschall Hermann Göring sagte im November 1941: "Wir können uns nicht übertrieben um die hungernden Griechen kümmern."

Ich stimme in diesem Punkt nicht mit Hagen Fleischer überein. Die deutsche Seite hielt nach Ermahnungen im Sommer während des Hungerwinters von 1941/42 die Italiener als Besatzer für zuständig. Man kümmerte sich, wie schon erwähnt, nur um die eigenen Besatzungsgebiete. Görings Bemerkung zeigt, dass sich die Deutschen um ihre Zone kümmerten.

Ich verstehe Görings Zitat allerdings ganz anders. Aber wir können doch in jedem Fall von einer deutschen Mitschuld an der Hungerkatastrophe in Griechenland sprechen: Das Schicksal der Hungernden spielte keine Rolle in Berlin.

Stimmt nicht. Primär tragen Italien und Großbritannien Verantwortung dafür. Die Griechen waren die Opfer des Krieges zwischen den größeren Mächten.

Deutschland hat immerhin Griechenland im Zweiten Weltkrieg angegriffen und erobert. Hinterher jede Verantwortung von sich zu weisen für dieses Land macht die Sache doch etwas einfach. Finden Sie nicht?

In gewissem Maße trifft dies zu.

Kommen wir auf einen anderen Aspekt zu sprechen: 1943 wurde die Wehrmacht hauptsächliche Besatzungsmacht in Griechenland, als Italien ins Lager der Alliierten wechselte. Seitdem kam es immer wieder zu als "Vergeltung" bezeichneten Massakern an der Zivilbevölkerung durch Wehrmacht und SS im Partisanenkrieg.

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Das ist leider die traurige Wahrheit.

Aber das kann das deutsche Vorgehen doch nicht rechtfertigen. Ist angesichts der von Deutschen begangenen Massaker die griechische Forderung nach Reparationen nicht verständlich?

Verständlich, berechtigt nicht unbedingt. Nehmen wir das Massaker von Kalavrita im Dezember 1943. Griechische Partisanen hatten damals einige Dutzend deutsche Soldaten gefangengenommen und getötet. Als Vergeltung für die Tat wurden "Sühne"-Maßnahmen angeordnet.

Deutsche Soldaten erschossen Hunderte griechische Männer in Kalavrita, Frauen und Kinder entgingen dem Blutbad nur, weil sie glücklicherweise entkommen konnten. Das Massaker wird zu Recht als Kriegsverbrechen angesehen.

Ja. Ich plädiere aber dafür zu beachten, wie der Krieg von beiden Seiten radikalisiert worden ist. Rund 60 kriegsgefangene und damit wehrlose deutsche Soldaten hatten die Partisanen zuvor getötet. Die Partisanen haben in Kauf genommen, dass Zivilisten den Preis bezahlen sollten. Die Deutschen betrachteten solche Aktionen wie in Kalavrita als vom Kriegsrecht gedeckte Repressalien. Frauen und Kinder blieben außen vor.

Einspruch! In Kalavrita etwa wollten die Deutschen, wie gesagt, durchaus auch Frauen und Kinder umbringen.

Stimmt nicht. Geiseln waren nur Männer.

Dazu gibt es ebenfalls deutlich andere Schilderungen. "Repressalie" ist gleichwohl ein sehr harmlos erscheinendes Wort für die Erschießung von Hunderten Menschen durch Wehrmachtssoldaten. Was ist aber mit dem Massaker von Distomo 1944? Dort wütete die SS und brachte ebenfalls Hunderte Dorfbewohner um.

Distomo war ohne Zweifel eine Mordaktion. Eine SS-Einheit hatte sich erfolglos im Nachbardorf mit Partisanen angelegt, dann fiel sie später aus Frust über Distomo her – und die SS-Leute brachten unschuldige Leute um.

Ich kann Ihre Argumentation nicht nachvollziehen: Distomo war doch auch nach Ihrer Auffassung ein Kriegsverbrechen. Wird damit der Wunsch Griechenlands nach Ausgleich nicht nachvollziehbar?

Ja. Aber weitere Ansprüche auf Reparation entstehen nicht.

Aber wo liegt der Unterschied zwischen Kalavrita und Distomo? In beiden Fällen waren es unbeteiligte Zivilisten, die ermordet wurden.

Kalavrita war die Region, in der zuerst 60 deutsche kriegsgefangene Soldaten getötet worden waren, was ein klares Kriegsverbrechen war. Distomo war eine ganz andere Geschichte unter Verantwortung der SS.

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Das ist eine zynische Unterscheidung. Und ändert auch rechtlich wenig an der Schuld der Deutschen. Wir haben nun aber über die wirtschaftliche Ausplünderung Griechenlands und die Massaker an der Zivilbevölkerung gesprochen. Es fehlt ein weiterer Aspekt: Und zwar die Verfolgung, Enteignung und Ermordung der griechischen Juden.

Es waren fast 60.000 Menschen, die zum Großteil in Auschwitz und Treblinka umgebracht worden sind.

Ihr Schicksal war seit 1959 unter anderem Gegenstand eines vielbeachteten Prozesses in Griechenland: Angeklagt war der deutsche Jurist Max Merten, der im Krieg Militärverwaltungsrat im besetzten Griechenland gewesen war.

Merten wurde in dem Prozess zu einem Kriegsverbrecher allerersten Ranges stilisiert. Meinen Nachforschungen zufolge hat er sich hingegen sogar bemüht, Juden zu helfen. Merten hatte auch keinerlei militärische Kompetenzen.

Damit vertreten Sie erneut eine deutliche Minderheitenmeinung. Neuere Forschungen wie des Juristen Gerrit Hamann kommen zu dem Ergebnis, dass sich Max Merten im Krieg überaus schuldig gemacht hat bei Enteignung und Verfolgung der griechischen Juden.

Hamanns Behauptungen können historisch nicht belegt werden. Sie sind ein Teil des Mythos, dass Merten sich an den Juden bereichert habe.

Hamann, der ebenfalls die historischen Quellen untersucht hat, würde Ihnen an dieser Stelle vehement widersprechen. Er schreibt, dass die Deportation der Juden Thessalonikis durch Mertens Tätigkeit im Vorfeld überhaupt erst in dem erfolgten Ausmaß möglich geworden ist. Und gegen Merten ist selbst von deutscher Seite ein Kriegsgerichtsverfahren eröffnet worden: Der Vorwurf lautete auf Bereicherung.

Ich sehe die Sache auf der Basis gründlicher historischer Studien anders. Merten half den Juden noch bevor die Deportationen begannen, indem er einer großen Gruppe die Flucht in die italienische Besatzungszone ermöglichte. Merten und der Schweizer Vertreter des Internationalen Roten Kreuzes hatten sogar einen Plan zur Rettung der Juden von Saloniki entwickelt. Der allerdings scheiterte.

Trotzdem muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass es sehr gegenteilige Forschungsmeinungen zu Merten gibt. Aber Tatsache ist, dass dieser 1957 nach Griechenland gereist ist und verhaftet wurde.

Die sogenannten Forschungsergebnisse zu Merten haben mit der historischen Realität nichts zu tun. Schließlich wurde er als Kriegsverbrecher verurteilt. Wenig später bot Ministerpräsident Konstantinos Karamanlis dem deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer an, Merten laufen zu lassen, wenn Deutschland Reparationen bezahle. Merten war praktisch eine Geisel, mit der man Reparationszahlungen erpressen konnte.

Ging die "Erpressung" nicht eher von deutscher Seite aus? Konrad Adenauer soll Karamanlis bei einem Treffen "verdeutlicht" haben, dass es mit einer ohnehin schon geplanten Anleihe für Griechenland angesichts des Prozesses gegen Max Merten von deutscher Seite schwierig werden könnte.

Das stimmt nicht. Um Merten freizubekommen, war Adenauer bereit, 200 Millionen DM lockerzumachen. Damit diese Gelder aber nicht in der griechischen Politik versickerten, wurden sie in Form von Sachleistungen erbracht. Deutschland baute dafür ein Kraftwerk, Überlandleitungen und Trafostationen, sodass die griechischen Dörfer und Inseln zum ersten Mal überhaupt Strom empfingen.

Der Investitionskredit und sein Zustandekommen wären die eine Sache, etwas später kam es dann zu einer anderen Art Zahlung an Griechenland: Und zwar stellte Deutschland im Rahmen eines Globalabkommens einen Betrag von 115 Millionen DM zur Entschädigung für die griechischen Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft zur Verfügung.

Fatalerweise ist ein Großteil dieses Geldes niemals bei diesen Menschen angekommen.

Wo landete es denn?

Es versickerte zu einem großen Teil im griechischen Klientelsystem. Eher politisch linksstehende NS-Opfer, darunter auch Juden, bekamen gar nichts. Ich wurde darüber von Juden aus Thessaloniki dort 1991 informiert. Dörfern, die links wählten, geschah dasselbe.

Wo soll das Geld denn stattdessen geblieben sein?

Die deutschen Reparationen versickerten im griechischen Klientelsystem.

Haben Sie dafür Belege?

Ich habe es unter anderem von einem früheren deutschen Diplomaten. Und auch Juden aus Saloniki bestätigten es mir. In meinem bereits erwähnten Buch finden sich weitere Details.

Basierend auf mündlicher Mitteilung, weniger auf schriftlichen Belegen, wie ich sah: Oder haben Sie noch mehr Belege etwa aus offiziellen Dokumenten?

Die Quellen sind meiner Ansicht nach vertrauenswürdig.

Nun gut. Sprechen wir aber einmal generell über die Frage der Reparationen. Mit welcher Begründung weist die Bundesregierung in der Gegenwart die Forderungen aus Griechenland zurück?

1953 wurde das sogenannte Londoner Schuldenabkommen geschlossen, festgelegt war darin, dass erst nach einer deutschen Wiedervereinigung über Wiedergutmachung verhandelt werden sollte. Der sogenannte Zwei-plus-Vier-Vertrag, der später die Einheit ermöglichte, kam dann einem Friedensvertrag gleich. Die früheren Kriegsgegner Deutschlands und auch Griechenland verzichteten auf Reparationen.

Griechenland sieht dies keineswegs so. Reparationen sind zudem die eine Sache, Schulden eine andere: Und zwar mahnt die griechische Regierung auch die Rückzahlung einer Anleihe an, zu der Deutschland die griechische Nationalbank 1942 gezwungen habe. Es geht um eine Summe von damals fast 500 Millionen Reichsmark.

Es gab gar keine Anleihe. Diese Zahlen sind Teil einer Bilanz, die die Deutsche Reichsbank vier Wochen vor Kriegsende aufgestellt hatte. Darin werden die Kosten aufgelistet, die Deutschland und Griechenland jeweils gegeneinander aufrechneten.

Bitte erklären Sie dies näher.

Als Besatzungsmacht ließ Deutschland etwa Militärbauten errichten, die Griechen streckten die Arbeiterlöhne vor. In der Bilanz sind die gegenseitigen Aufwendungen gegenübergestellt, es fällt auf, dass die Höhe auf deutscher und griechischer Seite fast gleich ist. Griechenland sieht aber nur die eine, eigene Seite der Bilanz – und glaubt, dass Hitler sich diesen Betrag bei den Griechen geliehen ...

... man könnte auch sagen: erpresst ...

... habe, um den deutschen Feldzug in Nordafrika unter Erwin Rommel zu finanzieren. Das ist schlicht falsch. Trotzdem glaubt die griechische Regierung, dass Deutschland diese sogenannte Anleihe mit Zins und Zinseszins zurückzahlen müsse. Was nicht gesehen wird: Deutschland transferierte damals angesichts der galoppierenden Inflation die große Summe, rund eine Million Goldstücke, zur Stabilisierung der Drachme. Das muss in die Rechnung einfließen. Diese Goldstücke bestanden fast vollständig aus französischen Goldfrancs.

Hagen Fleischer argumentiert, dass die Deutschen das Gold allein aus dem Grund transferierten, um Griechenland weiter ausbeuten zu können. Und dass es sich teils um das frühere Vermögen etwa von deportierten Juden handelte.

Diese Behauptung hat mit der Realität nicht zu tun. Die Juden Thessalonikis waren nicht einmal reich.

Vermögen ist ja ein durchaus relativer Begriff. Und das Eigentum der ermordeten griechischen Juden ist zweifelsohne von den Deutschen geraubt worden. Hagen Fleischer berichtet entsprechend über Raubgold der Nationalsozialisten.

Die Behauptung ist meiner Ansicht nach absurd.

Ich fasse zusammen: Wir sind uns einig, dass wir uns uneinig sind. Eine letzte Frage: Wird sich die deutsche Position in Sachen Reparationen noch verändern?

Das halte ich für sehr unwahrscheinlich.

Professor Richter, vielen Dank für das Gespräch.

Verwendete Quellen
  • Telefonisches Gespräch mit Heinz A. Richter
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