Statistisches Bundesamt Zwei Drittel der Arbeit von Frauen ist unbezahlt
Wie viel Zeit verbringen Menschen mit Arbeit, Familie und Freizeit? Eine Studie zeigt frappierende Unterschiede zwischen Frauen und Männern.
Frauen leisten einer Studie zufolge deutlich mehr unbezahlte Arbeit als Männer. Im Schnitt verbringen Frauen demnach rund 44 Prozent mehr Zeit mit sogenannter Sorgearbeit als Männer. "Damit leisten Frauen am Tag durchschnittlich eine Stunde und siebzehn Minuten mehr unbezahlte Arbeit", sagte die Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, Ruth Brand, in Berlin.
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Basis ist eine Studie von 2022, die untersucht, wie Menschen ihre Zeit aufteilen. Unbezahlte Arbeit bezieht sich dabei etwa auf Haushaltsführung, Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen und soziales Engagement sowie die Unterstützung haushaltsfremder Menschen.
Rollenaufteilung hat sich kaum verändert
Insgesamt verbringen Frauen demnach im Schnitt fast 45,5 Stunden pro Woche mit Arbeit, knapp 30 Stunden davon mit unbezahlter Arbeit. Das entspricht zwei Dritteln. Bei Männern sieht das anders aus: Sie verbringen mit knapp 21 Stunden weniger als die Hälfte ihrer 44-Stunden-Woche mit unbezahlter Arbeit. "Diese Rollenaufteilung, bei der Mütter sich vorrangig um den Haushalt und die Kinder kümmern und Väter die Haupterwerbstätigen sind, hat sich im Zeitvergleich kaum verändert", erklärte Brand. Zuletzt war die Studie im Jahr 2012/2013 durchgeführt worden.
Fast die Hälfte der unbezahlten Tätigkeit setzt sich bei Frauen dabei aus klassischer Hausarbeit wie Kochen, Putzen und Wäsche waschen zusammen. In die Kinderbetreuung investieren Frauen den Ergebnissen zufolge fast doppelt so viel Zeit wie Männer. Dabei würden sich Mütter gern mehr mit bezahlter Arbeit beschäftigen: Jede vierte erwerbstätige Mutter gab an, dass sie gern mehr Zeit für ihre Erwerbstätigkeit hätte. Demgegenüber würde jeder vierte Vater lieber weniger Zeit mit der Erwerbstätigkeit verbringen und sich stattdessen lieber anderen Dingen widmen.
Ausbau der Kindertagesbetreuung
Familienministerin Lisa Paus (Grüne) kritisierte die ungleiche Verteilung der Sorgearbeit: "Für Frauen bedeutet das meist: ein geringeres Gehalt, weniger berufliche Chancen und eine prekäre Alterssicherung." Es sei wichtig, dass Frauen wirtschaftlich auf eigenen Beinen stünden. Das gelinge aber nur, wenn Frauen und Männer unbezahlte Sorgearbeit gemeinsam übernähmen. "Daher investieren wir weiter in den Ausbau und die Qualität der Kindertagesbetreuung", sagte Paus.
Das Statistische Bundesamt erfasst im zehnjährigen Turnus, wie die Menschen in Deutschland ihre Zeit verbringen. Bei der Erhebung 2022 wurden rund 10.000 Haushalte mit 20.000 Menschen ab 10 Jahren auf freiwilliger Basis an drei vorgegebenen Tagen (davon zwei Wochentage und ein Tag am Wochenende) aufgefordert, ihre verbrachte Zeit in 10-Minuten-Schritten in einem Zeit-Tagebuch oder in einer App festzuhalten.
- Nachrichtenagentur dpa