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Dysthymie: Symptome, Ursachen und Behandlung der Krankheit


Chronisch depressiv
Was hinter der Krankheit Dysthymie steckt

Von dpa-tmn, t-online
Aktualisiert am 11.06.2018Lesedauer: 3 Min.
Ein Mann sitzt vor einer Wand und vergräbt den Kopf in seinen Händen.Vergrößern des Bildes
Ständig niedergeschlagen? Dahinter könnte eine Dysthymia stecken (Quelle: Symbolbild/lolostock/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Innerlich unruhig, traurig, antriebslos – und das über Jahre. Mediziner nennen diese Art der chronisch depressiven Verstimmung Dysthymie (Dysthymia). Was diese Krankheit für Betroffene bedeutet und wie sie sich von einer klassischen Depression unterscheidet, erfahren Sie hier.

Thomas Reichelt ist seit sechseinhalb Jahren traurig. Eigentlich noch länger, gemerkt hat er das aber zuerst nicht so richtig. Im Herbst 2010 gab es einen Tag auf der Arbeit, da konnte er sich nicht konzentrieren, wusste nicht, was als nächstes kommt. "Innere Unruhe, Trauer, alles nebulös und schwer greifbar", beschreibt der heute 34-Jährige sein Gefühl von damals. Seine Ärztin schrieb ihn krank. "Aber sie konnte nichts mit mir anfangen", sagt Reichelt. Es dauerte ziemlich lange, bis er wusste, was er hatte und eine klare Diagnose erhielt: Dysthymie.

Was ist eine Dysthymie?

"Bei dem Krankheitsbild handelt es sich um eine chronische depressive Verstimmung", erklärt Prof. Arno Deister, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN).

Eine Dysthymie hat viele Namen und wird auch folgendermaßen bezeichnet:

  • Dysthymia
  • dysthyme Störung
  • neurotische Depression
  • persistierende depressive Störung

Wie viele Menschen von der Erkrankung betroffen sind, lässt sich nicht ganz genau sagen. Laut Deister zeigen 15 bis 20 Prozent der Deutschen im Laufe ihres Lebens Symptome einer Depression, ein Viertel bis ein Fünftel davon entfalle auf die Dysthymia. Sie beginnt meist im jungen Erwachsenenalter.

Symptome einer Dysthymia

Die Symptome gleichen denen einer Depression, sind aber weniger schwer, so Deister. Betroffene weisen zum Beispiel folgende Anzeichen auf:

  • chronische Traurigkeit und Schwermut
  • Antriebslosigkeit
  • Schuldgefühle
  • niedriges Selbstwertgefühl
  • geringe Leistungsfähigkeit
  • Ängstlichkeit und Hilflosigkeit
  • sehr viel oder sehr wenig Appetit
  • Schlafstörungen
  • Erschöpfung

Diagnose der Dysthymie

Der Beginn einer Dysthymie lasse sich aber oft nicht so scharf abgrenzen, sagt Deister. Darin unterscheidet sich die Krankheit von der Depression: Bei einer klassischen Depression sagen Patienten oft, dass sie früher anders gewesen seien. Menschen mit Dysthymia hingegen wissen oft gar nicht, dass sie krank sind, weil sie eigentlich schon immer so waren. Eine Dysthymie unterscheidet sich also insofern von der Depression, dass sie nicht in Episoden oder phasenweise auftritt, sondern in einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren fällt.

Je früher eine Dysthymia erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Eine frühzeitig begonnene Therapie schützt außerdem vor körperlichen Beschwerden wie Verspannungen. Auch psychische Begleiterkrankungen wie Persönlichkeitsstörungen oder Angststörungen können dadurch vorgebeugt werden.

Eine Dysthymia früh zu erkennen, ist aber wegen des schleichenden Verlaufs und der nicht so stark ausgeprägten Symptome nicht leicht, fügt Deister hinzu.

Dysthymie: Welche Therapien helfen

Neben einer medikamentösen Behandlung, zum Beispiel mit Antidepressiva, kann eine Verhaltenstherapie gegen die Dysthymia helfen. Eine in Deutschland noch recht junge Behandlungsform ist das sogenannte CBASP-Verfahren (Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy): Es stellt die persönliche Beziehung des Patienten mit dem Therapeuten in den Vordergrund. Der Betroffene weiß häufig nicht, welche Konsequenzen sein Handeln hat – zum Beispiel wie es auf andere wirkt, wenn er im Gespräch ständig wegschaut. Der Therapeut weist den Patienten immer wieder darauf hin. So lernt der Patient, warum ihn andere manchmal ablehnen. Und er merkt im besten Fall, dass er mit seinem Verhalten und mit einem bestimmten Auftreten auch positive Effekte erzielen kann.

Mögliche Ursachen der Dysthymie

Hinter der Dysthymie können sogenannte entwicklungshemmende Bedingungen stecken. Darunter verstehen Psychologen zum Beispiel den Verlust eines Elternteils, Suchterkrankungen in der Familie oder Ablehnung, zum Beispiel in der Schule, erklärt Dieter Schoepf. Er leitet das Kompetenzzentrum für die spezifische Psychotherapie der länger dauernden Depression (CBASP) am Universitätsklinikum Bonn.

Weitere Risikofaktoren, die eine Dysthymie begünstigen, sind Stress oder soziale Isolation.

Thomas Reichelt arbeitet schon lange wieder und hat Mitte 2016 in Abstimmung mit seinem Arzt seine Medikamente abgesetzt. "Nach so vielen Jahren keine Tabletten mehr einnehmen zu müssen, war ein tolles Gefühl!" Leicht war das nicht. Und als geheilt sieht er sich auch nicht. "Es ist mittlerweile okay, es ist momentan nicht akut schlimm, aber es ist immer da."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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