Herzinfarkt vorbeugen Warum sich ein regelmäßiger Herz-Kreislauf-Check lohnt
In Deutschland erleiden jährlich über 290.000 Menschen einen Herzinfarkt, rund 49.000 sterben daran. Viele Todesfälle könnten durch eine frühzeitige Vorsorgeuntersuchung verhindert werden, die gezielt auf Risikofaktoren wie hohe Cholesterinwerte, Bluthochdruck und Übergewicht eingeht.
Der Herz-Kreislauf-Check ist ein wichtiger Bestandteil des Check-up 35, der von der gesetzlichen Krankenkassen angeboten wird. Er trägt dazu bei, das Auftreten von Veränderungen oder bereits bestehende Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems frühzeitig zu erkennen und zu behandeln und so einem Herzinfarkt oder Schlaganfall vorzubeugen.
Check-up 35: Alle drei Jahre zum Gesundheits-TÜV
Erhöhte Cholesterin- oder Blutdruckwerte gelten als Vorboten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Beim Gesundheits-Check-up ab 35 Jahren werden diese und andere Gesundheitswerte überprüft. Zudem wird der Patient hier auf eventuell bestehende Erkrankungen durchgecheckt. Gesetzlich Versicherte, die das 35. Lebensjahr vollendet haben, können den allgemeinen Gesundheits-Check alle drei Jahre durchführen lassen. Bis März 2019 betrug der Untersuchungsintervall noch zwei Jahre. Menschen zwischen 18. und 35 dürfen dagegen die Leistung nur einmalig in Anspruch nehmen. Bei Privatpatienten gelten andere Regeln, die sich nach den jeweiligen Vertragsvereinbarungen richten.
- Risikofaktoren: Das sind die wichtigsten Auslöser für einen Herzinfarkt
Das Vorsorgeangebot dient dazu, gezielt nach Frühstadien von Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen sowie von Diabetes mellitus zu suchen. Neben der körperlichen Untersuchung und Blutdruckbestimmung werden Labortests des Blutes auf Gesamtcholesterin und Glukose sowie des Urins auf Eiweiß, Glukose, Nitrit sowie rote und weiße Blutkörperchen durchgeführt. Am Ende des Check-ups stehen die Auswertung der Untersuchungsergebnisse und ein ausführliches Beratungsgespräch.
Herz-Kreislauf-Check: So läuft die Untersuchung ab
Ein wichtiger Bestandteil der Gesundheitsuntersuchung ab 35 ist der Herz-Kreislauf-Check. Dabei horcht der Arzt mit dem Stethoskop Herz und Lungen ab, bestimmt die Pulsfrequenz, beobachtet den Herzrhythmus und misst den Blutdruck. Ab 140/90 mmHg beginnt Bluthochdruck, womit sich das Risiko für einen Schlaganfall, Herzinfarkt oder Nierenversagen erhöht.
- Bluthochdruck: Diese Ursachen können dahinterstecken
Im Bedarfsfall wird ein EKG angefertigt. Dies ist immer dann wichtig, wenn der Arzt bei seinen Untersuchungen Unregelmäßigkeiten beim Herzrhythmus oder andere Auffälligkeiten wie Atemnot oder Brustschmerzen bei Belastung feststellt. In diesem Fall zahlen die gesetzlichen Krankenkassen die Untersuchung. Zur Früherkennung wird das Herz-EKG als so genannte IGeL-Leistung (individuelle Gesundheitsleistung) abgerechnet und kostet zwischen 27 und 94 Euro. Das Gleiche gilt für die Magnetresonanztomographie des Herzens, die nur bei begründetem Verdacht eine Kassenleistung ist. Als IGeL-Leistung kostet sie rund 450 Euro.
Labordiagnostik: Wozu die Blutanalyse dient
Anhand der Blutwerte kann der Arzt erkennen, wie es um die Herzgesundheit bestellt ist und welche Erkrankungen sich möglicherweise anbahnen. Dafür ist eine Blutentnahme in nüchternem Zustand notwendig, bei der neben dem Blutzuckerwert auch die Blutfette untersucht werden. Diese Blutwerte stehen im Fokus der Laboruntersuchung:
- Blutzucker
- Gesamtcholesterin
- LDL-Cholesterin
- HDL-Cholesterin
- Triglyceride
Der Blutzuckerwert im nüchternen Zustand sollte im Bereich von 60 bis 100 mg/dl im kapillaren Vollblutbild liegen. Dabei wird Blut nicht aus der Vene, sondern aus den Haargefäßen (Kapillare) entnommen, beispielsweise durch Ritzen oder Punktion. Ist der Wert höher, kann dies ein Hinweis auf einen Diabetes Typ 2 sein.
Die Bestimmung des Gesamtcholesterinspiegels dient dazu, ein erhöhtes Risiko für eine Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) sowie für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erkennen. Unauffällig sind Werte zwischen 200 bis 220 mg/dl. Wenn die Werte außerhalb der Norm liegen, kann das ein Hinweis auf erhöhte Blutfette und eine Fettstoffwechselstörung sein.
Diese Werte für das "schlechte" LDL-Cholesterin und das "gute" HDL-Cholesterin sollten unter 160 beziehungsweise über 40 mg/dl liegen. Auch auf das Verhältnis der beiden Werte zwischen LDL und HDL sollte geachtet werden. Bei einem gesunden Menschen ist der Quotient LDL/HDL kleiner als 3.
Gut zu wissen: Neben den Standarduntersuchungen des Check-up 35 gibt es weiterführende Laboruntersuchungen, mit denen sich Funktionsstörungen des Herzens oder der Gefäße feststellen lassen. Sie gehören nicht zu den Vorsorgeleistungen der gesetzlichen Krankenkassen und werden deshalb von ihnen nicht finanziert. Besteht jedoch ein begründeter Krankheitsverdacht, dann zahlt auch die Krankenkasse solche zusätzlichen Labortests.
- Ausführlich: Blutzucker und Cholesterin: welche Blutwerte normal sind
- Bluthochdruck: Ab diesen Werten wird es kritisch
Durchblutungs-Check: Sinnvolle Ergänzung zum Cardio-Check?
Ergänzend zum Cardio-Check im Rahmen des 35 Check-ups können Selbstzahler auch einem Durchblutungs-Check-up beim Arzt durchführen lassen. Eine der häufigsten Ursachen einer koronaren Herzkrankheit ist nämlich die Schädigung und Verengung der Herzgefäße Die koronare Herzkrankheit ist unter anderem auch Ursache für eine Herzinsuffizienz und auch für Herzrhythmusstörungen. Mithilfe einer Dopplersonografie wird dabei die Geschwindigkeit des Blutflusses bestimmt. Aus den Daten lassen sich Rückschlüsse auf bestehende Gefäßverkalkungen und auf das individuelle Schlaganfallrisiko ziehen.
Die Untersuchung ist besonders nach Schlaganfällen sinnvoll oder für Menschen, in deren Familien bereits Schlaganfälle oder andere Infarkte vorgekommen sind. Die gesetzliche Krankenkasse bezahlt die Dopplersonografie nicht routinemäßig. Wenn jedoch Beschwerden oder der begründete Verdacht auf Gefäßstenosen (Gefäßverengungen) bestehen, übernimmt sie die Kosten. Zur Früherkennung ist sie eine IGeL-Leistung und kostet je nach Gefäßart zwischen 27 und 94 Euro.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Deutsche Herzstiftung e.V.
- Bundesgesundheitsministerium
- Eigene Recherchen