Hohe Energiepreise Erste Städte fahren die Straßenbeleuchtung zurück
Die hohen Energiekosten spüren auch die Städte und Kommunen: Viele wollen nun daher den Sparkurs einschlagen und in Zukunft die Straßen weniger beleuchten. Das könnte in einigen Fällen bis zu 40.000 Euro sparen.
Angesichts drastisch gestiegener Energiekosten planen erste Städte weitere Einsparungen bei der Straßenbeleuchtung. Andere Kommunen prüfen einen solchen Schritt gerade. Mit der Maßnahme könnten die Städte ihre Kassen deutlich entlasten. Bis zu 50 Prozent der Stromkosten einer Stadt oder Gemeinde entfielen darauf, teilte das hessische Wirtschaftsministerium kürzlich mit.
Eine reduzierte Straßenbeleuchtung sei daher "eine Idee im Bündel der möglichen Maßnahmen", die in Kommunen diskutiert werde, sagte Alexander Handschuh vom Deutschen Städte- und Gemeindebund. Für viele Städte kommt ein weiteres Herunterfahren der Straßenbeleuchtung allerdings nicht mehr infrage, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab.
Die Stadt Weimar wird die Dauer ihrer Straßenbeleuchtung ab dem 1. Juni reduzieren: Die Straßenlaternen werden künftig in der Sommerzeit 30 Minuten später ein- und 30 Minuten früher ausgeschaltet. In den Wintermonaten wird die ursprüngliche Beleuchtungszeit um jeweils zehn Minuten reduziert, wie die Stadt mitteilte. Damit könnten pro Jahr zwischen 70.000 und 100.000 Kilowattstunden eingespart werden – eine Einsparung von etwa 30.000 bis 40.000 Euro bei dem derzeitigen Energiepreis.
In Halle in Sachsen-Anhalt sagte eine Sprecherin der Stadtwerke, derzeit sei aufgrund von technischen und organisatorischen Maßnahmen zwar noch keine kürzere Leuchtdauer der Stadtbeleuchtung nötig – "allerdings bereiten auch wir uns darauf vor".
Mainz setzt auf Beleuchtung mit Bewegungssensoren
Angesichts drastisch steigender Energiekosten diskutiert die Stadt Mainz über weitere Reduzierungen bei der Beleuchtung von Fuß- und Radwegen. Aktuell werde an weniger genutzten Fuß- und Radwegen die Straßenbeleuchtung zwischen 1.00 Uhr und 5.00 Uhr bereits um 50 Prozent reduziert, teilte die Stadt mit. Nun plane man erstmals eine bedarfsorientierte Straßenbeleuchtung, wobei die Laternen nur in Betrieb gehen sollen, wenn Fußgänger und Fahrradfahrer die Wege nutzen. Die Solarleuchten sollen dafür eine Sensorik bekommen.
Seit 2012 setzt die Stadt Mainz auf den Ausbau von LED-Technik bei der öffentlichen Straßenbeleuchtung. Der erzielte Einspareffekt sei enorm: Im Jahr 2021 seien durch den Einsatz der LED-Technik rund 1,7 Millionen Kilowattstunden im Vergleich zu 2012 eingespart worden. Gegenüber 2012 reduziere man den Energiebedarf dadurch jährlich um ungefähr 20 Prozent.
Intelligente Technik auch in Darmstadt: Hier wurden ein Radweg in der Stadt und auch eine bereits fertiggestellte Teilstrecke des Radschnellwegs Frankfurt - Darmstadt mit speziellen Sensoren ausgestattet: Die Lampen reagieren auf Bewegung und werden heller, wenn ein Radfahrer oder Fußgänger vorbeikommt und dunkeln danach wieder ab, wie ein Stadtsprecher sagte.
Sorgen um die Verkehrssicherheit
Nicht alle Städte wollen allerdings den Sparkurs einschlagen. Trotz der gestiegenen Energiepreise wollen etwa die Großstädte Leipzig und Dresden nicht die Straßenbeleuchtung reduzieren. Hier leuchten die Straßenlaternen derzeit etwa acht Stunden in der Nacht. Kürzere Betriebszeiten seien nicht geplant. "Eine kürzere Leuchtdauer geht auch immer zulasten der Verkehrssicherheit", heißt es aus Dresden. Dennoch haben die Städte bereits mit anderen Maßnahmen reagiert. Sowohl in Dresden als auch in Leipzig wird das Licht zwischen 22.00 und 6.00 Uhr gedimmt – bei konventionellen Lampen könnten so 30 Prozent der Energie eingespart werden, bei LED-Leuchten sogar bis 50 Prozent, heißt es aus Leipzig.
Die größeren Städte Mecklenburg-Vorpommerns sehen durch eine kürzere Leuchtdauer der Straßenlampen kaum Einsparpotenzial. "Wir halten uns da an die Verkehrssicherheit", sagte etwa der Klimaschutzmanager Neubrandenburgs. "Wir sind da schon am absoluten Minimum."
Eine Reduzierung der Leuchtdauer ist auch in Hannover, Bremen und Oldenburg nicht geplant. "Bisherige Anfragen seitens der Bürgerinnen und Bürger gehen eher in die andere Richtung, das heißt, sie wünschen eine Verlängerung der Schaltzeiten", sagte Kim Vredenberg-Fastje, Sprecherin der Stadt Oldenburg. In den drei Städten schalten sich die Laternen automatisch mit Einbruch der Dämmerung abends ein und morgens aus.
- Nachrichtenagentur dpa