"Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale" Finanzminister Lindner warnt vor Dauer-Inflation
Die Preise in Deutschland steigen immer weiter. Auch Finanzminister Christian Lindner weiß das. Er schlägt nun deutliche Töne an – und warnt vor einem Szenario, in dem sich Preise und Löhne immer weiter hochschaukeln.
Bundesfinanzminister Christian Lindner warnt vor einer sich verstärkenden Inflation durch deutlich steigende Löhne und Gehälter. "Die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale ist real", sagte der FDP-Vorsitzende am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. "Die Inflationsentwicklung würde dann zusätzlich verstärkt."
Eine Lohn-Preis-Spirale ist ein Szenario, in dem sich Preise und Löhne immer weiter hochschaukeln. Konkret läuft das so: Weil Arbeitnehmer angesichts der Inflation dauerhaft mehr Lohn fordern und erhalten, steigen die Kosten für Unternehmen. Diese wälzen sie wiederum auf die Verbraucher ab, das Preisniveau steigt folglich.
Lindner: Tarifpartner tragen hohe Verantwortung
In Deutschland lag die Teuerungsrate im April, angetrieben von stark steigenden Lebensmittel- und hohen Energiepreisen, bei 7,4 Prozent. Dies ist der höchste Stand seit Oktober 1981. Die IG Metall hatte zuletzt beispielsweise für die Beschäftigten der Stahlindustrie 8,2 Prozent mehr Lohn gefordert – bei einer Laufzeit von nur zwölf Monaten.
Lindner sagte, in der jetzigen Situation komme den Tarifpartnern eine hohe Verantwortung zu, der sie in den vergangenen Jahren stets gerecht geworden seien. "Darauf hoffe ich jetzt wieder. Erste Anzeichen, dass in diesem Jahr Einmalzahlungen eine Rolle spielen könnten, deuten sich bereits an."
Fuest: "Wir sind kurz vor der Lohn-Preis-Spirale"
Auch Ökonomen wie der Ifo-Präsident Clemens Fuest plädierten jüngst für Einmalzahlungen an die Beschäftigten. "Wir sind kurz vor der Lohn-Preis-Spirale", sagte er im Interview mit t-online. "Wenn sich die Forderung nach höheren Löhnen in der Breite durchsetzt, muss die Geldpolitik umso stärker bremsen. Das kann eine Rezession auslösen." Mit Forderungen nach dauerhaft mehr Lohn könnten die Gewerkschaften daher abwarten, so Fuest weiter. "Darüber sollten sie reden, wenn klarer ist, wie es weitergeht."
Lindner stellt indes auf den Staat ab. Dieser müsse den gefühlten Inflationsdruck beim Nettoeinkommen abmildern, so Lindner. "Mit den Entlastungspaketen beabsichtigen wir genau das."
Die Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP hat bereits zwei Entlastungspakete für Haushalte und Unternehmen wegen der hohen Energiepreise geschnürt, unter anderem mit einer Energiepreispauschale oder der Senkung der Energiesteuer auf Sprit. Viele dieser Maßnahmen sind aber noch in der Umsetzung und wirken noch nicht.
- Eigene Recherche
- Nachrichtenagentur Reuters