Oft unklare Beschwerden Nierenschmerzen erkennen und behandeln
Nierenschmerzen oder Rückenschmerzen – das ist oft schwer zu unterscheiden. Wie sich Nierenprobleme bemerkbar machen und was dahinterstecken kann.
Wenn die Nieren wehtun, fühlt sich dies oft eher wie Verspannungen oder Rückenschmerzen an. Doch hinter Nierenschmerzen können ernste Erkrankungen wie eine Nierenbeckenentzündung, Nierensteine oder sogar Nierenversagen stecken. Beschwerden sollten daher immer ernst genommen werden.
Nierenschmerzen oder Rückenschmerzen?
Tut der Rücken oder die Niere weh? Woran sind Nierenschmerzen sicher zu erkennen? Ein Blick auf die Symptome: Rückenschmerzen quälen dauerhaft, beinträchtigen die Bewegung und führen oft zu einer krummen Haltung. Bei Nierenschmerzen ist das nur selten der Fall, außerdem treten sie oft krampfartig auf.
Hilfreich für eine erste Unterscheidung von Rücken- und Nierenschmerzen ist dieser Test: Wenn ein leichter Schlag mit der Handkante kurz über dem Beckenkamm in die Flanke schmerzt, deutet das auf Nieren- statt auf Rückenprobleme hin.
Doch wo genau tut es weh, wenn man Nierenschmerzen hat? Neben einseitigen Beschwerden rechts oder links in den Flanken schmerzt bei Erkrankungen der Nieren häufig auch der Unterbauch. Frauen verwechseln Nierenschmerzen deshalb manchmal mit Menstruationskrämpfen. Zu den möglichen Ursachen zählen zum Beispiel:
- Nierensteine
- Nierenbeckenentzündung infolge einer Blasenentzündung
- Zystennieren
- Nierentumoren
- Nierenversagen
Nierenbeckenentzündung
Wenn nach einer Blasenentzündung Bakterien in die Nieren aufsteigen, kann sich eine schmerzhafte Nierenbeckenentzündung entwickeln. Betroffene bekommen dann oft Fieber mit Schüttelfrost, die Flanken schmerzen stark und es kommt zu Übelkeit und Erbrechen. Typische Symptome sind zudem Unterleibskrämpfe, häufiger Harndrang und Blut im Urin. Frauen haben öfter als Männer Nierenschmerzen, weil ihre Harnleiter kürzer und sie deshalb anfälliger für bakterielle Erkrankungen sind.
Nierensteine
Der Urin enthält je nach Ernährung mehr oder weniger Salz. Aus Harnsäuresalz können sich kleine Nierensteine bilden. Bis zu einer Größe von zehn Millimetern gehen sie oft von selbst ab und werden unbemerkt mit dem Urin ausgeschieden. Doch manche Steine wachsen mit der Zeit. Rutschen sie in den Harnleiter, treten ganz plötzlich starke, krampfartige Nierenschmerzen auf. Im schlimmsten Fall verstopfen Nierensteine die Harnwege und es kommt zu einem Urinstau.
Zystenniere
Die Zystenniere zählt zu den häufigsten Erbkrankheiten. Sie ist eine ernsthafte Erkrankung, weil sie schlimmstenfalls zum Verlust der Nierenfunktion führt. Zahlreiche Harnwegsinfektionen, Schmerzen in den Flanken und Bluthochdruck können ein Hinweis darauf sein, dass sich zahlreiche Zysten – also mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen – in den Nieren gebildet haben und deren Funktion stören. Eine Nierenzyste ist hingegen eine einzelne Zyste, die in der Regel keine Beschwerden verursacht.
Nierenkrebs
Nierentumoren (Nierenkrebs) entdecken Fachleute im Frühstadium meist als Zufallsbefund bei einer Ultraschalluntersuchung, sonst oft erst im fortgeschrittenen Stadium, wenn sie starke Nierenschmerzen verursachen. Blut im Urin und eine tastbare Schwellung im Oberbauch können – müssen aber nicht – ein Hinweis auf Nierenkrebs sein.
Nierenversagen
Wenn die Nieren ihre Funktionsfähigkeit verlieren, spricht man von Nierenversagen. Dabei unterscheidet man das chronische von akutem Versagen. Wenn die Nieren langsam an Funktion einbüßen, etwa durch einen gestörten Zuckerstoffwechsel (Diabetes mellitus), durch Nierensteine oder durch eine Zystenniere, ist das Versagen chronisch. Blutarmut, Bluthochdruck, schäumender, roter Urin oder Wassereinlagerungen in den Beinen können Hinweise darauf sein. Verlieren die Nieren durch Nierensteine, Medikamente, Gefäßverschlüsse oder Blutverlust innerhalb sehr kurzer Zeit ihre Funktionsfähigkeit, liegt akutes Nierenversagen vor.
Folgen von Nierenkrankheiten
Neben Nierenschmerzen können sich Erkrankungen der Niere durch weitere Symptome zeigen. Wenn die Nieren nicht mehr richtig funktionieren, treten diese drei Folgeerkrankungen besonders häufig auf:
- Blutarmut: Die Nieren produzieren ein Hormon, das die Produktion der roten Blutkörperchen anregt. Wird es wegen einer Erkrankung der Nieren nicht mehr in ausreichender Menge ausgeschüttet, ist Blutarmut die Folge. Betroffene sind oft blass und schlapp.
- Bluthochdruck: Ein anderes in den Nieren produziertes Hormon regelt den Blutdruck. Gerät die Produktion aus dem Gleichgewicht, kommt es häufig zu Bluthochdruck.
- Wasseransammlungen: Landläufig sind Wasseransammlungen im Gewebe, sogenannte Ödeme, als "dicke Beine" bekannt. Wenn die Nieren nicht richtig arbeiten, lagert der Körper Wasser im Gewebe ein.
Wann ist bei Nierenschmerzen medizinischer Rat erforderlich?
Nierenschmerzen sollten nie auf die leichte Schulter genommen werden. Unbehandelt können sonst Spätfolgen auftreten – und ein Nierenversagen kann lebensbedrohlich sein. Ärztlicher Rat ist erforderlich, wenn
- Nierenschmerzen mehrere Tage lang anhalten
- Fieber, Schüttelfrost und krampfhafte Schmerzen auftreten
- der Urin rötlich gefärbt ist
- trotz ausreichender Trinkmenge kein Urin ausgeschieden wird
- Übelkeit, Erbrechen und Durchfall die Nierenschmerzen begleiten
- Schwindel, Bewusstlosigkeit und verlangsamter Herzschlag auftreten
- Wasseransammlungen in den Beinen oder anderen Körperteilen auftreten
Suche nach der Ursache
Wie geht es dann weiter? Die Ärztin oder der Arzt wird sich zunächst alle Beschwerden genau schildern lassen und nach Vorerkrankungen fragen: Wo sind die Nierenschmerzen lokalisiert, einseitig rechts, links oder beidseitig? Liegt ein Diabetes mellitus oder Bluthochdruck vor? Eine Untersuchung dokumentiert Fieber, Blutdruck, Herztöne und eventuelle Wassereinlagerungen. Die Blutanalyse kann Entzündungen im Körper aufdecken, in einer Urinprobe lässt sich womöglich Eiweiß oder Blut feststellen. Eine Ultraschalluntersuchung zeigt die Form der Nieren und eventuelle Zysten oder Tumoren.
Lässt sich die Ursache der Nierenschmerzen nach diesen Untersuchungen nicht eindeutig bestimmen, folgt für weitere Tests eine Überweisung in die Urologie. Hier können auch andere bildgebende Verfahren zum Einsatz kommen. Dazu gehören die Computertomografie, die Magnetresonanztomografie und die Urografie, die die Harnwege mithilfe eines Kontrastmittels und Röntgenstrahlung sichtbar macht.
Behandlung von Nierenschmerzen
Nierenschmerzen können sehr quälend sein. Die passende Therapie hängt von der Ursache für die Schmerzen ab: Hat die Ärztin oder der Arzt Nierensteine festgestellt und gehen diese nicht von selbst ab, können Druckwellen an der Hautoberfläche sie zertrümmern. Nur selten müssen Steine operativ entfernt werden. Bei bakteriellen Harnwegsinfekten und Nierenbeckenentzündungen ist ein passendes Antibiotikum das Mittel der Wahl. Es tötet die Bakterien ab. Wichtig ist, das Medikament nicht nur bis zum Abklingen der Nierenschmerzen, sondern so lange wie verschrieben einzunehmen. Bei Nierenversagen ist eine Blutwäsche (Dialyse) nötig, bei stark geschädigten Nieren bleibt oft nur eine Transplantation.
Nierenschmerzen selbst lindern
Bis zur ärztlichen Behandlung lassen sich Schmerzen mit Hausmitteln lindern: Wärme hilft, die Muskulatur zu entkrampfen. Dazu wird etwa ein warmer Wickel oder eine Wärmflasche auf die schmerzende Niere gelegt; auch ein Bad ist wohltuend. Trinken nicht vergessen! Neben stillem Wasser empfehlen sich Kräutertees. Beides – Wärme und ausreichend Flüssigkeit – kann helfen, Nierensteine schneller durch die Harnwege zu transportieren und so die Nierenschmerzen schneller loszuwerden.
Schon gewusst?
Die beiden Nieren liegen rechts und links der Wirbelsäule im unteren Rücken. Sie regulieren den Blutdruck und den Wasser- und Salzhaushalt des Körpers, indem sie dem Blut permanent Flüssigkeit, Salze und Giftstoffe entziehen. Mehrere in der Nebenniere produzierte lebenswichtige Hormone steuern die Blutbildung und die Aufnahme von Mineralstoffen. Pro Tag fließen rund 1.800 Liter Blut durch die Nieren. Die "Körper-Klärwerke" filtern bei Erwachsenen rund 180 Liter Primärharn mit heraus. Dieser wird auf täglich 1,5 bis 2 Liter Endharn konzentriert und über die Harnblase ausgeschieden.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Niere & Harnwege. Online-Informationen des Berufsverbands Deutscher Internistinnen und Internisten e. V.: www.internisten-im-netz.de (Abrufdatum: 1.7.2022)
- Chronische Nierenerkrankungen. Online-Informationen des Bundesverbands Niere e. V.: www.bundesverband-niere.de (Abrufdatum: 1.7.2022)
- Nierensteine und Harnleitersteine. Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: www.gesundheitsinformation.de (Stand: 13.2.2019)