Neues Buch US-General warnte vor "Reichstag-Moment" unter Trump
Washington (dpa) - In den letzten Monaten der Präsidentschaft von Donald Trump hat US-Generalstabschef Mark Milley einem neuen Buch zufolge einen Putschversuch Trumps zum Machterhalt für möglich gehalten.
Er befürchtete dabei Umstände wie vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland, schreiben die "Washington Post"-Reporter Carol Leonnig und Philip Rucker in ihrem Buch. "I Alone Can Fix It: Donald J. Trump's Catastrophic Final Year" (etwa: Nur ich kann es richten: Donald J. Trumps katastrophales letztes Jahr) soll kommende Woche in den USA erscheinen. Am Mittwoch (Ortszeit) wurden in US-Medien erneut Auszüge öffentlich.
Er habe nie mit einem Putsch gedroht oder mit irgendjemanden über einen Putsch gesprochen, reagierte Trump in einer Mitteilung am Donnerstag. "Es tut mir leid, Sie zu informieren, aber eine Wahl ist meine Form von "Putsch"", so Trump. "Ich stehe nicht auf Putsche."
"Das ist ein Reichstag-Moment", "die Glaubensbotschaft des Führers", hat Milley dem Buch zufolge in den Tagen vor der Erstürmung des Kapitols am 6. Januar zu Vertrauten gesagt. Trump hatte nach seiner Niederlage bei der Präsidentenwahl wiederholt Behauptungen über angeblichen Wahlbetrug geäußert. Mit seinen Bemerkungen habe Milley Parallelen zum Reichstagsbrand gezogen. Die Nationalsozialisten hatten ein durch Brandstiftung verursachtes Feuer im deutschen Parlament 1933 genutzt, um ihre Diktatur zu festigen. Ein Sprecher Milleys kommentierte die Berichte zunächst nicht, wie die "Washington Post" schrieb.
Milley habe mit Vertrauten bereits Gegenmaßnahmen besprochen, berichtete der Sender CNN unter Berufung auf das Buch. So habe er mit anderen Militärchefs etwa erwogen, dass einer nach dem anderen zurücktreten würde, sollten sie Befehle von Trump erhalten, die sie als illegal oder gefährlich beurteilten. Das Buch basiert den Berichten zufolge auf Interviews mit über 140 Menschen, darunter auch Trump selbst und hochrangige Mitarbeiter seiner Regierung. Viele Gesprächspartner wollten jedoch nicht namentlich genannt werden.
In einer außergewöhnlichen politischen Stellungnahme hatte Milley die Erstürmung des Kapitols verurteilt. Im Juni 2020 war er dagegen für seine Anwesenheit bei einem Fototermin Trumps nach einem umstrittenen Einsatz gegen friedliche Demonstranten in die Kritik geraten. Trumps Regierung hatte die Demonstration vor dem Weißen Haus damals auflösen lassen, damit der Präsident vor einer Kirche mit einer Bibel posieren konnte. Milley sagte später: "Ich hätte nicht dort sein sollen."