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Muskelschmerzen: Diese Ursachen können dahinterstecken


Nicht nur Muskelkater
Diese Ursachen können hinter Muskelschmerzen stecken


Aktualisiert am 03.03.2023Lesedauer: 4 Min.
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Ein Jogger greift sich ans Bein. Überanstrengungen beim Training können dazu führen, dass heftige Muskelschmerzen auftreten.Vergrößern des Bildes
Ein Jogger greift sich ans Bein. Überanstrengungen beim Training können dazu führen, dass heftige Muskelschmerzen auftreten. (Quelle: lzf/getty-images-bilder)

Nach einem anstrengenden Workout schmerzen oft die Muskeln, manchmal sogar für mehrere Tage. Halten die Beschwerden noch länger an, können auch Krankheiten dahinterstecken.

Wenn nach einem harten Training die Muskeln ein paar Tage lang schmerzen, ist das zunächst völlig normal. Halten die Beschwerden jedoch länger als zwei Wochen an oder werden zunehmend stärker, sollte man der Ursache auf den Grund gehen. Was die Muskeln schmerzen lässt und wann Sie zum Arzt gehen sollten.

Muskelschmerzen durch Verspannungen

Schmerzen in der Muskulatur, Myalgie genannt, können viele Ursachen haben. Zu den häufigsten Auslösern der stechenden, ziehenden, krampfartigen oder brennenden Schmerzen gehören Fehlhaltungen und Überlastungen. Eine zu stark beanspruchte Muskulatur verspannt, verhärtet und kann verkrampfen. Schmerzen und Bewegungseinschränkungen entstehen. Besonders häufig ist die Nacken-, Schulter- und Rückenpartie von muskulären Verspannungen betroffen. In Form von Muskelkater zeigen sich Muskelschmerzen oft in den Beinen. Von Muskelkrämpfen sind die Waden häufig betroffen.

"In den meisten Fällen stecken hinter Muskelschmerzen Fehlbelastungen mit Überforderung beziehungsweise eine Überanstrengung. Der sehr häufig auftretende Muskelkater ist das beste Beispiel für eine zu starke Strapazierung der Muskeln", erklärt Dr. Bernhard Dickreiter, leitender Facharzt für Physikalische Therapie und Rehabilitative Medizin der Gelenk-Klinik Gundelfingen. "Infolge kommt es zu Übersäuerungen und winzigen, vorübergehenden Faserverletzungen. Wer jetzt keine Pause einlegt, riskiert ernsthafte Verletzungen und ausgeprägte Muskelfaserrisse."

Muskelschmerzen durch Verletzungen

Neben Überlastungen, etwa durch langes Sitzen am Schreibtisch, schweres Heben oder Über-Kopf-Arbeiten, sind Verletzungen ein weiterer häufiger Grund für Muskelschmerzen. Diese können durch einen Unfall entstehen, etwa durch einen Zusammenstoß beim Sport oder durch Umknicken beim Laufen. Muskelprellungen, Muskelzerrungen, Muskelfaserrisse und Muskelrisse sind beim Sport keine Seltenheit. Unter anderem sind Fußballer, Basketballer, Tennisspieler und Läufer häufig betroffen.

"Muskelzerrungen sind meist durch Überdehnung beim Sport verursacht und führen oft zu einer spürbaren Verspannung des betroffenen Muskels – häufig in Arm oder Wade – bis hin zu krampfartigen Schmerzen. Im Grunde genommen ist eine Muskelzerrung nichts anderes als eine starke Überdehnung durch schnelle, plötzliche Bewegungsänderungen", sagt Dickreiter. "Muskelfaserrisse betreffen vor allem die Beine. Stechende, spitze Schmerzen sind ein typisches Symptom, ebenso eine deutlich schmerzhaft eingeschränkte Beweglichkeit."

Schmerzende Muskeln durch die Grippe

Es kann aber auch sein, dass ernste Erkrankungen hinter den Muskelschmerzen stecken. Eines der vermutlich bekanntesten Beispiele für Muskel- und Gliederschmerzen ist die Grippe. Bei der Grippe treten die Symptome rasch auf und die Betroffenen sind erschöpft und empfinden starke Schmerzen in den Gliedern, sodass sie nur schwer aufstehen können. Zurückzuführen sind die Muskelschmerzen auf die Autoimmunreaktion des Körpers gegen die Erreger.

"Gliederschmerzen in Armen und Beinen treten bei grippalen Infekten und einer Grippe sehr häufig auf. Damit das Immunsystem die Krankheitserreger abwehren kann, legt es über entsprechende Botenstoffe die Hauptkonkurrenten um die Energie – das Gehirn und die Muskulatur – weitgehend lahm. Die muskulären Probleme sind somit Beleg eines Gesundungsprozesses", so der Muskel- und Gelenkexperte.

Schmerzende Muskeln durch Autoimmunerkrankungen

Seltener sind Autoimmunerkrankungen die Ursache von Muskelschmerzen. Dazu gehören beispielsweise chronisch-entzündliche rheumatische Erkrankungen oder Kollagenosen. Bei diesen systemischen Autoimmunerkrankungen können verschiedene innere Organe, Haut, Muskeln und Gelenke gleichzeitig oder nacheinander erkranken. Die Schmerzen entstehen durch die Immunreaktion des Körpers, die zu Entzündungen in den Geweben führt. Auch der systemische Lupus erythematodes (SLE) gehört zu den Kollagenosen. Das Immunsystem richtet sich auch hier gegen körpereigene Strukturen. Oft sind es Muskel- und Gelenkschmerzen, welche die Betroffenen erstmals zum Arzt führen – und die schließlich zur Diagnose SLE führen.

"Im Rahmen von Autoimmunerkrankungen kommt es oft zu Entzündungen kleinster Blutgefäße (Vaskulitis). Diese Vaskulitiden führen zu Schmerzen in den Blutgefäßen und in deren Umgebung", erklärt Dickreiter. "Zusätzlich wird durch die entzündlichen Veränderungen in den Blutgefäßen die Blutströmung verlangsamt und damit die Sauerstoffversorgung der Muskelzellen deutlich reduziert. Ein Mangel an Sauerstoff führt sofort zu einer Vergärung von Glukose zu Milchsäure und dadurch recht schnell, infolge der lokal ausgelösten Übersäuerung, zu Schmerzen."

Muskelschmerzen durch Multiple Sklerose

Auch die Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose hat häufig Muskelschmerzen und Muskelschwäche als Symptom. Multiple Sklerose, kurz MS, ist die häufigste entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems bei jungen Erwachsenen, die zu Behinderungen führen kann. Das Immunsystem greift das Gehirn und das Rückenmark an. Schäden entstehen, in deren Folge die Weiterleitung und Verarbeitung von Nervensignalen gestört ist.

(Quelle: Privat)


Dr. Bernhard Dickreiter ist leitender Facharzt für Physikalische Therapie und Rehabilitative Medizin der Gelenk-Klinik Gundelfingen.

Muskelschmerzen durch Parkinson

Auch bei Morbus Parkinson, kurz Parkinson, ist das zentrale Nervensystem (ZNS) in Mitleidenschaft gezogen. Bei der Erkrankung sterben bestimmte Nervenzellen im Gehirn ab. Neben Problemen unter anderem mit dem Sehen, dem Geruchssinn und der Verdauung zeigen sich im Frühstadium häufig Schmerzen und Steifheit in Muskeln und Gelenken. Mit zunehmendem Verlauf wird die Motorik schlechter. Bewegungen werden langsamer, unsicherer und weniger koordiniert. Arme und Beine zittern in Ruhe. Die Betroffenen können an Demenz erkranken.

Muskelschmerzen durch Fibromyalgie

Auch die Fibromyalgie (Fibromyalgie-Syndrom, FMS) ist mit Muskel- und Gliederschmerzen verbunden. Die chronische Schmerzerkrankung zeigt sich durch Schmerzen in verschiedenen Körperregionen, unter anderem in den Muskeln, auf der Haut und in den Gelenken. Als Ursache wird eine gestörte Schmerzverarbeitung im Gehirn vermutet. Die Schwelle, ab der ein Reiz als Schmerz empfunden wird, ist bei den Betroffenen wohl stark herabgesetzt. Obwohl die Schmerzen oft quälend und belastend sind, führt das FMS nicht zu Schäden an Muskeln, Gelenken oder Organen.

Muskelschmerzen – wann zum Arzt?

Gerade weil Muskelschmerzen ein Symptom sind, das viele Ursachen haben kann, ist es wichtig, den Schmerz ärztlich untersuchen zu lassen. Langwierige Muskelschmerzen können eine Folge ernsthafter orthopädischer Verletzungen wie Muskelfaser- oder Sehnenrissen sein. Oftmals werden Schmerzen eines anderen Ursprungs von den Betroffenen auch als Muskelschmerzen fehlgedeutet. Das kann zum Beispiel bei Osteoporose (Knochenschwund), Arthrose (Gelenkverschleiß), einer Funktionsstörung der Schilddrüse, einem Bandscheibenvorfall oder einem Hexenschuss der Fall sein. Möglicherweise verbergen sich hinter den muskulären Beschwerden auch psychische oder neurologische Probleme.

"Gehen Sie mit Muskelschmerzen immer zum Arzt, wenn die Muskelschmerzen länger als zwei Wochen andauern, wenn die Schmerzen in Folge eines (Sport-) Unfalls aufgetreten sind oder wenn die Beschwerden erheblich zunehmen", rät Dickreiter. "Geklärt werden kann die Ursache nur durch eine Untersuchung beim Hausarzt beziehungsweise beim Orthopäden oder bei anderen Fachärzten."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Interview
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