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Bericht: Hamas im Gazastreifen übergibt vier tote Geiseln


Diesmal lief es anders
Hamas übergibt vier tote Geiseln

Von dpa
Aktualisiert am 27.02.2025 - 01:28 UhrLesedauer: 3 Min.
Chan Junis: Kämpfer des Islamischen Dschihad und der Al-Kassam-Brigaden umringen ein Auto des Roten Kreuzes.Vergrößern des Bildes
Chan Junis: Kämpfer des Islamischen Dschihad und der Al-Kassam-Brigaden umringen ein Auto des Roten Kreuzes. (Quelle: Abed Rahim Khatib/dpa)
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Mit unwürdigen Inszenierungen von Geiseln hat die Hamas im Gazastreifen die Waffenruhe-Vereinbarung mit Israel ins Stocken gebracht. Nun lief es anders.

Die sterblichen Überreste von vier getöteten Hamas-Geiseln sind in Israel eingetroffen und werden nun untersucht. Israel habe "die Särge von vier toten Geiseln über das Rote Kreuz erhalten", erklärte das Büro von Regierungschef Benjamin Netanjahu am Donnerstag. Die Übergabe habe in Chan Junis, im Gazastreifen, stattgefunden.

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Zuvor hatte das israelische Ministerpräsidentenamt mitgeteilt, dass eine Einigung über die Art und Weise der Übergabe erzielt wurde. Insbesondere gab dieses Mal es keine Zeremonie mit bewaffneten Kämpfern und lauter Musik bei der Aushändigung der Särge an das Rote Kreuz im Gazastreifen. Darauf hatte Israel im Vorfeld bestanden. Bislang hatte die Terrororganisation Hamas stets eine große Propagandashow aus den Übergaben gemacht, bei der die Geiseln öffentlich zur Schau gestellt wurden und demütigende Anweisungen der Terroristen befolgen mussten.

Die Särge seien nach ihrer Übergabe an das Rote Kreuz unter ägyptischer Vermittlung zu einer Armee-Einheit am israelischen Grenzübergang Kerem Schalom überführt worden. Anschließend sei "ein vorläufiger Identifizierungsprozess" auf israelischem Boden eingeleitet worden, hieß es weiter.

Nach der Übergabe hat Israel erneut inhaftierte Palästinenser freigelassen. Ein Bus mit mehreren freigelassenen palästinensischen Häftlingen verließ in der Nacht zu Donnerstag das israelische Gefängnis Ofer, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP sah. Anschließend traf der Bus in Ramallah an, wo die freigelassenen Palästinenser von einer jubelnden Menschenmenge begrüßt wurden. Insgesamt sollen im Gegenzug mehr als 600 palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen freikommen.

Israel hatte die Freilassung der Palästinenser nach dem Erhalt der sechs Geiseln am letzten Samstag ausgesetzt. Der jüdische Staat hatte diesen Schritt mit den entwürdigenden Zeremonien begründet, die die Hamas bei den bisherigen Übergaben von lebenden und toten Geiseln an das Rote Kreuz im Gazastreifen inszeniert hatte.

Identität wird erst nach Untersuchung bestätigt

Israel wollte die Identität der nun übergebenen Leichen erst nach ihre Untersuchung bestätigen. Medienberichten und Angehörigen zufolge handelte es sich um die sterblichen Überreste von vier israelischen Männern im Alter zwischen 50 und 86 Jahren. Drei von ihnen waren am 7. Oktober 2023 aus zwei Kibbuzim nahe der Gaza-Grenze entführt worden. Der vierte Mann war beim Überfall der Hamas und anderer Gruppen an jenem Tag auf den Süden Israels getötet worden, seine Leiche hatten die Terroristen nach Gaza verschleppt.

Die Hamas nutzte die Geisel-Freilassungen bislang stets als Machtdemonstration und Spektakel für Schaulustige. Oftmals wurden die Entführten auf einer Bühne vorgeführt und erhielten von bewaffneten Islamisten sichtbar Anweisungen, zu lächeln und der wartenden Menschenmenge zuzuwinken. Vergangenes Wochenende musste ein Israeli zudem zwei vermummte Mitglieder der Hamas auf die Stirn küssen.

Auch bei der die Übergabe von Leichen israelischer Geiseln, darunter zwei Kleinkinder, die auch deutsche Staatsangehörige sind, gab es vergangenen Donnerstag ein international kritisiertes Prozedere. Die Hamas hatte die Särge auf einer Bühne aufgebahrt, zahlreiche jubelnde Schaulustige und Dutzende vermummte Islamisten versammelten sich am Übergabeort, während laute Musik spielte.

Noch 59 Geiseln in der Gewalt von Islamisten – viele von ihnen tot

Im Rahmen einer ersten Phase des mehrstufigen Abkommens zwischen Israel und der Hamas sollten 33 Geiseln, darunter acht Tote, freikommen. Dies wurde nun vollständig umgesetzt. Im Gegenzug dazu sollten 1.904 palästinensische Häftlinge freikommen. Die erste Phase soll offiziell am Wochenende enden.

Nach Angaben des katarischen Außenministeriums sieht das Abkommen vor, dass die erste Phase fortdauern kann, solange beide Konfliktparteien über die zweite Phase verhandeln. Diese soll zu einem endgültigen Ende des Kriegs sowie zur Freilassung der noch verbliebenen Geiseln führen. Die Kämpfe könnten also weiter ausgesetzt bleiben - obwohl beide Kriegsparteien Berichten zufolge bislang - anders als vorgesehen - noch gar keine ernsthaften Verhandlungen über die zweite Phase geführt haben.

Insgesamt werden jetzt noch 59 Geiseln im Gazastreifen festgehalten, von denen jedoch nur noch 27 am Leben sein sollen.

Auslöser des Kriegs war der Überfall der Hamas und anderer extremistischer Gruppierungen auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 Israelis als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden. Seitdem wurden laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen mehr als 48.300 Menschen getötet, darunter auch viele Frauen und Minderjährige.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen AFP und dpa
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