Kurioser Fall Mann mehr als 40 Jahre nach DDR-Flucht festgenommen
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So stellt man sich einen Urlaub in Tschechien nicht vor: Ein Deutscher wird beim Frühstück von der Polizei abgeführt. Die Ursache liegt mehr als 40 Jahre zurück.
Ein deutscher Tourist ist während seines Familienurlaubs im Riesengebirge in Tschechien unerwartet von der Polizei festgenommen worden. Der Mann, der beim Frühstück im Hotel überrascht wurde, wurde anschließend zum Verhör abgeführt.
Hintergrund der Festnahme ist eine mehr als 40 Jahre zurückliegende Flucht des Mannes aus der DDR in den Westen über die damalige Tschechoslowakei. Wie die Zeitung "Pravo" berichtet, hatte ein Gericht in Ceske Budejovice (deutsch: Budweis) den Mann im Jahr 1984 auf eine Liste unerwünschter Personen gesetzt. Diese Eintragung ist bis heute nicht aufgehoben worden.
Kein Einzelfall
Eine Sprecherin der Polizei erklärte: "Wir sind so vorgegangen, wie es uns das Gesetz gebietet." Sie fügte hinzu, dass man keinen Überblick über die Gründe für den Eintrag habe und dass ein Gericht im Einzelfall die Anordnung zur Ausweisung aufheben müsse. Der Mann wurde inzwischen wieder freigelassen.
Laut dem Anwalt Lubomir Müller handelt es sich dabei nicht um einen Einzelfall. Er erklärte, dass solche Situationen immer wieder vorkommen könnten, weil Ausländer bei der juristischen Rehabilitierung von Opfern der sozialistischen Justiz möglicherweise übersehen würden. Zwar sei die Straftat des unerlaubten Verlassens der Republik durch ein Gesetz von 1990 aufgehoben worden, jedoch hätten einige DDR-Bürger auf ihrer Flucht zusätzlich andere Straftaten begangen, etwa Autodiebstahl oder Betrug.
- Nachrichtenagentur dpa
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