Psychotherapie Verhaltenstherapie bei ADHS: Verlauf und Ziele der Behandlung
Um bei einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) die hyperaktiven, impulsiven und unaufmerksamen Verhaltensweisen einzudämmen und neue zu erlernen, wird bei Kindern oft eine Verhaltenstherapie eingesetzt. Diese Form der Psychotherapie hat sich bei ADHS als besonders wirksam erwiesen, vor allem in Kombination mit einer medikamentösen Behandlung. Wenn Eltern allerdings eine ADHS-Therapie mit Medikamenten ablehnen oder das Kind die Medikamente nicht verträgt, ist eine Verhaltenstherapie auch als alleinige Maßnahme möglich.
Vier Stufen: So verläuft die Verhaltenstherapie bei ADHS
Eine Verhaltenstherapie ist für Kinder und Jugendliche zwischen sieben und 17 Jahren geeignet. Laut den Medizinexperten von "Netdoktor" verläuft diese Behandlungsform in vier wesentlichen Phasen:
- ADHS-Information: Aufklärung der Patienten, Eltern und anderen Beteiligten (weitere Verwandte, Erzieher, Lehrer) über ADHS. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist nur dann möglich, wenn alle gut informiert sind.
- ADHS-Analyse: Untersuchung der familiären Verhaltensmuster sowie der Situation in Kindergarten oder Schule. Diese Aspekte sind zwar nicht für ADHS verantwortlich, tragen jedoch zu bestimmten Verhaltensauffälligkeiten bei. Anhand dieser Analyse werden die Ansätze für die gemeinsame Arbeit erstellt.
- ADHS-Training: In diesem Abschnitt der Therapie beginnt das eigentliche Verhaltenstraining für die Kinder und Teenager. In Einzel- oder Gruppentherapie lernt das Kind unter Anleitung eines Therapeuten besser mit ADHS umzugehen. Dabei wird die Methode des kognitiven Modellierens angewendet: Das heißt, ein Vorbild macht das erwünschte Verhalten vor und erläutert dabei gleichzeitig die einzelnen Schritte. Mit der therapeutischen Strategie des inneren Dialogs soll der Ablauf "erst handeln, dann denken" umgekehrt werden. Die Kinder sprechen während des Handelns mit sich selbst und eignen sich somit Selbstkontrolle und Selbstreflexion an. Dadurch soll sich das erwünschte Verhalten dauerhaft festsetzen.
Auch Elterntraining und Schultraining sind Teil dieser Therapiephase. - ADHS-Überprüfung: Die Erfolge beziehungsweise der Stand der ADHS-Behandlung wird in regelmäßigen Abständen überprüft. Das umfasst Fragebögen, Videodokumentationen und in manchen Fällen psychologische Tests. Auf Grundlage dieser Überprüfungen wird beschlossen, ob die Behandlung verändert wird oder ganz beendet werden kann.
Elterntraining: ADHS-Kinder brauchen feste Strukturen
Eine wichtige Rolle beim ADHS-Training spielen die Eltern. Nicht nur die kleinen Patienten, auch die Familie des Kindes muss lernen, mit der Herausforderung ADHS umzugehen. In einem gezielten Training für Eltern von ADHS-Kindern lernen diese, wie sie ihrem Nachwuchs mit einem einfühlsamen, aber konsequenten Erziehungsstil das Leben erleichtern können. Dazu gehört vor allem, dass Eltern ihren Kindern klare Alltagsstrukturen vorgeben und sich unmissverständlich dabei ausdrücken, wobei das eigene Verhalten der Eltern ebenfalls mit den aufgestellten Regeln und Anweisungen übereinstimmen muss.
Eltern sollten außerdem dafür sorgen, dass das Kind nicht abgelenkt wird, wenn es eine Aufgabe erledigt. Die Kinder benötigen stattdessen Rückmeldung zu ihrem Verhalten. Erwünschtes Handeln sollte dabei deutlich erkennbar belohnt werden.
Eltern, Lehrer, Ärzte – ADHS-Therapie erfordert Zusammenarbeit aller Beteiligten
Damit die Entwicklung von ADHS-Kindern auch in anderen Lebensbereichen wie Schule beurteilt und verbessert werden kann, ist es notwendig, dass die Eltern in engem Kontakt zu Ärzten, Lehrern und Erziehern stehen. Wie bei den meisten Erkrankungen ist der Erfolg der Therapie stark davon abhängig, ob eine intensive und kontinuierliche Zusammenarbeit aller Beteiligten besteht - denn gerade bei der Behandlung von ADHS zeigen sich Erfolge nicht sofort, sondern erst nach geraumer Zeit.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.