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Muttertag und Erschöpfung: Ein Tag, zwei Botschaften


Ein Tag, zwei Botschaften
Blumen und Pralinen helfen leider nicht


Aktualisiert am 12.05.2024Lesedauer: 3 Min.
Meinung
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Erschöpfte Mütter überall: Noch immer tragen Mütter die Hauptlast im Familienalltag. (Quelle: IMAGO/Vasily Pindyurin/imago)

Der heutige Muttertag fällt zusammen mit dem Jahrestag des Chronischen Erschöpfungssyndroms. Was auf den ersten Blick wie Ironie anmutet, lässt sich tatsächlich sehr gut verbinden. Ein Erklärungsversuch (einer Mutter).

Man könnte meinen, der Kalender hat seinen ganz eigenen Sinn für Humor, wenn Muttertag und der Tag des Chronischen Erschöpfungssyndroms auf denselben Tag fallen: den 12. Mai 2024.

Der Muttertag ist eine wunderbare Gelegenheit, allen Müttern für ihre unermüdliche Arbeit zu danken. Blumen, Pralinen und selbstgemalte Karten erfreuen uns jedes Jahr wieder. Doch ist dies wirklich genug, um die endlosen Tage des Jonglierens zwischen Job, Haushalt und der nie endenden Wünsche unserer lieben Kleinen zu kompensieren?

Mütter wünschen sich eher Schlaf als Blumen

Eine aktuelle Umfrage des Müttergenesungswerks zeigt, dass sich ein Großteil der Mütter (56 Prozent) vor allem mehr Wertschätzung für ihre Care-Arbeit wünscht, und zwar das ganze Jahr über. Schließlich verbringen Frauen im Durchschnitt rund 44 Prozent mehr Zeit mit der sogenannten Sorgearbeit als Männer, wie Sie hier genauer nachlesen können. Neben der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Anerkennung dieses Gender-Care-Gaps wünschen sich Mütter Zeit mit ihrer Familie (47 Prozent), gefolgt von dem simplen Wunsch auszuschlafen (26 Prozent) – Blumen landen übrigens weiter unten auf der Wunschliste. Diese Bedürfnisse zeigen deutlich, wie erschöpft Mütter sind und dass Blumen und Pralinen leider nicht helfen, unsere Batterien langfristig aufzuladen.

Was verbindet den Muttertag noch mit dem Jahrestag des Chronischen Erschöpfungssyndroms? Letzterer soll Bewusstsein für eine Krankheit schaffen, die sich unter anderem durch eine überwältigende Müdigkeit auszeichnet, die auch durch ausgiebigen Schlaf nicht gelindert werden kann. Im Unterschied dazu sind Mütter müde, weil sie nie ausreichend Schlaf bekommen: Mütter (und fairerweise auch Väter) leiden bis zu sechs Jahre nach der Geburt ihres ersten Kindes an Schlafmangel – so eine Studie der Uni Warwick, UK.

Aber auch nach der Kleinkindzeit sind Frauen um 40 Prozent häufiger von Schlaflosigkeit betroffen als Männer. Die Gründe liegen für mich auf der Hand und lassen sich unter dem Begriff "Mental Load" zusammenfassen. Und wenn gerade besonders viel in der Familie zu organisieren ist, dann verfolgt uns Mütter die Alltagsplanung schon mal gern bis in den Schlaf. Hier ein paar persönliche Beispiele der letzten Tage, worum ich mich gekümmert habe – wohlgemerkt neben einem Vollzeitjob:

  • Der Sohn braucht bis morgen ein Kindergeburtstagsgeschenk für einen Freund – kein Problem!
  • Der Tochter passen die Sportschuhe nicht mehr – da müssen bis übermorgen neue organisiert werden!
  • Wer besorgt nach der Arbeit das Brot fürs Abendessen? Na klar, mach ich!
  • Der Sohn braucht einen Kontrolltermin beim Zahnarzt, da muss ich unbedingt noch anrufen!
  • Die Tochter fragt um Hilfe bei ihrer Hausaufgabe, das muss dann kurzfristig vor dem Schlafengehen eingeschoben werden.

Eine aktuelle Studie des Instituts für angewandte Sozialwissenschaft bestätigt, dass Mütter klar die Familienmanagerinnen sind und den Großteil an Organisationsaufgaben übernehmen – übrigens auch, wenn sie genauso in Vollzeit arbeiten wie ihre Männer.

Was ist mit den Vätern?

Wir sind also noch lange nicht dort angelangt, Mütter ausreichend zu entlasten und für Gleichberechtigung im Familienmanagement zu sorgen. Immerhin, Väter verbringen mehr Zeit mit der Kinderbetreuung als früher – im Zehnjahresvergleich eine halbe Stunde mehr pro Tag. Und es lassen sich sicher viele weitere Beispiele finden, dass Väter mehr Verantwortung in der Care-Arbeit übernehmen. Aber das reicht noch lange nicht aus.

Der heutige Muttertag und der Jahrestag des Chronischen Erschöpfungssyndroms, sie werden vermutlich noch länger in erstaunlich klarer Verbindung zueinander stehen.

Was tun wir also heute, liebe Mütter?

So stehen wir also da, am 12. Mai, bewaffnet mit Kaffee und einem müden Lächeln, feiern uns selbst und unsere unermüdliche Arbeit und sind mahnend sensibilisiert, auf unsere eigene Gesundheit zu achten. Also lasst uns unseren Ehrentag entspannt angehen und die Hausarbeit einfach mal links liegen lassen. Lasst uns einen kleinen Urlaubstag mit der Familie einlegen, und wenn dann noch Zeit ist für ein kleines Nickerchen auf der Sonnenliege – umso besser!

An einer langfristigen Verbesserung der Situation für Mütter müssen sich allerdings alle beteiligen: die Väter, die Gesellschaft, die Politik, die Arbeitgeber. Und auch wir Mütter können etwas tun und uns besser um uns selbst kümmern. Fangen wir also heute direkt damit an und überlegen, wie wir unsere eigenen Bedürfnisse besser in den Familienalltag einbauen können.

Verwendete Quellen
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