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Windpocken: Symptome, Ansteckung, Verlauf


Auch Erwachsene können sich anstecken
Windpocken – Symptome, Ansteckung, Verlauf


Aktualisiert am 22.03.2022Lesedauer: 8 Min.
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Vater misst die Temperatur bei seinem Sohn, der einen Ausschlag im Gesicht hatVergrößern des Bildes
Fieber und Hautausschlag sind typische Symptome der Windpocken (Quelle: Digital Vision./getty-images-bilder)

Die Windpocken gelten als klassische Kinderkrankheit. Doch auch Erwachsene können sich anstecken. Nach der Infektion bleiben die Viren lebenslang im Körper und können Jahre später eine Gürtelrose auslösen. Lesen Sie, welche Symptome typisch sind, welche Behandlung hilft und wie Sie sich schützen.

Windpocken (Varizellen) sind hochansteckend – so sehr, dass fast jeder Kontakt mit einer infizierten Person zur Erkrankung führt, wenn das Gegenüber nicht geimpft ist. Die Bezeichnung "Windpocken" kommt nicht von ungefähr: Selbst bei größerem Abstand können die auslösenden Viren von einer Person auf die andere übertragen werden, also sozusagen "mit dem Wind".

Vor allem Kindergarten- und Grundschulkinder zwischen zwei und zehn Jahren erkranken an Windpocken. Nicht geimpfte Jugendliche und Erwachsene können sich aber ebenso anstecken. Windpocken heilen in den meisten Fällen folgenlos ab. Sie können aber auch einen schweren Verlauf nehmen und zu Komplikationen führen.

Gegen Windpocken gibt es eine Impfung. Seit 2004 wird sie für alle Babys und bestimmte Personengruppen empfohlen. Seitdem sind die Windpocken zwar seltener geworden. Dennoch zählen sie nach wie vor zu den häufigsten Infektionskrankheiten, die sich durch eine Impfung vermeiden ließen.

Gut zu wissen: Wer einmal Windpocken hatte, kann nicht erneut daran erkranken.

Für Windpocken besteht eine Meldepflicht: Ärztinnen und Ärzte müssen Infektionsfälle (oder den Verdacht darauf) dem Gesundheitsamt melden. Leiterinnen und Leiter einer Gemeinschaftseinrichtung müssen das Gesundheitsamt ebenfalls benachrichtigen.

Windpocken: Ansteckung

Windpocken werden durch bestimmte Viren ausgelöst: die Varizella-Zoster-Viren aus der Familie der Herpesviren. Fachleute bezeichnen Windpocken daher als Varizellen.

Varizella-Zoster-Viren sind sehr ansteckend. Eine Übertragung der Erreger ist auf verschiedenen Wegen möglich:

  • von Mensch zu Mensch (besonders häufig),
  • über verunreinigte Gegenstände oder
  • während der Schwangerschaft auf das Baby.

Übertragung von Mensch zu Mensch

Der häufigste Übertragungsweg ist die Ansteckung von Mensch zu Mensch. Infizierte Personen stoßen beim Atmen, Husten, Sprechen oder Niesen kleinste Speicheltröpfchen aus, in denen sich die Viren befinden. Atmet eine andere Person die virenhaltigen Tröpfchen ein, kann sie sich anstecken. Auch durch direkten Körperkontakt ist eine Ansteckung möglich.

Ungeimpfte Personen, die mit einer infizierten Person in Kontakt kommen und die Windpocken noch nicht hatten, erkranken fast immer. Unter bestimmten Umständen bietet selbst ein Abstand von mehreren Metern keinen Schutz vor einer Infektion.

Besonders ansteckend ist die Flüssigkeit, die sich in den Bläschen des Hautausschlags bildet. Darin sind besonders viele Erreger enthalten. Platzen die Bläschen, tritt die Flüssigkeit aus. Durch Kratzen können die Viren an die Hände gelangen – und an eine andere Person weitergegeben werden, etwa beim Händeschütteln. Fasst sich das Gegenüber anschließend ins Gesicht, können die Viren zum Beispiel über die Schleimhäute von Mund oder Nase in den Körper eindringen.

Schwangere können das Virus auf das Baby übertragen. Mehr zum Thema erfahren Sie im Kapitel "Windpocken in der Schwangerschaft".

Ansteckung über kontaminierte Gegenstände

Eine Übertragung der Windpocken ist über gemeinsam genutzte Gegenstände möglich. Das kann zum Beispiel passieren, wenn eine gesunde Person einen Türgriff anfasst, der kurz zuvor von einer infizierten Person berührt worden ist. Auch Wasserhähne (etwa in einer öffentlichen Toilette) oder Spielzeug sind Gegenstände, die häufiger mit dem Erreger verunreinigt sind.

Gut zu wissen
Varizella-Zoster-Viren können außerhalb des menschlichen Körpers einige Stunden, in feuchter Umgebung maximal wenige Tage überleben.

Wann und wie lange sind Erkrankte ansteckend?

Infizierte Personen sind bereits schon ein bis zwei Tage vor dem Auftreten des charakteristischen Ausschlags ansteckend. Nicht mehr ansteckend sind sie in der Regel, wenn alle Bläschen des Ausschlags eine Kruste gebildet haben. Das ist meist etwa fünf bis sieben Tage nach Beginn des Hautausschlags der Fall.

Kinder dürfen erst dann wieder in Kita oder Schule, wenn sie nicht mehr ansteckend sind.

Symptome der Windpocken

Nach der Ansteckung dauert es meist rund zwei Wochen, bis erste Symptome auftreten. Der Zeitraum zwischen Ansteckung und Krankheitsausbruch – die sogenannte Inkubationszeit – kann aber auch kürzer (ab acht Tagen) oder länger (bis zu vier Wochen) sein.

Im Anfangsstadium von Windpocken spüren die Betroffenen nur leichte Symptome. Dazu zählen etwa

Die Symptome im Anfangsstadium sind so unspezifisch, dass sie nicht als typisches Anzeichen für Windpocken angesehen werden

Charakteristisches Symptom: Der Hautausschlag

Ein bis zwei Tage nach Beginn der ersten Symptome zeigt sich der charakteristische Hautausschlag. Das Fieber steigt an, ist aber selten höher als 39 Grad Celsius. Beginnend an Gesicht und Rumpf bilden sich rote Knötchen (Papeln), die stark jucken und sich schließlich auf den ganzen Körper ausbreiten. Auch die Kopfhaut und die Schleimhäute können betroffen sein. Wie viele Bläschen zu sehen sind, ist von Person zu Person verschieden: Einige haben nur leichte Windpocken, bei anderen ist der Ausschlag stärker ausgebildet.

Nach kurzer Zeit entwickeln sich die Knötchen zu Bläschen. Diese sind mit einer virenhaltigen Flüssigkeit gefüllt, die hochansteckend ist. Die Flüssigkeit ist zu Beginn klar und wird im Laufe der Zeit trübe. Nach drei bis fünf Tagen trocknen die Bläschen aus und es bildet sich eine Kruste, die nach einiger Zeit von allein abfällt.

Für eine Weile sind verschiedene Entwicklungsstadien des Ausschlags – also Knötchen, Bläschen und Verkrustungen – zeitgleich zu sehen. Aufgrund des Aussehens wird in diesem Zusammenhang oft die Bezeichnung "Sternenhimmel" verwendet.

Behandlung von Windpocken

Windpocken kann die Ärztin oder der Arzt meist schon am typischen Erscheinungsbild erkennen. Nur selten sind weitere Untersuchungen nötig, um die Diagnose zu stellen. Dann kann untersucht werden, ob sich im Blut oder in der Bläschenflüssigkeit Varizella-Zoster-Viren nachweisen lassen.

Wichtige Information
Personen, die nachweislich erkrankt sind oder bei denen der Verdacht auf Windpocken besteht, dürfen Schulen, Kindergärten oder andere Gemeinschaftseinrichtungen vorübergehend nicht besuchen oder dort arbeiten.

Ansonsten gesunde Personen benötigen in der Regel keine spezielle Behandlung gegen die Windpocken. Vielmehr zielt die Therapie darauf ab, die Beschwerden zu lindern und das Risiko für mögliche Komplikationen zu senken.

Wer an Windpocken erkrankt ist, sollte sich körperlich schonen und zu Hause bleiben. Wichtig ist, den Kontakt zu anderen Menschen zu meiden – insbesondere, wenn diese nicht geimpft sind und/oder einer Risikogruppe angehören (zum Beispiel wegen einer Immunschwäche).

Gegen den oft starken Juckreiz werden häufig lindernde Lotionen, Gele oder Puder und eine sanfte Hautpflege empfohlen. Präparate zum Auftragen auf die Haut enthalten zum Beispiel Zink, Menthol oder den Wirkstoff Polidocanol. In manchen Fällen kommen Medikamente zum Einnehmen gegen den Juckreiz zum Einsatz – zum Beispiel Antihistaminika.

Bakterien können leicht in die durch das Virus geschädigte Haut leicht eindringen und eine zusätzliche Infektion auslösen. Mit einer sorgfältigen Hautpflege lässt sich das Risiko etwas minimieren.

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Bei Fieber, Kopf- oder Gliederschmerzen können Präparate mit dem Wirkstoff Paracetamol helfen. Sie lindern Schmerzen und haben eine fiebersenkende Wirkung. Der Wirkstoff Ibuprofen ist für Kinder während einer Windpockeninfektion nicht (oder nur nach ärztliche Absprache) geeignet, da möglicherweise das Risiko für Haut- oder Weichteilinfektionen erhöht ist.

Bei Personen, deren Immunsystem geschwächt ist (aufgrund einer bestimmten Erkrankung oder durch die Behandlung mit bestimmten Medikamenten), kann in bestimmten Fällen eine Behandlung mit Medikamenten sinnvoll sein, die Viren bekämpfen (sogenannte Virostatika). Diese enthalten zum Beispiel den Wirkstoff Aciclovir.

Für Kinder keine Acetylsalicylsäure
Achtung: Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) dürfen Kinder und Jugendliche mit einer Virusinfektion nicht einnehmen. In seltenen Fällen kann sonst das Reye-Syndrom entstehen. Bei dieser lebensbedrohlichen Erkrankung können schwere Hirn- und Leberschäden auftreten. Nur in Einzelfällen und nach ärztlichem Ermessen kann Acetylsalicylsäure dennoch zum Einsatz kommen.

Antibiotika nur bei bakterieller Infektion

Antibiotika sind zur Behandlung von Windpocken nicht geeignet. Der Grund: Antibiotika helfen nur gegen Bakterien, nicht jedoch gegen Virusinfektionen.

Nur wenn zusätzlich eine bakterielle Infektion besteht und sich daraus Komplikationen ergeben könnten, wird die Ärztin oder der Arzt gegebenenfalls ein Antibiotikum verschreiben.

Windpocken: Verlauf & Komplikationen

In den meisten Fällen heilen die Windpocken innerhalb von zwei Wochen folgenlos ab. Eine Windpocken-Infektion kann jedoch (auch bei gesunden Menschen) einen schweren Verlauf nehmen und zu verschiedenen Komplikationen führen.

Zu möglichen Komplikationen zählen:

  • zusätzliche bakterielle Infektionen der Haut
  • Lungenentzündung (erhöhtes Risiko bei Erwachsenen und insbesondere bei Schwangeren)
  • sehr selten: Befall des zentralen Nervensystems mit Folgen wie Hirnhautreizung oder -entzündung, Gehirnentzündung
  • bei Ungeborenen: u. a. Fehlbildungen; bei Neugeborenen lebensbedrohliche Verläufe möglich

Ein erhöhtes Risiko für einen schweren, mitunter lebensbedrohlichen Verlauf haben insbesondere Personen, die ein geschwächtes Immunsystem haben. Dazu zählen Menschen, die an bestimmten schweren Erkrankungen leiden (etwa einer HIV-Infektion oder Krebs) oder die Medikamente einnehmen, welche das Immunsystem unterdrücken (etwa nach einer Organtransplantation). Neugeborene entwickeln ebenfalls eher einen schweren Verlauf. Grundsätzlich können aber auch ansonsten gesunde Kinder und Erwachsene schwer erkranken.

Windpocken können Narben hinterlassen

Der Hautausschlag kann sehr stark jucken, sodass es vielen Erkrankten schwer fällt, nicht zu kratzen. Durch die angegriffene Haut können leicht Bakterien eindringen und zu einer zusätzlichen Entzündung führen. Starkes Kratzen begünstigt, dass dauerhaft Narben zurückbleiben.

Narben bilden sich jedoch nicht in jedem Fall. Vielmehr spielt bei der Narbenbildung unter anderem eine Rolle, wie groß die Bläschen sind.

Gut zu wissen
Damit kleine Kinder sich nicht kratzen, hilft es, die Fingernägel möglichst kurz zu schneiden. Auch Fäustlinge aus Baumwolle können bei Babys vorübergehend hilfreich sein.

Windpocken bei Erwachsenen

Meist erkranken zwar Kinder an Windpocken. Aber auch Jugendliche und Erwachsene können sich anstecken, wenn sie noch keine Windpocken hatten und nicht geimpft sind.

Bei Erwachsenen verlaufen die Windpocken oft schwerer. Die Symptome sind häufig stärker ausgeprägt als bei Kindern. Zudem kann es länger dauern, bis die Beschwerden abgeklungen ist. Darüber hinaus haben Erwachsene ein höheres Risiko, dass die Windpocken zu Komplikationen führen.

Windpocken in der Schwangerschaft

Innerhalb der ersten sechs Schwangerschaftsmonate besteht das Risiko, dass das Varizella-Zoster-Virus über die Blutbahn auf das Ungeborene übergeht. Dies kommt nur selten vor. Hat sich das Baby jedoch angesteckt, kann es ein sogenanntes fetales Varizellensyndrom entwickeln. Dabei kommt es unter anderem zu Augenschäden, schweren neurologischen Erkrankungen und Fehlbildungen (zum Beispiel Gewebeschwund des Hirns, Krampfleiden) und Veränderungen der Haut. Schwangere haben zudem ein höheres Risiko für Komplikationen. Dazu zählt insbesondere eine Lungenentzündung.

Wenn eine Schwangere kurz vor oder nach der Geburt Windpocken bekommen, ist das Risiko sehr hoch, dass das Neugeborene ebenfalls erkrankt. Besonders eine Infektion fünf Tage vor bis zwei Tage nach der Geburt ist eine Gefahr für das Baby. Windpocken können für Neugeborene lebensbedrohlich sein, denn ihr Immunsystem kann die Erreger noch nicht gut bekämpfen. Bis zu drei von zehn infizierten Babys sterben an der Infektion.

Gut zu wissen
Mit einer Impfung lässt sich dieser Gefahr wirksam vorbeugen. Schwangere, die nicht wissen, ob sie bereits die Windpocken hatten, können einen Antikörper-Bluttest machen. Damit lässt sich nachweisen, ob die Frau die Infektion bereits durchgemacht hat.

Windpocken & Gürtelrose

Nach einer Windpocken-Infektion verbleiben die Varizella-Zoster-Viren lebenslang im Körper. Meist bereiten sie keine Beschwerden, sondern "schlummern" in einer inaktiven Form.

Nach Jahren oder Jahrzehnten können die Viren wieder aktiv werden. Dann entwickeln die Betroffenen jedoch nicht erneut die Windpocken – sondern eine Gürtelrose. Insbesondere ältere Personen und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem erkranken daran.

Bei einer Gürtelrose entsteht ein meist sehr schmerzhafter Hautausschlag, der häufig wie ein Gürtel am Rumpf zu sehen und auf eine Körperhälfte beschränkt ist. Der Ausschlag kann auch andere Körperbereiche betreffen, zum Beispiel das Gesicht.

Innerhalb von ein bis zwei Wochen heilt der Ausschlag ab. Einige Erkrankte haben auch nach Abklingen des Ausschlags Schmerzen – teilweise über mehrere Jahre hinweg.

Personen, die bereits die Windpocken hatten, können sich gegen Gürtelrose impfen lassen.

Impfung gegen Windpocken

Gegen Windpocken gibt es eine Impfung. Diese zählt zu den sogenannten Standardimpfungen, die für alle Babys empfohlen werden.

Für einen vollständigen Impfschutz sind zwei Impftermine nötig. Die erste Impfung sollte möglichst im Alter von 11 bis 14 Monaten, die zweite zwischen dem 15. und 23. Lebensmonat erfolgen.

Ungeimpften oder nicht ausreichend geimpften Kindern und Jugendlichen wird eine nachträgliche Impfung empfohlen. Auch Erwachsene, die noch nicht an Windpocken erkrankt waren, sollten sich unter bestimmten Voraussetzungen impfen lassen.

Gegen Gürtelrose gibt es ebenfalls eine Impfung. Sie wird allen Personen ab 60 Jahren empfohlen. Einige Personengruppen sollten sich bereits ab 50 Jahren impfen lassen. Dazu zählen Menschen, die bestimmte Grunderkrankungen (wie zum Beispiel Diabetes) oder eine geschwächte Immunabwehr haben.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Windpocken. Online-Informationen des Instituts Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG): www.gesundheitsinformation.de (Stand: 6.11.2019)
  • Windpocken / Gürtelrose. Online-Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): www.infektionsschutz.de (Stand: 31.10.2019)
  • Windpocken (Varizellen), Gürtelrose (Herpes zoster). RKI-Ratgeber für Ärzte. Online-Informationen des Robert Koch-Instituts: www.rki.de (Stand: 1.8.2017)
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