"Ich dachte, ich sterbe an einem Herzinfarkt" Senator soll Abgeordnete unter Drogen gesetzt haben
Eine französische Abgeordnete fühlte sich nach einem Besuch bei einem Senator unwohl. Er soll sie unter Drogen gesetzt haben. Nun äußert sie sich erstmals öffentlich.
Weil er eine Parlamentarierin unter Drogen gesetzt haben soll, ermittelt die französische Justiz gegen den Senator Joël Guerriau. Wie es von der Pariser Staatsanwaltschaft am Freitagabend hieß, wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Dem 66 Jahre alten Mitte-Politiker wird vorgeworfen, der Frau Drogen verabreicht zu haben, um sich an ihr zu vergehen.
"Der Champagner hat ungewöhnlich süß geschmeckt", sagte sie. Sie habe ihren Gastgeber mit einem weißen Tütchen hantieren sehen. Anschließend sei ihr schlecht geworden, sie sei aus der Wohnung geflohen. "Ich dachte, ich sterbe an einem Herzinfarkt", erinnert sie sich. Sie wende sich nun auch deshalb an die Öffentlichkeit, um auf das Problem der K.-o.-Tropfen aufmerksam zu machen. "Dies kann allen passieren", mahnte sie.
Der Senator weist die Vorwürfe zurück
Josso verklagte den 66 Jahre alten Senator Joël Guerriau, ihr ohne ihr Wissen eine bewusstseinsverändernde Substanz verabreicht zu haben, mit dem Ziel, sie sexuell gefügig zu machen. Der Senator ließ die Vorwürfe über seinen Anwalt zurückweisen. Sein Mandant habe einen "anstrengenden Wahlkampf" hinter sich und außerdem habe ihm der Zustand seiner "sterbenskranken Katze" zu schaffen gemacht, erklärte der Anwalt.
Der Senatspräsident forderte Guerriau bereits zum Verzicht auf die Amtsausübung auf. Über ein mögliches Ende seines Mandats könne jedoch nur die Justiz entscheiden. Auch seine Partei Horizons, die Macrons ehemaliger Premierminister Édouard Philippe gegründet hatte, suspendierte ihn, nachdem die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren eingeleitet hatte.
Macron will mit einem Gesetz das öffentliche Leben "moralisieren"
Es ist gerade mal sechs Jahre her, dass der damals frisch gewählte Macron sein erstes Gesetz auf den Weg brachte: Es trug den prächtigen Titel "Moralisierung des öffentlichen Lebens" und verbot unter anderem Abgeordneten, Familienmitglieder als Assistenten einzustellen. Schon der Beginn eines Ermittlungsverfahrens sollte zudem ausreichen, um ein Regierungsmitglied aus dem Amt zu entfernen, erklärte Macron.
Anfangs hielt der Präsident sich an die Regel: Zwei seiner Minister mussten bereits nach wenigen Wochen ihre Ämter aufgeben. Ein weiterer Minister, der bei seiner Vermögenserklärung geschwindelt hatte, hielt sich dann immerhin noch bis zu seiner Verurteilung im Amt.
Bei einer Gegenüberstellung habe Guerriau seine Version des Geschehens dargestellt, die zum aktuellen Zeitpunkt der Ermittlungen nicht ermögliche, ein Vergehen zu beschreiben, zitierten französische Medien Guerriaus Anwalt Rémi-Pierre Drai.
Unter Verweis auf Ermittlerkreise hatten Medien berichtet, die Abgeordnete sei in der vergangenen Woche bei Guerriau zu Hause gewesen. Nach einem Glas Wein sei ihr unwohl geworden und sie sei gegangen. In ihrem Blut sei Ecstasy nachgewiesen worden. Auch bei dem Senator zu Hause fanden die Ermittler demnach Ecstasy.
- Nachrichtenagentur dpa