Brandanschlag in Japan 36-facher Mörder zum Tode verurteilt
Der Täter kam in ein Animationsstudio, verschüttete eine Flüssigkeit und rief: "Sterbt!" 36 Menschen kamen qualvoll ums Leben.
Viereinhalb Jahre nach dem Brandanschlag auf das japanische Zeichentrickfilmstudio Kyoto Animation mit 36 Toten ist der Täter wegen Mordes zum Tode verurteilt worden. Damit entsprach das Gericht in Kyoto der Forderung der Staatsanwaltschaft, wie japanische Medien am Donnerstag berichteten.
Der 45-jährige Shinji Aoba sei zum Zeitpunkt der Tat im Juli 2019 weder geisteskrank noch vermindert zurechnungsfähig gewesen, wurde der Vorsitzende Richter zitiert. Der Brandanschlag hatte vor allem unter Anime-Fans in Japan und in der ganzen Welt für Entsetzen gesorgt. Es handelte sich um den Massenmord mit den meisten Opfern in Japan seit rund 20 Jahren.
Das Gericht habe eine angemessene Entscheidung im Einklang mit dem Gesetz getroffen, erklärte laut der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo der Chef des betroffenen Filmstudios, Hideaki Hatta. "Doch selbst nach dem Urteil ist unsere Trauer nicht im Geringsten gewichen."
Täter vergoss brennbare Flüssigkeit und rief: "Sterbt"
Der Angeklagte hatte gestanden, das Zeichentrickstudio in der alten Kaiserstadt Kyoto in Brand gesetzt zu haben. Aoba hatte damals das Studiogebäude betreten und eine brennbare Flüssigkeit vergossen. Dann zündete er das Gebäude an und rief dabei: "Sterbt!"
Feuer und Rauch breiteten sich rasend schnell aus, viele Menschen in dem dreistöckigen Gebäude waren in der Flammenhölle gefangen und konnten nicht mehr entkommen. Der Vorsitzende Richter sprach von einer grausamen und unmenschlichen Tat: "Der Schmerz der Opfer, die im Studio 1 starben, das sich augenblicklich in eine Hölle verwandelte, ist unbeschreiblich."
Den Ermittlern hatte der Täter gesagt, das Studio habe seine Idee für ein Werk gestohlen. Die Firma Kyoto Animation produzierte vor allem in den 2000er Jahren einige beliebte Fernseh-Zeichentrickserien wie "K-On!", "Free!" und "Suzumiya Haruhi no Yuutsu", die sich insbesondere an die jüngere Generation richten.
Hatte der Täter Wahnvorstellungen?
Weil der Angeklagte geständig war, ging es den Berichten zufolge in dem Verfahren vor allem um die Frage, ob er schuldfähig ist. Seine Anwälte hatten argumentiert, dass er unter Wahnvorstellungen gelitten habe. Der Richter folgte jetzt der Staatsanwaltschaft, wonach der Täter strafrechtlich verantwortlich sei. Sie hatte die Todesstrafe wegen Mordes, Brandstiftung und anderer Anklagepunkte gefordert.
Das Verfahren hatte erst im vergangenen September begonnen. Der Täter hatte bei dem Brand selbst lebensgefährliche Verbrennungen erlitten und musste entsprechend lange behandelt werden.
Eine der letzten Nationen mit Todesstrafe
Japan gehört neben den USA und China zu den wenigen Industrieländern, die an der Todesstrafe festhalten. Menschenrechtsaktivisten prangern den Umgang mit Hinrichtungen und die Haftbedingungen an: Todeskandidaten sitzen oft jahrelang in Einzelhaft und erfahren den Zeitpunkt ihrer Hinrichtung nicht. Wenn dann schließlich der Exekutionsbefehl vom Justizministerium eintrifft, haben die meisten nur noch wenige Stunden zu leben. Die Strafe wird durch Erhängen vollstreckt.
Der Brandanschlag in Kyoto war der Massenmord mit den meisten Opfern in Japan, seit im Jahr 2001 bei einem Brandanschlag auf ein Gebäude im Tokioter Stadtteil Kabukicho 44 Menschen ums Leben kamen. Bei dem berüchtigten Saringas-Angriff auf eine U-Bahn in Tokio im Jahr 1995 waren 13 Menschen ums Leben gekommen.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und AFP
- edition.cnn.com: "Japan court sentences arsonist to death for deadly attack on Kyoto Animation studio"