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Warum Muskelkrämpfe im Alter zunehmen


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Experte gibt Vorbeugetipps
Warum Muskelkrämpfe im Alter zunehmen


Aktualisiert am 20.07.2022Lesedauer: 4 Min.
Ein Mann greift nach seinem Unterschenkel. Krämpfe in der Wade sind äußerst schmerzhaft und können plötzlich auftreten. Besonders häufig sind ältere Menschen betroffen.Vergrößern des Bildes
Ein Mann greift nach seinem Unterschenkel. Krämpfe in der Wade sind äußerst schmerzhaft und können plötzlich auftreten. Besonders häufig sind ältere Menschen betroffen. (Quelle: blyjak/getty-images-bilder)
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Wadenkrämpfe oder Krämpfe im Fuß treten bei älteren Menschen häufiger auf als bei jüngeren. Ein Experte erklärt, woran das liegt und wie Sie vorbeugen können.

Muskelkrämpfe kennen die meisten in Form von Wadenkrämpfen oder Krämpfen im Fuß. Mit zunehmendem Alter nehmen die schmerzhaften Verkrampfungen der Muskeln häufig zu. Gründe hierfür sind unter anderem ein Abbau von Muskelmasse sowie verkürzte Muskeln.

Was passiert bei einem Muskelkrampf?

Bei einem Muskelkrampf handelt es sich um eine plötzliche Kontraktion des Muskels, die in den meisten Fällen als sehr schmerzhaft wahrgenommen wird. Sowohl ein einzelner Muskel, als auch eine ganze Muskelgruppe können verkrampfen – für wenige Sekunden oder einige Minuten. Oftmals kommt es in Ruhe, vielfach nachts, oder bei sportlichen Tätigkeiten zum Muskelkrampf. Was im Akutfall gegen Muskelkrämpfe hilft und wie Sie am besten vorbeugen können.

Krämpfe kommen häufig nachts

Besonders häufig ist der Wadenmuskel betroffen. Muskelkrämpfe in den Beinen, die nachts ohne ursächliche Störung auftreten, nennen Mediziner benigne idiopathische Beinkrämpfe. Treten die Bein- beziehungsweise Waden- oder Fußkrämpfe im Zusammenhang mit sportlichen Aktivitäten auf, sprechen Mediziner von trainingsassoziierten Muskelkrämpfen.

Sind Muskelkrämpfe gefährlich?

Muskelkrämpfe, medizinisch Crampi genannt, sind meist harmlos und in der Regel kein Hinweis auf eine Erkrankung. Häufig sind gesunde Menschen mittleren Alters betroffen sowie Ältere. Treten die Muskelkrämpfe gehäuft auf, sollten Betroffene einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen und die Ursache klären lassen. Zu den möglichen Muskelkrampf-Ursachen gehören unter anderem:

  • Verspannungen der Muskulatur (durch zu viel oder zu wenig Bewegung)
  • Fehlbelastungen
  • Gelenkprobleme
  • ein Ungleichgewicht im Mineralstoffhaushalt/ Salzhaushalt (Elektrolythaushalt)
  • Eisenmangel
  • Dehydration (ausgetrockneter Körper, meist kombiniert mit einem gestörten Salzhaushalt), oft verursacht durch Durchfälle, Erbrechen oder starkes Schwitzen
  • die Einnahme bestimmter Medikamente
  • Nervenstörungen, sogenannte Polyneuropathien
  • Schwangerschaften
  • Nierenerkrankungen
  • Durchblutungsstörungen
  • Nervenschädigungen, etwa durch Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) verursacht

Vermehrte Muskelkrämpfe im Alter durch Medikamente

Mit dem Alter nimmt die Häufigkeit der Muskelkrämpfe oft zu. Die Gründe sind vielfältig. So nehmen viele ältere Menschen regelmäßig verschiedene Medikamente ein – die möglicherweise Krämpfe begünstigen. Dazu gehören unter anderem bestimmte Blutdrucksenker, Diuretika (Entwässerungsmittel) und Medikamente, wie sie bei der chronisch-obstruktiven Lungenkrankheit COPD Anwendung finden, etwa bestimmte Bronchodilatatoren. Auch Cholesterinsenker und einige Antidepressiva können Muskelkrämpfe verursachen. Bei wiederkehrenden Muskelkrämpfen ist ein Gespräch mit dem Arzt und ein Blick auf die Medikamente ratsam.

Ältere Menschen trinken oft zu wenig

Zudem fällt es vielen Menschen mit zunehmendem Alter schwerer, ausreichend Flüssigkeit aufzunehmen. Mit dem Alter lässt das Durstgefühl nach. Auch der Hunger nimmt oftmals ab – was eine ausgewogene Ernährung erschwert. So kann es passieren, dass dem Körper wichtige Nährstoffe fehlen, die er für eine funktionierende Muskulatur braucht. Mineralstoffe wie Magnesium und Kalium gehören ebenso dazu wie Proteine.

"Die Nerven brauchen Mineralstoffe, um Befehle an die Muskelfasern weiterleiten zu können. Die Muskeln selbst benötigen Mineralien, um sich zusammenziehen, dehnen und entspannen zu können. Eiweiße sind wichtig, damit die Muskulatur erhalten bleibt, Reparaturmechanismen vollzogen werden können und Muskulatur aufgebaut werden kann", sagt Ingo Froböse, Universitätsprofessor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln.

Professor Dr. Ingo Froböse lehrt an der Deutschen Sporthochschule Köln. Er ist dort Leiter des Zentrums für Gesundheit durch Sport und Bewegung und Leiter des Instituts für Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation.

Fehlbelastungen und Bewegungsmangel sind im Alter häufiger

Auch kommt es bei älteren Menschen öfter zu Fehlbelastungen und Gelenkproblemen, welche Muskelkrämpfe begünstigen können. Zudem neigen im Alter die Muskeln dazu, sich zu verkürzen. Ebenso ist regelmäßige Bewegung oftmals nicht mehr möglich – die Muskelmasse nimmt ab. Unbewegte Muskeln sind unterfordert – was Krämpfe genauso begünstigt wie Überforderung.

"Regelmäßige Bewegung ist im Alter unverzichtbar und sollte an die jeweilige körperliche Konstitution angepasst sein. Gut geeignet sind meist Gymnastik, Wandern, Spaziergänge, Schwimmen und Radfahren", empfiehlt der Sportexperte. Dadurch werde nicht nur die Muskelkraft, gestärkt, sondern auch die Muskelausdauer, die Koordination und der Gleichgewichtssinn. Das wiederum beuge Stürzen vor.

Was hilft bei einem akuten Wadenkrampf?

Oftmals treten Wadenkrämpfe unerwartet nachts auf und die Betroffenen schrecken durch den stechenden Schmerz im Bein aus dem Schlaf. Um den Krampf rasch zu lösen, müssen Sie nicht aus dem Bett steigen. "Dehnung hilft am besten gegen einen akuten Wadenkrampf", erklärt Froböse. "Ziehen Sie die Fußspitze des betroffenen, ausgestreckten Beins in Richtung Knie. So erreichen Sie eine Streckung der Wadenmuskulatur. Oder ziehen Sie Zehen und Fuß vorsichtig mit der Hand zu sich. Meist lässt der Muskelkrampf dann nach." Hilft das nicht, sollten Sie aufstehen und versuchen, vorsichtig zu gehen.

Können Magnesium und Dehnen Muskelkrämpfen vorbeugen?

Die aktuellen Leitlinien empfehlen zur Vorbeugung regelmäßige passive Dehnübungen der Wadenmuskulatur, zum Beispiel durch Vorbeugen des Körpers im Stand, ohne dass die Fersen den Bodenkontakt verlieren. Allerdings weisen die Autoren darauf hin, dass die Wirksamkeit in verschiedenen Studien unterschiedlich bewertet wurde, eine klare Evidenz also fehlt.

Ebenso wird in den Leitlinien die Einnahme von Magnesium empfohlen, obwohl auch hier die Wirksamkeit nicht ausreichend belegt ist. Ein Therapieversuch sollte den Autoren zufolge aber in jedem Falle unternommen werden. Magnesium führt an der Muskelmembran zu einer Stabilisierung und reduziert Aktionspotenziale, die Kontraktionen im Muskel auslösen. Auch wenn die Wirksamkeit von einer Magnesium-Supplementierung bislang nicht wissenschaftlich bewiesen ist: Viele Patienten berichten, dass Magnesium bei ihnen die Neigung zu Muskelkrämpfen lindert.

Tipps gegen Beinkrämpfe

Weitere Maßnahmen, die helfen können, Muskelkrämpfen vorzubeugen, sind:

  • Achten Sie auf eine ausgewogene und bunte Ernährung mit möglichst frischen Lebensmitteln. So versorgen Sie Ihren Körper mit wichtigen Mineralstoffen, Vitaminen und Spurenelementen.
  • Achten Sie auf eine ausreichende Proteinzufuhr. Die Referenzwerte der DGE liegen bei 0,8 bis 1 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht am Tag.
  • Trinken Sie ausreichend. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät gesunden Erwachsenen, täglich 1,5 zu trinken. Menschen mit Herz- oder Nierenerkrankungen sollten die individuelle Trinkmenge mit ihrem behandelnden Arzt oder ihrer Ärztin besprechen.
  • Trinken Sie das richtige. Mineralwasser unterstützt die Mineralstoffversorgung. Ungesüßte Tees und verdünnte Saftschorlen sind ebenfalls gute Durstlöscher. Kaffee hingegen wirkt entwässernd und begünstigt Krämpfe möglicherweise. Verzichten Sie weitestgehend auf Alkohol. Alkohol wirkt sich negativ auf den Elektrolythaushalt und die Reizverarbeitung der Nerven aus.
  • Rauchen Sie nicht. Die im Tabak enthaltenen Giftstoffe stören unter anderem die Durchblutung.
  • Bleiben Sie in Bewegung.

Liegt ein Verdacht auf einen Nährstoffmangel vor, sollte ein Blutbild gemacht werden. Nahrungsergänzungen wie Magnesium und Kalium können sinnvoll sein, sollten aber immer nur nach Absprache mit dem Arzt eingenommen werden.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN): Crampi/ Muskelkrampf. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 030/037 (Stand: 15. April 2020)
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