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Warum eine gesunde Scheidenflora wichtig ist


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Vor diesen Krankheiten bewahrt eine intakte Scheidenflora


Aktualisiert am 27.12.2021Lesedauer: 5 Min.
Frau in Slip hält eine Blume vor den Schritt. Eine gesunde Scheidenflora schützt vor lästigen Infektionskrankheiten im Intimbereich.Vergrößern des Bildes
Frau in Slip hält eine Blume vor den Schritt. Eine gesunde Scheidenflora schützt vor lästigen Infektionskrankheiten im Intimbereich. (Quelle: AtlasStudio/getty-images-bilder)

Die weibliche Scheidenflora ist für die Abwehr krankmachender Erreger im Intimbereich unverzichtbar. Gerät das Gleichgewicht der dort lebenden Bakterien durcheinander, drohen Erkrankungen, etwa bakterielle Vaginosen. Wie die Scheidenflora gesund bleibt und was die größten Fehler bei der Intimhygiene sind.

Als Scheidenflora wird die Gesamtheit aller lebendigen Keime in der Scheide bezeichnet. Diese setzt sich aus verschiedenen Mikroorganismen zusammen. So sind die Schleimhäute der Scheide vor allem von Milchsäurebakterien besiedelt. Ändert sich deren Zusammensetzung, drohen Infektionskrankheiten.

Wie ist die Scheidenflora aufgebaut?

"Die in der Vagina befindlichen Laktobazillen bauen das in den abgeschilferten Hautzellen enthaltene Glykogen, eine Art biologischen Speicherzucker, über mehrere Stufen in Milchsäure ab", sagt Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte und niedergelassener Frauenarzt in Hannover. "Diese Milchsäure hat einen sauren pH-Wert, der das Wachstum anderer, krankmachender Keime behindert und stoppt."

(Quelle: privat)


Dr. med. Christian Albring ist Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte (BVF) und niedergelassener Gynäkologe in Hannover.

Etwa 100 Millionen Keime sind in jedem Milliliter Scheidensekret zu finden. Zwei für eine gesunde Scheidenflora besonders wichtige Milchsäurebakterien (Laktobazillen) sind Lactobacillus gasseri und Lactobacillus acidophilus.

Neben diesen beiden gibt es noch weitere Milchsäurebakterien, welche Laktat (Milchsäure), Wasserstoffperoxid sowie antibiotisch wirksame Eiweißmoleküle bilden. Gesunde Frauen tragen – soweit bisher bekannt – fünf bis acht verschiedene Milchsäurebakterien-Stämme in sich.

Wie es zu Scheidenentzündungen kommt

Auch andere Bakterien wie etwa Streptokokken, Staphylokokken oder Enterobakterien sowie Pilze befinden sich in geringerer Zahl in der Scheide. Ein gesundes Scheidenmilieu hält diese bei einem pH-Wert von unter 4,5 ohne Probleme in Schach. Kritisch wird es, wenn die bakterielle Zusammensetzung der Scheidenflora und der pH-Wert aus dem Gleichgewicht geraten.

Dann können die "bösen" Keime die Oberhand gewinnen. "Infektionen mit dem Hefepilz Candida albicans, anderen Candida-Arten oder mit Escherichia coli – den eigenen Darmbakterien – sind viel häufiger Ursache für vaginale Entzündungen als Geschlechtskrankheiten wie Syphilis oder Gonorrhöe", so Albring.

Typische Symptome einer kranken Scheidenflora

Eine gestörte Scheidenflora zeigt sich meist durch Veränderungen des Scheidenausflusses. Jede Frau hat natürlicherweise Ausfluss – manche mehr, manche weniger. Dieser hält die Schleimhäute feucht und ist Teil der Intimabwehr. Auch können durch den Ausfluss unerwünschte Keime aus der Scheide transportiert werden. Ein gesunder Ausfluss ist milchig oder klar und nahezu geruchsneutral. Veränderungen, etwa ein intensiver Geruch, verstärkten Ausfluss, eine andere Konsistenz sowie Juckreiz und Brennen deuten auf ein Ungleichgewicht beziehungsweise eine Infektion der Scheide hin.

Suchen Sie bei Veränderungen einen Gynäkologen oder eine Gynäkologin zur Abklärung der Beschwerden auf. Auch bei Schmerzen beim Wasserlassen oder beim Geschlechtsverkehr sollten Sie die Arztpraxis aufsuchen. In den meisten Fällen sind es Bakterien- und Pilzinfektionen, die Frauen Beschwerden bereiten. So gehören bakterielle Vaginosen (bakterielle Scheideninfektionen) zu den häufigsten Infektionen der Scheide.

Was ist eine bakterielle Vaginose?

"Bakterielle Vaginosen werden häufig durch Gardnerellen und Escherichia coli hervorgerufen, die beide aus der normalen Bakterienflora des Darms stammen und meist auch in geringer Zahl in der Vagina vorhanden sind", erklärt Albring. "Ihr Wachstum wird normalerweise durch die 'gesunden' Lactobazillen in Schach gehalten." Bei einer bakteriellen Vaginose vermehren sich diese Erreger in der Scheide stark. Zugleich nimmt die Anzahl der schützenden Milchsäurebakterien ab.

Nicht nur die Symptome können unangenehm sein. Bakterielle Vaginose bergen das Risiko einer Scheidenentzündung bis hin zu Infektionen von Gebärmutter und Eileitern. Auch können andere Erreger leichter in die Scheide eindringen. So steigt unter einer bakteriellen Vaginose auch das Risiko für sexuell übertragbare Krankheiten. Und nicht nur das: "Bakterielle Vaginosen sind in der Schwangerschaft häufige Ursache von vorzeitigem Blasensprung und vorzeitigen Wehen", sagt Albring.

Hygienefehler begünstigen eine Scheidenentzündung

Vor allem zwei Faktoren begünstigen dem Gynäkologen zufolge eine krankmachende Vermehrung von Gardnerellen und E Escherichia coli und verursachen eine vaginale Infektion: Zum einen eine zu wenig sorgfältige Analhygiene – es sollte unbedingt vermieden werden, dass Keime aus dem Darmausgang in den vorderen Intimbereich gelangen. Und zum anderen eine Störung der Laktobazillen, zum Beispiel durch Antibiotika. "Wenn dann noch die Verwendung von nicht ausreichend gereinigten Menstruationstassen oder Sex-Spielzeug oder gar die Mehrfach-Verwendung von Menstruationsschwämmchen hinzukommt und so ein ständiger neuer Eintrag der krankmachenden Keime erfolgt, kann das zu einer länger dauernden Infektion führen", warnt Albring.

Erhöhtes Risiko in den Wechseljahren

Frauen in den Wechseljahren haben häufiger Probleme mit Scheideninfektionen. Der Grund: In den Wechseljahren verändert sich das bakterielle Gleichgewicht der Scheidenflora langanhaltend und damit auch der pH-Wert. Zudem wird die Scheide mit zunehmendem Alter trockener und die Schleimhaut empfindlicher.

Das stört nicht nur die Feuchtigkeitsbalance der Scheide. Auch können winzige Verletzungen in der Schleimhaut entstehen. Die Scheide wird anfälliger für krankmachende Erreger. Auch in der Schwangerschaft ist das Risiko für Scheideninfektionen aufgrund der hormonellen Veränderungen erhöht.

Die größten Feinde der Scheidenflora

Der Körper regelt die Balance der in der Scheide befindlichen Milchsäurebakterien selbst. Die beste Unterstützung geben Frauen ihrem Intimbereich, wenn sie möglichst wenig auf das natürliche Gleichgewicht einwirken. Das bedeutet: Die Reinigung mit warmem Wasser reicht. Wer ein Reinigungsprodukt nutzen möchte, etwa nach schweißtreibendem Sport, sollte eine seifenfreie Waschlotion ohne Duftstoffe wählen, die die Haut nicht austrocknet und den schützenden Lipidmantel der Haut nicht abwäscht.

Es gibt Waschlotionen, welche auf den pH-Wert der Intimzone angestimmt sind. Mit jeder Reinigung der äußeren Genitalien mit waschaktiven Substanzen werden nützliche Bakterien abgespült und die Haut ausgetrocknet. Danach muss der Körper die natürliche Hautschutzbarriere erst wieder aufbauen. In dieser Zeit können Erreger leichter eindringen.

Tipps für eine gesunde Scheidenflora

  • Wischen Sie auf der Toilette immer von vorn nach hinten ab.
  • Verzichten Sie auf Intimdeos oder parfümierte Slipeinlagen und Binden.
  • Tragen Sie möglichst Baumwollunterwäsche. Diese ist atmungsaktiv und leitet Feuchtigkeit durch Schwitzen besser ab.
  • Wechseln Sie täglich die Unterwäsche und waschen Sie diese bei mindestens 60 Grad.
  • Wechseln Sie während Ihrer Periode Tampons, wenn diese vollgesaugt sind.

Zu häufige Wechsel der Tampons begünstigen ein Austrocknen der Schleimhäute, was diese anfälliger für krankmachende Keime macht. Aber: Tampons sollten nicht länger als sechs bis acht Stunden in der Scheide verbleiben. Dann sollten Sie ein neues nutzen. Das Gleiche gilt für Menstruationstassen, die vor jedem Einsetzen zusätzlich sehr gründlich gereinigt und nach Ende der Blutung bei hoher Temperatur keimfrei gemacht werden sollten.

Müssen Sie Antibiotika einnehmen oder andere Medikamente, welche die Scheidenflora stören können, etwa Immunsuppressiva, sollten Sie mit Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt besprechen, wie Sie Ihre Scheidenflora unterstützen können.

Gerät Ihre Scheidenflora häufiger aus dem Gleichgewicht, kann das auch an der Wahl der Verhütungsmittel liegen. Viele Frauen vertragen etwa die Gleitsubstanzen auf Kondomen nicht gut oder reagieren auf Gele und Zäpfchen, die zu Verhütungszwecken Anwendung finden. Auch die Antibabypille kann bei Frauen das bakterielle Gleichgewicht in der Intimzone durcheinanderbringen.

Diabetes-Patientinnen sollten ebenfalls mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin besprechen, wie sie ihre Scheidenflora unterstützen können, da bei einer schlecht eingestellten Zuckerkrankheit das Risiko für Infekte erhöht sein kann. Bei häufig wechselnden Sexualpartnern ist das Infektionsrisiko ebenfalls erhöht.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Interview
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