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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Fruchtbarkeit beeinflussen Unerfüllter Kinderwunsch: Diese Behandlungsmethoden gibt es
Ein unerfüllter Kinderwunsch ist eine Belastung. Viele Paare in Deutschland versuchen lange Zeit vergeblich, ein Kind zu bekommen – und entscheiden sich schließlich für eine fortpflanzungsmedizinische Behandlung. Welche Methoden Paaren helfen können, ihren Kinderwunsch zu erfüllen.
Laut der Deutschen Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung e.V. (Pro Familia) wartet jede dritte Frau länger als ein Jahr auf eine Schwangerschaft. Rund fünf Prozent der Paare in Deutschland bleiben dauerhaft ungewollt kinderlos. Es gibt verschiedene Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch, etwa Stress, psychische Belastungen, Medikamente oder ein ungesunder Lebensstil. Zu den größten Herausforderungen eines unerfüllten Kinderwunsches gehören körperliche Ursachen bei Mann und Frau.
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Gründe für die Unfruchtbarkeit bei Mann und Frau
Angaben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zufolge sind bei etwa 20 Prozent der Paare sowohl die Partnerin als auch der Partner nur bedingt fruchtbar. Bei Frauen können unter anderem Störungen der Eierstockfunktion, Verwachsungen oder Fehlbildungen der Eierstöcke sowie hormonelle Störungen die Fruchtbarkeit negativ beeinflussen. Bei Männern gehören eine gestörte Hodenfunktion, ein Samenleiterverschluss sowie eine immunologische Sterilität zu den Einflussgrößen, welche den Kinderwunsch unerfüllt lassen. Eine Untersuchung beim Mann und bei der Frau hilft, die Ursache für die ausbleibende Schwangerschaft herauszufinden.
Unerfüllter Kinderwunsch: Welche Behandlungsmethoden gibt es?
Viele Paare versuchen, mit fortpflanzungsmedizinischen (reproduktionsmedizinischen) Behandlungsmethoden eine Schwangerschaft zu unterstützen. Zu den Behandlungsmöglichkeiten bei unerfülltem Kinderwunsch gehören:
Refertilisierung bei der Frau: Hat das Ziel, die Eileiter wieder durchgängig zu machen. Eileiterentzündungen, Endometriose und die Sterilisation der Frau sind Gründe für diesen Eingriff, der unter Vollnarkose und mit einem kleinen Bauchschnitt durchgeführt wird. Die Refertilisierung der Frau erfordert sehr viel operative Erfahrung und wird nur an speziellen Zentren angeboten. Bei Erkrankungen der Eileiter liegt die Erfolgsaussicht auf eine Geburt bei 30 Prozent und niedriger, beim Rückgängigmachen einer Durchtrennung der Eileiter liegt die Geburtenrate bei etwa 50 Prozent, beim Rückgängigmachen einer Sterilisation mit Clipmethode bei über 70 Prozent.
Refertilisierung beim Mann: Hat das Ziel, die Durchgängigkeit der Samenleiter wiederherzustellen. Entzündungen und angeborene Fehlbildungen sowie eine vorangegangene Sterilisation des Mannes gehören zu den Gründen für den Eingriff, bei dem unter Vollnarkose zwei kleine Schnitte am Hodensack durchgeführt werden, damit der Arzt die Samenleiter erreichen kann. Ungefähr die Hälfte aller Männer, die diese Operation durchführen lassen, werden noch einmal Vater.
Hormonelle Stimulation: Die Frau bekommt verschiedene Hormone verabreicht, welche zuerst die Eizellreifung anregen und anschließend den Eisprung auslösen. Dann erfolgt die Befruchtung entweder durch Geschlechtsverkehr oder durch künstliche Befruchtung.
Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI): Unter einem speziellen Mikroskop wird ein einzelnes Spermium in eine dünne Pipette aufgezogen und anschließend in die Eizelle eingebracht. ICSI kommt vor allem zum Einsatz, wenn die Ursache für den unerfüllten Kinderwunsch in einer zu geringen Spermienanzahl liegt oder wenn die Spermien nicht ausreichend bewegungsfähig sind. Dann hilft ICSI dem Spermium in die Eizelle einzudringen.
In-vitro-Fertilisation (IVF): Hierbei erfolgt die Befruchtung der Eizelle außerhalb der Gebärmutter in einer Glasschale. Diese Behandlungsmethode ist bei unerfülltem Kinderwunsch dann geeignet, wenn die Eileiter der Frau verschlossen sind oder die Qualität der Samenzellen des Mannes stark eingeschränkt ist. Durch Hormongabe wird die Bildung mehrerer Eizellen angeregt, die über Ultraschall abgesaugt und mit den durch Masturbation gewonnen Samenzellen in einer Nährflüssigkeit zusammengebracht werden. Kommt es zu einer Befruchtung, wird die Eizelle in die Gebärmutter eingesetzt.
Insemination: Hierbei werden durch Masturbation gewonnene Spermien in die Gebärmutter eingesetzt. Diese Behandlungsmethode bei unerfülltem Kinderwunsch kommt vor allem bei einer zu geringen Anzahl oder zu wenig beweglichen Spermien beim Mann zur Anwendung. Durch ein spezielles Verfahren werden die vorhandenen beweglichen Spermien konzentriert und anschließend in die Gebärmutter eingeführt. Dieses Verfahren ist auch mit Spendersamen möglich (donogene Insemination).
Intratubaner Gametentransfer: Die Befruchtung findet im Eileiter statt. Im Rahmen einer Bauchspiegelung werden Eizellen abgesaugt und gemeinsam mit zuvor aufbereiteten Samenzellen in den Eileiter eingebracht. Die Erfolgsquote liegt bei etwa 20 Geburten pro 100 intrubaner Gametentransfers. Dieses Verfahren findet unter anderem Anwendung bei Endometriose, Sterilität der Frau mit unklarer Ursache sowie bei Störungen der Fruchtbarkeit des Mannes.
MEAS/ TESE: Bei dieser Behandlungsmethode bei unerfülltem Kinderwunsch werden im Rahmen eines kleinen chirurgischen Eingriffs Samen aus den Nebenhoden (MESA) oder aus den Hoden (TESE) entnommen. Dieses Verfahren findet dann Anwendung, wenn im Samenerguss des Mannes nicht ausreichend viele Samenzellen vorhanden sind. In etwa 75 Prozent der Fälle können die Ärzte noch Spermien finden.
Unerfüllter Kinderwunsch: Welche Behandlung ist die richtige?
Welche Behandlungsmethoden im Einzelfall für Mann oder Frau in Frage kommen, kann der behandelnde Arzt abhängig von dem Diagnosebild mit dem Paar besprechen. Wichtig ist, dass sich das Paar ausführlich über die verschiedenen Möglichkeiten informiert, Erfolgschancen der einzelnen Behandlungsmethoden im individuellen Fall bespricht und sich zu Kosten und finanziellen Unterstützungen beraten lässt.
Besonders wichtig ist zudem, mögliche Risiken zu kennen und diese abzuwägen. Das betrifft sowohl die Risiken, die direkt mit dem Eingriff verbunden sind, als auch die Risiken, die nach einer erfolgreichen Befruchtung bestehen. So liegt beispielsweise die Fehlgeburtrate nach einer Kinderwunschbehandlung bei 20 bis 25 Prozent.
Wie hoch sind die Chancen?
Behandlungen der Kinderlosigkeit sind für das Paar belastend. Es braucht viel Zeit und Geduld. Die Phase zwischen Hoffen und dem Ergebnis der Therapie ist emotional sehr schwer. Noch schwieriger ist es, wenn der Kinderwunsch weiterhin unerfüllt bleibt. Laut Pro Familia bleiben 50 Prozent aller Paare trotz reproduktionsmedizinischer Behandlung dauerhaft ungewollt kinderlos. Bei etwa 15 Prozent der betroffenen Paare lässt sich medizinisch keine Ursache für den unerfüllten Kinderwunsch herausfinden. Dann ist ein weiterer möglicher Weg, über eine Adoption oder die Betreuung von Pflegekindern nachzudenken.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- https://www.profamilia.de/themen/unerfuellter-kinderwunsch.html
- https://www.bmfsfj.de/blob/95416/0277a83dc98150eae84dc086616a04a3/ungewollt-kinderlos-unterstuetzung-und-begleitung-fuer-betroffene-paare-flyer-data.pdf
- https://www.informationsportal-kinderwunsch.de/
- https://www.profamilia.de/fileadmin/publikationen/ePub/unerfuellter_kinderwunsch/html5.html#/1