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Osteoporose: Hohes Risiko bei sehr dünnen und magersüchtigen Frauen


Gefährliches Untergewicht
Warum dünne Frauen oft poröse Knochen haben


Aktualisiert am 13.07.2023Lesedauer: 4 Min.
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Dünne Frau: Magersucht führt auf Dauer zu Östrogenmangel. Dadurch werden die Knochen porös und brechen leichter.Vergrößern des Bildes
Dünne Frau: Magersucht führt auf Dauer zu Östrogenmangel. Dadurch werden die Knochen porös und brechen leichter. (Quelle: bymuratdeniz/getty-images-bilder)

Osteoporose gilt als typisches Leiden alter Frauen. Doch es kann auch Jüngere treffen.

Besonders Mädchen und junge Frauen, die extrem dünn sind und unter Essstörungen leiden, haben ein hohes Risiko, dass sich ihre Knochendichte krankhaft verringert.

Essstörungen führen zum Verlust der Knochenmasse

Essstörungen und dadurch bedingtes Untergewicht bei Mädchen und jungen Frauen erhöhen in fortgeschrittenem Lebensalter die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Knochenbrüchen kommt.

Nach Informationen des Berufsverbandes der Kinder und Jugendärzte baut der Körper normalerweise etwa bis zum 30. Lebensjahr Knochenmasse auf. Danach überwiegt bereits der Abbau von Knochensubstanz. Durch Essstörungen wie Magersucht, Bulimie (Ess-Brech-Sucht), Diäten oder einseitige Ernährung werden im Körper Substanzen freigesetzt, die zu einer Übersäuerung des Gewebes führen. Wenn extremer Sport dazukommt, ist dieser Effekt umso stärker.

Was ist Magersucht?
Die gefährlichste Form psychisch bedingter Essstörungen ist die Magersucht (Anorexia nervosa). Sie liegt dann vor, wenn das Körpergewicht unter 15 Prozent des Normalgewichts sinkt oder der Body Mass Index (BMI) unter 17,5 liegt. Mit der Magersucht verbunden ist eine ausgeprägte Körperwahrnehmungsstörung. Darunter ist eine psychische Störung zu verstehen, die von der massiven Angst, an Gewicht zuzunehmen, gekennzeichnet ist.

Um diesem Prozess entgegenzuwirken, nutzt der Körper den größten Kalziumspeicher im Körper, die Knochen. Wenn Mädchen und junge Frauen jedoch aus Angst vor einer Gewichtszunahme auf Käse, Joghurt und andere Milchprodukte verzichten, nehmen sie zu wenig Kalzium auf. Das wiederum hat negative Auswirkungen auf die Knochendichte. Durch den stetigen natürlichen Verlust der Knochenmasse im Laufe der Jahre wird somit die kritische Schwelle, bei der ein Knochen bricht, früher erreicht.

Unfruchtbarkeit als Folge von Untergewicht

Untergewicht in Verbindung mit einem geringen Körperfettanteil kann bei Mädchen und Frauen auch dazu führen, dass sie unfruchtbar werden. "Bei vielen magersüchtigen oder Ess-Brechsucht-kranken Mädchen und Frauen bleibt die Periode irgendwann aufgrund des extremen Gewichtsverlustes aus", sagt Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte e.V. (BVF).

"Je nachdem, wie lange die Betroffene schon unter einer Essstörung leidet, kann diese so genannte Amenorrhoe auch dauerhaft verbleiben."


Fällt bei einer Frau der Körperfettanteil unterhalb eines bestimmten Werts, produziert der Körper nicht mehr in ausreichendem Maße die Hormone, mit denen der Eisprung stimuliert wird. Der normale Menstruationszyklus bleibt dann aus.

Die Unterernährung versetzt den Körper in eine Art Notzustand, in dem sämtliche Reserven für die Selbsterhaltung benötigt werden. Eine Schwangerschaft würde in dieser Situation die Gesundheit von Mutter und Baby ernsthaft gefährden. Daher lässt es der Körper in der Regel erst gar nicht dazu kommen und der Eisprung bleibt aus.

Östrogenmangel macht die Knochen spröde

"Das Ausbleiben der Östrogenproduktion verursacht Beschwerden und Symptome, die denen in den Wechseljahren ähneln, wie beispielsweise Osteoporose. Daher wird bis zu einem psychotherapeutischen Behandlungserfolg in manchen Fällen eine Hormonersatztherapie erforderlich", sagt Albring. Bei Essstörungen sei daher eine kombinierte Betreuung durch Frauenärzte und Psychiater oder Psychotherapeuten erforderlich.

Risiko für Knochenbrüche steigt

Ein chronischer Östrogenmangel führt nicht nur zu einer Störung des natürlichen Knochenaufbaus. Auch der Knochenabbau wird beschleunigt, ähnlich wie bei Frauen in der Post-Menopause. Die Knochen verlieren an Stabilität und das Risiko für Frakturen steigt. Der Grund: Der Körper braucht Östrogen, um Kalzium in die Knochen einzubauen.

Knochenbrüche in Folge von Osteoporose entstehen oft ohne nennenswerten äußeren Einfluss: Bereits das Heben einer Tasche oder starkes Husten können hierfür ausreichen. Am häufigsten kommen Frakturen an den Wirbelkörpern, Hüften oder an den Handgelenken vor. Die Diagnose der Osteoporose stellt der Arzt mittels Messung der Knochendichte mit speziellem Röntgenverfahren oder Computertomographie.

Wie kommt es zu Essstörungen?

In Deutschland haben etwa 14 von 1.000 Frauen eine Essstörung. Es gibt drei Hauptformen von Essstörungen: Magersucht, Bulimie, unkontrollierte Essanfälle. Kennzeichnend für Essstörungen sind: ständiges Sorgen um Gewicht und Essen, Nahrungsverweigerung oder unkontrollierte Essanfälle, heimliches Essen, Panik vorm Zunehmen und Ablehnen des eigenen Körpers.

"Auslöser für das Auftreten einer Essstörung können belastende Erlebnisse sein, wie ein Verlust, eine Trennung, ein Umzug oder Mobbing", sagt AOK-Ärztin Dr. Sabine Knapstein. Möglich sei auch, dass die Esstörungen durch körperliche Erkrankungen und den Beginn körperlicher Veränderungen in der Pubertät würden.

In vielen Fällen würden Betroffene versuchen, ihr Gewicht durch selbst ausgelöstes Erbrechen, übertriebene körperlich-sportliche Aktivität, zeitweilige Hungerperioden, Abführmittel, Entwässerungsmittel, Appetitzügler oder Schilddrüsenmedikamente zu regulieren, was nicht selten zu körperlichen Folgeerkrankungen führe.

Behandlung: Sind Essstörungen heilbar?

"Die Gefahren einer Magersucht werden oft selbst nicht wahrgenommen", sagt Knapstein. Die Betroffenen könnten oft nicht verstehen, dass ihr Verhalten krankhaft sei.

Werden Essstörungen frühzeitig erkannt und behandelt, sind die Aussichten auf eine vollständige Genesung jedoch gut. Mehr als jede zweite Essstörung kann erfolgreich behandelt werden.

Die Behandlung zielt darauf ab, ein gesundes Essverhalten zu erlernen und dauerhaft beizubehalten. So soll sich das Gewicht normalisieren und stabilisieren. Wichtig ist auch, die psychischen Belastungen zu erkennen und zu behandeln. Zudem sollten Betroffene bei sozialen oder familiären Problemen Unterstützung erhalten. Das wichtigste Verfahren zur Behandlung einer Essstörung ist die Psychotherapie. Zusätzlich kann eine Ernährungstherapie hilfreich sein, um normales Essverhalten mit festen Essenszeiten zu trainieren.

Hilfe für Betroffene

Eine erste Anlaufstelle für Betroffene kann der Hausarzt sein. Wer jedoch zunächst eine anonyme Beratung bevorzugt, kann sich auch an die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) wenden. Hier können Sie sich – auch ohne Ihren Namen zu nennen – telefonisch unter der Rufnummer 0221 89 20 31 beraten lassen. Angehörige können sich ebenfalls an die Experten wenden.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. (BKJV)
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