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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Experte klärt auf Haarausfall durch Stress: Was im Körper passiert und was hilft
Dauerstress bringt den Haarzyklus durcheinander. Die Folgen können Ausdünnungen oder Haarverlust sein. Wie Sie dem Teufelskreis entkommen können.
Psychische Belastung wirkt sich negativ auf den gesamten Körper aus. Häufig leidet auch der Appetit darunter. Das führt unter anderem dazu, dass man bei Stress weniger auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung achtet. Die Folge: Den Haaren fehlen Nährstoffe und sie fallen aus. Wie sich Stress sonst noch auf die Haare auswirkt und was Sie tun können.
Wie viel Haarverlust ist normal?
Wie viele Haare täglich ausfallen, ist individuell verschieden. Die meisten Menschen wissen, wie viele lose Haare sie in der Bürste, im Abfluss der Dusche oder auf dem Kopfkissen erwarten können. Werden es plötzlich mehr, kann das beunruhigen.
"Ob die Menge der ausgegangenen Haare als Haarausfall wahrgenommen wird, ist abhängig vom individuellen Haarumsatz und vom persönlichen Empfinden", sagt Dr. Uwe Schwichtenberg, Hautarzt aus Bremen und Mitglied im Berufsverband der Deutschen Dermatologen e. V. (BVDD). "Als Orientierungswert gilt: Ein Haarverlust von 50 bis 100 Haaren pro Tag ist normal."
Haarausfall-Ursache: Stress kann den Haaren zusetzen
Es gibt verschiedene Haarausfall-Ursachen. Neben genetischen Faktoren – anlagebedingter Haarausfall ist ein häufiger Auslöser für zunehmenden Haarverlust – gehören ein Nährstoffmangel, ein Eisenmangel, ein geschwächtes Immunsystem sowie Stress zu den negativen Einflussfaktoren, welche die Haarwurzeln schwächen können. "Bei stressbedingtem Haarausfall zeigt sich das Bild eines diffusen Haarausfalls. Das heißt, dass sich auf dem gesamten Kopf vermehrt Haare aus der Kopfhaut lösen", erklärt der Haarexperte. "Die Haare werden insgesamt lichter."
Nach dem Stress: Diffuser Haarausfall regeneriert sich meist
Da sich stressbedingter Haarausfall oft erst einige Monate nach der Belastungsphase zeigt, bringen viele Betroffene diesen nicht mit der vergangenen Mehrbelastung in Verbindung. Bei diffusem Haarausfall sollte man immer in die Vergangenheit zu schauen. "Stressbedingter, diffuser Haarausfall zeigt sich, bedingt durch den natürlichen Haarzyklus, meist drei bis neun Monate später", sagt Schwichtenberg.
Die gute Nachricht ist: Anders als beim anlagenbedingten Haarausfall regeneriert sich diffuser Haarausfall in der Regel, wenn der auslösenden Faktor, also die Stressphase, überstanden ist.
Dr. med. Uwe Schwichtenberg ist Facharzt für Dermatologie und Allergologie und leitender Arzt der "Derma Nord" Hautarztpraxen in Bremen. Dr. Schwichtenberg ist Mitglied des Bundesvorstandes des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen e. V. (BVDD) sowie Redakteur und Experte auf www.haarerkrankungen.de.
Was macht Stress mit den Haaren?
Zum einen sind es die Stresshormone, die den Haarwurzeln zusetzen – unter anderem ein erhöhter Cortisolspiegel im Blut. Cortisol hemmt das Haarwachstum. Zudem können Stresshormone Entzündungsprozesse an den Haarwurzeln begünstigen, welche Haarverlust fördern.
Zum anderen kann unter Stress die Versorgung der Haarwurzeln mit Nährstoffen vermindert sein, was ebenfalls Haarverlust verstärken kann. "Steht der Körper unter Dauerbelastung, zieht er die notwendigen Ressourcen dort ab, wo sie nicht so dringend gebraucht werden – das ist unter anderem auf dem Kopf", erklärt der Dermatologe.
Ungesunde Lebensführung bei Stress
Hinzu kommt, dass unter Stress der Lebensstil tendenziell in eine eher ungesunde Richtung schwenkt: Man schläft oft weniger, ernährt sich ungesünder und greift möglicherweise vermehrt zu schädigenden Substanzen, etwa Alkohol und Zigaretten. All das kann das Haarwachstum schwächen.
"Fehlen dem Haarfollikel wichtige Nährstoffe, um die Haarwurzeln ausreichend zu versorgen, können Haare ausfallen", erklärt Schwichtenberg. "Die Haare brauchen eine gute Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen, um kräftig und gesund wachsen zu können. Hinzu kommt, dass anhaltender Stress das Immunsystem schwächt – was ebenfalls Haarverlust begünstigt."
Die Haare brauchen Eisen
Eisen ist ein wichtiger Nährstoff für die Haare. Laut dem Haarexperten ist Eisenmangel die häufigste Ursache für diffusen Haarausfall bei jungen Frauen. Ein Eisenmangel kann verschiedene Ursachen haben, zum Beispiel häufige Diäten und Mangelernährung, eine vegetarische oder vegane Ernährung mit Verzicht auf eiseneiche tierische Lebensmittel wie Fleisch, aber auch starke Menstruationsblutungen.
"Wer verstärkt Haarausfall bei sich feststellt, sollte immer einen Arzt aufsuchen und die Ursache klären lassen. Je früher die Therapie beginnt, desto besser sind die Chancen, die Haare zu erhalten", rät Schwichtenberg. "Bei jungen Frauen mit Haarausfall sollte immer der Eisenspeicher im Körper kontrolliert werden."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Was hinter dem Haarausfall bei Stress stecken könnte. Online-Information der Ärztezeitung. (Stand: 15. August 2021)
- Wie sind Haare aufgebaut und wie wachsen sie? Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 24. April 2019)
- Fragen und Antworten zu Eisen in Lebensmitteln. Online-Information des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). (Stand: Dezember 2008)
- Haarausfall – hat die Ernährung darauf Einfluss? Online-Information des Verbraucherfensters Hessen. (Stand: Januar 2020)
- Wenn Hormone das Haarwachstum stören. Online-Information des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen e. V. (BVDD). (Stand: 21. Juni 2019)