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München: Unisex-Toiletten für alle am Viktualienmarkt – ein Pro und Kontra


Pro und Kontra
Eine öffentliche Toilette für alle?


17.05.2024Lesedauer: 1 Min.
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Die öffentlichen Toiletten auf dem Viktualienmarkt sind seit Kurzem genderneutral.Vergrößern des Bildes
Die öffentlichen Toiletten auf dem Viktualienmarkt sind seit Kurzem genderneutral. (Quelle: Sarah Koschinski)

Eine geschlechterneutrale Toilette auf dem Viktualienmarkt löst Diskussionen aus. Während die Stadt sich auf der einen Seite für genderneutrale Toiletten einsetzt, fordern auf der anderen Seite Nutzerinnen und ein Frauenbündnis eine Toilette ausschließlich für Frauen.

Pro
Sarah KoschinskiRedakteurin Regio München

Mehr als nur zwei Geschlechter

Wer aufs Klo muss, ist es gewohnt, an den Toilettentüren kleine Schilder vorzufinden, die das Piktogramm eines Mannes oder einer Frau zeigen. Auf dem Viktualienmarkt in der Münchner Altstadt gibt es diese Piktogramme auf der dortigen öffentlichen Toilette seit kurzer Zeit nicht mehr. Stattdessen sind auf einem Schild eine Kloschüssel und ein Pissoir abgebildet, das andere Schild hingegen zeigt nur eine Kloschüssel. Damit will die Stadt Menschen, die sich keinem oder einem anderen Geschlecht zuordnen, die Möglichkeit geben, ohne Probleme eine Toilette aufsuchen zu können. Und das ist auch gut so.

Denn gerade das binäre Geschlechterdenken, also die Unterscheidung zwischen Mann und Frau, ist etwas, das in vielen Köpfen noch fest verankert ist. Doch so, wie es im Leben nicht nur richtig oder falsch gibt, gibt es nicht nur zwei Geschlechter. Eine genderneutrale Toilette trägt dazu bei, dass wir jede Geschlechtsidentität tolerieren und unsere Gesellschaft als ein großes Ganzes sehen, das am Ende mehr ist als nur Mann und Frau.

Ein weiterer Grund, der für genderneutrale Klos spricht, ist die Diskriminierung, die dadurch vermieden werden kann. Inter- und transsexuelle Personen, die sich keinem binären Geschlecht zuordnen, haben so die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, auf welche Toilette sie gehen möchten und sind nicht gezwungen, sich zwischen dem männlichen und dem weiblichen Geschlecht zu entscheiden. Außerdem schafft es eine sichere und komfortable Umgebung für Transgender-Personen, die sich in herkömmlichen Toiletten oft unwohl fühlen.

Eine genderneutrale Toilette verkürzt zudem nicht nur die Wartezeit vor den Kabinen, sondern trägt auch dazu bei, Vorurteile und Stereotype bezüglich der unterschiedlichen Geschlechter aufzubrechen sowie eine offene und tolerante Gesellschaft zu fördern. Statt also auf die fehlende Frauentoilette zu schimpfen, sollten wir uns fragen, wie wir als Gesellschaft mehr Schritte in Richtung Toleranz machen können. (S)eine Kloschüssel mit anderen Personen zu teilen, ist ein erster Schritt in diese Richtung.

Kontra
Olaf Kern
Olaf KernHead of Regio Süd

Gut gemeint, schlecht gemacht

Die Sache mit dem Klo ist eindeutig: So geht das nicht. Eine Toilette nur für Frauen muss umgehend auf dem Viktualienmarkt wiederhergestellt werden. Sicherlich hat es die Stadt München – genauer gesagt die Gleichstellungsstelle – gut gemeint mit dem öffentlichen Örtchen für alle, also für Frauen, Männer und Menschen weiterer Geschlechter. Die Umsetzung auf dem Viktualienmarkt ist allerdings Murks.

Einfach die alten Türschilder abzuhängen, mag vielleicht im Sinne der Genderneutralität korrekt sein. Praktikabel ist es keinesfalls. Als Frau läuft man nun Gefahr, ständig Menschen anderer Geschlechter auf der Toilette zu begegnen, wenn es mal pressiert. Einen eigenen, geschützten Raum gibt es für sie nicht mehr, dafür aber genügend gute Gründe:

Insbesondere Frauen empfinden getrennte Toiletten nach wie vor als Rückzugsort und Schutz vor dem anderen Geschlecht. Unisex-Toiletten verletzen hingegen die Rechte auf Privatsphäre und Würde. Auf getrennten Toiletten können sich Frauen ungestört umziehen, in den Spiegel schauen oder mit Kindern aufs Klo, ohne gleich von anderen beobachtet zu werden. Zudem werden die hygienischen Zustände auf gemeinsamen Toiletten durch "Stehpinkler" von vielen Frauen kritisch gesehen. Zu Recht.

Und was überhaupt nicht geht auf dem Viktualienmarkt: Dass sich Frauen an Pissoirs vorbeidrängen, nur um auf die Toilette gehen zu können. Allein die Vorstellung erzeugt schon Widerwillen.

Privatsphäre, Sicherheit und Hygiene müssen auch im 21. Jahrhundert für Frauen auf öffentlichen WCs gewährleistet sein. Daran ändert sich auch in einer toleranten, aufgeklärten Gesellschaft nichts – oder auch nach der rechtlichen Einführung der dritten Geschlechtsoption "divers".

Die aktuelle Münchner Lösung ist deshalb in Wirklichkeit keine. Hier muss nachgebessert werden. Notfalls mit einem Umbau. Durch verschiedene Raumzonen, Sichtschutz und klare Beschilderung sollten die Bedürfnisse aller Nutzenden berücksichtigt werden.

 
 
 
 
 
 
 

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Verwendete Quellen
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