Holt der FC Bayern Declan Rice? Genau dieser Spielertyp fehlt den Münchnern

Für 100 Millionen Euro nach München?

Dieser Spielertyp fehlt den Bayern

Declan Rice steht kurz vor einem Wechsel zum FC Bayern. Beim Conference-League-Finale zeigte der Kapitän von West Ham United, was ihn so wertvoll macht.

Aus Prag berichtet Alexander Kohne

Diese Aktion hätte auch von Stefan Effenberg oder Mark van Bommel kommen können: Kurz vor Anpfiff des Conference-League-Endspiels spurtete Declan Rice eilig über den halben Platz, ballte die Fäuste und animierte die sowieso schon ohrenbetäubend lauten West-Ham-Fans, ihr Team noch inbrünstiger anzufeuern. Das Gesicht hatte er dabei zu einer Grimasse verzogen, die Aggressivität, Angespanntheit und Siegesgewissheit in sich zu vereinen schien.

Diesen Gesichtsausdruck sollte der Kapitän von West Ham United in den folgenden 90 Minuten der Partie gegen die AC Florenz des Öfteren auflegen – und das lässt auch erkennen, warum er beim FC Bayern München ganz oben auf der Wunschliste steht.

Denn beim knappen 2:1-Erfolg in der Prager Fortuna-Arena, der West Ham den ersten Europapokalsieg seit 58 Jahren bescherte, war Rice der beste Mann auf dem Platz. Dabei bewies er mehrfach Eigenschaften, die den Bayern in der abgelaufenen Spielzeit fehlten.

"Aggressive Leader" wie einst Mark van Bommel

Rice ist das, was man einen "Mentalitätsspieler" nennt. Er geht auf dem Platz voran, ist stets lauffreudig, aggressiv im Zweikampf und versucht, seine Kollegen mit einem – manchmal etwas überzogenen Einsteigen – emotional mitzureißen.

Dabei ist der 41-fache englische Nationalspieler immer mitten im Getümmel. Kurz vor dem 1:0 der Londoner durch Saïd Benrahma (62. Minute) positionierten sich einige Florentiner am Elfmeterpunkt, um den Schützen zu irritieren. Rice fackelte nicht lange, packte AC-Verteidiger Nikola Milenkovic (immerhin 1,95 Meter groß und 90 Kilogramm schwer) am Kragen und schubste ihn unsanft weg. Zu van Bommels Zeiten in München wäre eine solch kompromisslose Aktion wohl als typisch für den "Aggressive Leader" verbucht worden, wie die Medien den Niederländer damals tauften.

Doch Rice ist nicht nur ein Haudrauf-Fußballer, er besticht auch mit umsichtigem Stellungsspiel. Durch seine gute Antizipationsgabe werden viele potenziell gefährliche Situationen bereits im Keim erstickt.

Entlastung für Joshua Kimmich?

Dennoch ist sich der 24-Jährige nicht zu schade, in der Defensive Löcher zu stopfen. Besonders in der ersten Hälfte gegen Florenz agierte der 24-Jährige oftmals sogar als letzter Mann und gab im Team von Trainer David Moyes teilweise sogar eine Art klassischen Libero als letzte Absicherung vor Torwart Alphonse Areola.

Gerade diese taktische Flexibilität macht ihn für Thomas Tuchel so interessant. Nach Informationen der Münchener Zeitung "tz" soll sich der Trainer des FC Bayern Ende Mai in London mit Rice getroffen haben. Laut dem Medium wolle Tuchel den englischen Nationalspieler als defensive Entlastung für Joshua Kimmich verpflichten, damit dieser sich mehr auf den Spielaufbau konzentrieren könne.

Entgegen den Erwartungen vieler Transferexperten auf der Insel scheint Tuchel mit seinem Ansinnen erfolgreich gewesen zu sein. Denn statt zu Arsenal oder Manchester United zu gehen, soll der gebürtige Londoner Rice nun tatsächlich einen Wechsel zum FC Bayern präferieren. Das berichtete der "Sportbuzzer", der Bayerns Chancen, eine Zusage von Rice zu bekommen, als "sehr gut" bezeichnet und die Transferwahrscheinlichkeit gar auf 80 Prozent taxiert.

Letzte Zweifel am Wechsel zu Bayern

Für die Bayern dürfte das aber teuer werden. Rice, der bereits mit 15 Jahren zu West Ham kam, besitzt noch einen Vertrag bis 2024. Als Ablösesumme sind laut "Sportbuzzer" 100 Millionen Euro im Gespräch.

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Aber könnten die Bayern einen solchen Transfer auch stemmen? "Wir sind wirtschaftlich sehr gut aufgestellt und haben große Ziele. Die Antwort ist also ja", erklärte Präsident Herbert Hainer kürzlich in Bezug auf eine mögliche Ablösesumme im dreistelligen Millionenbereich.

Allerdings gibt es noch letzte Zweifel, ob Rice die "Hammers" wirklich in Richtung München verlassen will. Denn nach dem Europapokalsieg sagte er am Rande der Feierlichkeiten, die bis in die frühen Morgenstunden gingen: "Das bedeutet mir einfach alles. Ich liebe diesen Klub einfach." Zudem schob der Londoner in Bezug auf einen möglichen Abschied nach: "Bisher gibt es da nichts zu. Mein Fokus liegt darauf, für West Ham zu spielen, die Nacht zu genießen und zu sehen, was passiert."

Eine neue Dimension in Bayerns Spiel?

Er sagte aber auch: "Lasst uns einfach sehen, was passiert. Wer weiß?" Bei seinem Herzensklub geht man derweil aber auf jeden Fall davon aus, dass Rice wechselt. "Wir haben ihm versprochen, dass er gehen darf. Es zieht ihn weg", so West-Ham-Boss David Sullivan über den Kapitän. "Man kann nicht mehr von einem Mann erwarten, als er in dieser Saison gegeben hat. Irgendwann ist der Zeitpunkt, wo es für ihn weitergehen muss und wir einen Ersatz beschaffen müssen - oder mehrere Ersatzspieler."

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Sollte es Rice am Ende tatsächlich zu Bayern ziehen, darf sich der deutsche Rekordmeister also auf einen Spielertyp freuen, der so derzeit nicht im Kader steht. Ein Typ, der dem Spiel eine neue Dimension verleihen könnte. Stefan Effenberg und Mark van Bommel dürfte es freuen.