"Aufs Schlimmste gefasst" Mittelstand warnt vor drastischen Folgen eines Gaslieferstopps
Die Energieversorgung in Deutschland ist stabil – noch. Dass Russland die Gaslieferungen nach Polen und Bulgarien eingestellt hat, bereitet dem deutschen Mittelstand Sorgen.
Der deutsche Mittelstand sorgt sich vor einem möglichen Stopp der russischen Gaslieferungen. "Eine gestörte Gasversorgung hätte kaum kalkulierbare Auswirkungen für die wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes", sagte der Vorsitzende des Mittelstandsverbands BVMW, Markus Jerger, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Gerade die kleinen und mittleren Unternehmen hätten in solch einem Fall "kaum Chancen, ihre Produktion schnell und flexibel zu verlagern".
Derzeit sei die Versorgungslage in Deutschland zwar stabil, jedoch habe der russische Lieferstopp nach Polen und Bulgarien gezeigt, "dass wir jederzeit auf das Schlimmste gefasst sein müssen", sagte Jerger.
Es komme jetzt darauf an, die Versorgungssicherheit für den nächsten Winter zu gewährleisten. Schnelle Investitionen in den Aufbau nationaler Reserven seien daher "unumgänglich", außerdem müssten langfristig gesehen die erneuerbaren Energien "schneller und konsequenter" ausgebaut werden.
Bundesnetzagentur beobachtet Gaslage "sehr genau"
Der russische Energieriese Gazprom hatte am Mittwoch seine Gaslieferungen an Polen und Bulgarien eingestellt und dies mit der Weigerung dieser beiden EU-Länder begründet, das von Russland geforderte Zahlungssystem zu nutzen. Die Bundesnetzagentur sieht für Deutschland derzeit keine Probleme bei der Gasversorgung, beobachtet die neue Lage aber "sehr genau".
Hierzulande wird angesichts des Ukraine-Kriegs immer wieder die Forderung eines Boykotts russischer Gaslieferungen laut. Die Bundesregierung lehnt das bislang ab und verweist darauf, zuletzt ihre Bemühungen drastisch verstärkt zu haben, von russischem Gas schrittweise unabhängig zu werden.
- Nachrichtenagentur AFP