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Hype um FaceApp: Datenschutz – Kann man dieser Foto-App vertrauen?


Fragen und Antworten
Darum warnen Experten vor FaceApp

Das Programm FaceApp lässt Menschen auf Knopfdruck altern. Doch Sicherheitsexperten und Politiker haben Datenschutzbedenken. Was ist dran an den Warnungen?

Aktualisiert am 18.07.2019|Lesedauer: 4 Min.

Die Smartphone-App FaceApp begeistert derzeit Internetnutzer: Die App beinhaltet verschiedene Fotofilter, mit denen Nutzer ihr Bild schnell und einfach bearbeiten können. Am beliebtesten ist der Alterungsfilter: Er zeigt, wie jemand als alte oder junge Person aussehen könnte. Die Ergebnisse wirken dabei sehr realistisch. Mehr dazu lesen Sie hier.

FaceApp auf einem Smartphone: Kritiker geben Datenschutzbedenken bei Nutzung der App.Vergrößern des Bildes
FaceApp auf einem Smartphone: Kritiker geben Datenschutzbedenken bei Nutzung der App. (Quelle: Jenny Kane/ap)

Viele Prominenten nutzen die App und befeuern so wohl ihren Erfolg: Sowohl im App Store von Apple als auch im Google Play Store gehört FaceApp zurzeit zu den beliebtesten Apps. Gleichzeitig warnen Sicherheitsexperten und US-Politiker vor mangelndem Datenschutz. Auch der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber rät im Interview im SWR, die App nicht zu nutzen. Was ist dran an den Warnungen?

Wie funktioniert FaceApp?

Nach der Installation können Nutzer ein Bild von sich aus der Galerie auswählen und mit Filtern entsprechend bearbeiten lassen – beispielsweise mit dem Alterungsfilter. Auf Android-Geräten möchte das Programm dafür Zugriff auf Speicher und Kamera. Im Vergleich zu vielen anderen Apps beschränkt sich FaceApp hier auf das Wesentliche.

Warum warnen US-Politiker vor der App?

Der US-Senator Chuck Schumer stört sich vor allem an dem Standort von Wireless Lab, der Entwicklerfirma von FaceApp: St. Petersburg, Russland. Der Politiker fürchtet, dass Daten von US-Nutzern an ausländische Regierungen weitergegeben werden. Markus Beckedahl, Chefredakteur von netzpolitik.org, sieht in diesem Fall einen politischen Hintergrund: "Ich kann nicht sagen, ob das antirussische Ressentiments sind, oder die Politiker wirklich mehr wissen als die Öffentlichkeit", sagt Beckedahl. "Aber es ist ein bisschen absurd, jetzt groß vor dieser App zu warnen und nicht vor riesigen Datensammlern wie Facebook und Co."

Welche Datenschutzbedenken gibt es?

Sicherheitsexperten haben herausgefunden, dass ausgewählte Bilder in die Cloud geladen und dort bearbeitet werden. Dabei handelt es sich um einen externen Server, laut Wireless Lab ein Amazon-Server in den USA und nicht wie – von manchen Kritikern befürchtet – einer in Russland. Laut Beckedahl sei das aber kein Garant für Datensicherheit.

Das Problem an der Sache ist, dass Nutzer nicht darauf hingewiesen werden, dass Bilder in einer Cloud landen. Zwar steht in den Datenschutzerklärungen, dass Daten in die USA übertragen und gespeichert werden könnten, in der App erhalten Nutzer aber keine Meldung. Laut Wireless Lab werden die Fotos in die Cloud geladen, um die Bearbeitungszeit zu verringern.

Der App-Entwickler Joshua Nozzi wies in einem Tweet zudem darauf hin, dass die App alle Bilder der Fotogalerie abgreift und hochlädt. Sicherheitsforscher wie Baptiste Robert oder Will Strafach konnten diese These aber nicht bestätigen. Auch Wireless Lab verneint das explizit in einer Stellungnahme. Nozzi hat seinen Tweet inzwischen gelöscht und sich auf seiner Website für den Fehler entschuldigt.

Kann ich meine Daten löschen lassen?

In einer Stellungnahme auf "TechCrunch" betont Wireless Lab, dass die Bilder für nur 48 Stunden gespeichert und danach gelöscht werden. Zudem sollen Nutzer auch die Löschung ihrer Daten anfordern können. Das soll unter "Einstellungen" -> "Fehler melden und Protokolle senden" möglich sein. In der Betreffzeile sollen Nutzer "Privacy" tippen. In der deutschen Version der App lässt sich aber keine Betreffzeile finden. Zudem seien die Server derzeit mit Anfragen "überlastet".

Was sagt die Datenschutzerklärung?

FaceApp erklärt in seinen Nutzungsbedingungen, dass das Unternehmen nicht "Ihre Informationen an Dritte außerhalb von FaceApp vermieten oder verkaufen wird". Allerdings nutzt FaceApp Programme von Drittanbietern, um Geräteinformationen und sogar Informationen über besuchte Websites zu sammeln. Dadurch soll der Service verbessert werden, mit den Informationen sollen Nutzer nicht identifizierbar sein. Außerdem schreibt FaceApp, dass es verschiedene Daten mit Drittanbietern teilen wird, um relevante Werbung zu schalten.

Sicherheitsexperte Baptiste Robert bezeichnet die Datenschutzerklärungen im Gespräch mit "Euronews" als sehr vage. Markus Beckedahl warnt zudem davor, dass bei einem Verkauf der Firma auch die Nutzerdaten an ein anderes Unternehmen gelangen könnten. "Diese Firma schafft gerade eine Menge an Marktkapitalisierung, indem sie Nutzerdaten sammeln, die User ihnen quasi schenken."

Was könnte mit den Daten noch passieren?

Manche Kritiker merken an, dass die gesammelten Daten dazu genutzt werden könnten, um Algorithmen zur Gesichtserkennung zu trainieren. Laut Beckedahl sei es "übliche Praxis", dass für die Entwicklung von KI-Systemen auf solche Daten zugegriffen wird. "Ob es in diesem Fall dazu kommen wird, kann man nur schätzen", sagt Beckedahl. "Durch seinen Umfang ist es auf jeden Fall ein interessanter Datensatz, mit dem man KI-Systeme trainieren könnte."

Ist die App DSGVO-konform?

Sicherheitsforscher Baptiste Robert zweifelt an der DSGVO-Konformität der App, Jonathan Kewley von der Anwaltskanzlei Clifford Chance sagt dem "Telegraph", dass die App "einen schweren Verstoß gegen die europäische Datenschutzgrundverordnung darstellen könnte." Eine Beurteilung von zuständigen Datenschutzbehörden steht bisher aber noch aus.

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