Angriff auf Taiwan? Pentagon-Leaks enthüllen chinesische Schwachstelle
Bei einem chinesischen Angriff wäre Taiwan schlecht aufgestellt, davon geht der US-Geheimdienst wohl aus. Ein Detail könnte für China aber zum Problem werden.
Taiwans Luftwaffe könnte einem US-Bericht zufolge im Falle eines militärischen Konflikts mit China sehr schlecht aufgestellt sein. Taiwan sei sehr anfällig für chinesische Luftangriffe, berichtete die "Washington Post" am Samstag unter Berufung auf die im Netz veröffentlichten US-Geheimdokumente. Demnach sollen Verantwortliche in Taiwan bezweifeln, dass ihre Luftabwehr Raketenstarts genau erkennen könne. Außerdem sollen kaum mehr als die Hälfte der taiwanesischen Flugzeuge voll einsatzfähig sein.
Die Dokumente legen der Zeitung zufolge nahe, dass Chinas Luftwaffe viel bessere Chancen habe, frühzeitig die Kontrolle über den Luftraum zu erlangen. In den Papieren heiße es, dass Analysten des Pentagons die taiwanesischen Raketenwarnübungen als unzureichend einstuften. Es sei unwahrscheinlich, dass Taiwan die militärische Luftüberlegenheit Chinas in einem Konflikt vereiteln könne.
- Bei Besuch in Peking: Baerbock warnt China vor "Horrorszenario"
Allerdings wird auch eine chinesische Schwachstelle ausgemacht: Würde China tatsächlich einen amphibischen Angriff auf Taiwan starten, könnte die Versorgung der Landungsbrigade mit Benzin zum Problem werden, heißt es dem Bericht zufolge in einem der Dokumente. Das könnte es für China schwierig machen, auf Taiwan Fuß zu fassen. Dadurch könnte es den USA und Taiwan gelingen, eine Invasion in einem frühen Stadium zu vereiteln.
FBI hat 21-jährigen Verdächtigen festgenommen
Die Spannungen zwischen China und Taiwan nahmen jüngst zu. Peking betrachtet die demokratische Inselrepublik als Teil der Volksrepublik und droht mit einer Eroberung. Taiwan hat seit mehr als 70 Jahren eine unabhängige Regierung. Bei ihrem kürzlichen Besuch in Peking hat die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) China vor einem militärischen Konflikt mit Taiwan gewarnt. Dies wäre ein "Horrorszenario", so Baerbock.
Seit Wochen kursieren im Internet Dutzende US-Geheimdokumente. Der 21 Jahre alte Angehörige des US-Militärs, Jack Teixeira, steht im Verdacht, diese in einem geschlossenen Chat-Raum veröffentlicht zu haben. Von dort aus verbreiteten sie sich weiter, bis auch Behörden und Medien darauf aufmerksam wurden. Teixeira wurde am Donnerstag festgenommen. Hier lesen Sie mehr zu den Hintergründen des Pentagon-Leaks.
Die US-Regierung hatte zuletzt davor gewarnt, dass die Dokumente manipuliert sein könnten. Der "Washington Post" zufolge kommentierte das US-Verteidigungsministerium die Dokumente zu Taiwan auf Anfrage nicht. Das Verteidigungsministerium Taiwans erklärte demnach, dass es "externe Meinungen über seine militärische Bereitschaft" respektierte und dass die Verteidigungssysteme "sorgfältig auf der Grundlage feindlicher Bedrohungen konstruiert" seien.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa und AFP
- washingtonpost.com: "Taiwan highly vulnerable to Chinese air attack, leaked documents show" (englisch, kostenpflichtig)