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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ursachen sind vielfältig Nackenschmerzen: Was die Beschwerden auslöst und was hilft
Nackenschmerzen können quälend sein: Die Bewegung ist eingeschränkt, oft strahlt der Schmerz in Schultern, Rücken und Arme aus. Was dagegen hilft.
Es gibt unterschiedliche Ursachen für Nackenschmerzen. Ein häufiger Auslöser sind Verspannungen. Doch auch degenerative Erkrankungen oder ein Bandscheibenvorfall können verantwortlich sein. Lesen Sie hier, was alles hinter Nackenschmerzen stecken kann und welche Behandlungen die Beschwerden lindern.
Nackenschmerzen sind ein Volksleiden
In den meisten Fällen lassen Nackenschmerzen nach bis zu drei Wochen nach. Dann sprechen Mediziner von akuten Nackenschmerzen. Von chronischen Nackenschmerzen ist die Rede, wenn die Beschwerden länger als zwölf Wochen andauern oder die Halssteifigkeit immer wieder erneut auftritt.
Angaben der "Degam S1-Handlungsempfehlung Nackenschmerzen" zufolge sind Nackenschmerzen mit etwa 10 bis 15 Prozent ein häufiger Beratungsanlass. Oftmals lässt sich keine klare körperliche Ursache feststellen. Dann handelt es sich um unspezifische Nackenschmerzen – etwa aufgrund von Verspannungen. Verspannungen sind eine sehr häufige Ursache von Nackenschmerzen.
Verspannungen können Schmerzen auslösen
Verspannungen der Nackenmuskulatur entstehen beispielsweise durch Fehlbelastungen, Fehlhaltungen und Stress. Da die Muskeln von Nacken, Schultern und Rücken miteinander verbunden sind, bleibt der Schmerz oft nicht auf den Nacken beschränkt, sondern strahlt in Schultern und Arme sowie Hände aus. Möglich ist auch, dass der Schmerz im Nacken auf eine verspannte Schulter- und/ oder eine verspannte Rückenmuskulatur zurückzuführen ist. Auch Kopfschmerzen können ihren Ursprung in einem verspannten Nacken haben.
"Besonders groß ist das Risiko für Nackenschmerzen, wenn zu den Fehlbelastungen und Fehlhaltungen eine schwache Nackenmuskulatur hinzukommt", sagt Professor Bernd Kladny, Chefarzt der Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie, m&i-Fachklinik Herzogenaurach und stellvertretender Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V. (DGOU). "Durch die Fehlhaltung neigen Muskeln zudem zur Verkürzung – was das Problem verstärkt."
Verspannten Nacken lockern – das hilft
Schreibtischarbeit, Über-Kopf-Arbeiten, Smartphone-Benutzung oder intensiver Sport: Ein nach vorne, oben oder hinten geneigter Kopf belastet Halswirbelsäule, Sehnen und Muskeln stark. Werden Muskeln und Sehnen in Nacken, Schulter und Rücken überfordert, verspannen sie sich. Dieser schmerzhafte, aber sinnvolle Eigenschutz des Körpers hat zwei Aufgaben: Zum einen signalisiert der Schmerz, dass im Nackenbereich etwas nicht stimmt. Zum anderen soll die Verspannung vor weiterer Überlastung schützen, verursacht ihrerseits aber selbst Schmerzen. Doch auch, wenn der Schmerz im Nacken quält: Schonen wäre der falsche Weg, wie der Orthopäde betont.
"Schonung macht alles nur schlimmer. Damit sich die verkrampfte Nackenmuskulatur wieder lockern kann, braucht es sanfte Bewegungen. Dehnung ist wichtig, damit sich die verkürzten Muskelfasern und blockierten Gelenke wieder lösen", sagt Kladny. "Bei akuten starken Schmerzen kann man diese durch Entzündungshemmer in den Griff bekommen, damit man sich wieder bewegen kann und sich die Verkrampfungen nicht in einem Teufelskreis verstärken. Achten Sie bei Bewegungen darauf, nicht zu sehr in den Schmerz hineinzugehen. Machen Sie regelmäßig Kräftigungs- und Dehnübungen, um zukünftigen Schmerzen vorzubeugen."
Wärme als Alternative zu Schmerzmitteln
Nicht immer lassen sich die Bewegungs- und Dehnübungen ohne Weiteres durchführen, vor allem, wenn die Schmerzen stark sind. Dann kann Wärme dabei helfen, die Muskeln zu lockern und die Übungen schmerzfreier auszuführen. Eine Rotlichtlampe kann ebenso wohltuend sein wie eine Wärmflasche, ein Kirschkernkissen oder ein Wärmepflaster. Kurzzeitig können auch Schmerzmittel helfen, Bewegungen zu erleichtern.
Möchten Sie ein Schmerzmittel einnehmen, lesen Sie die Packungsbeilage durch und berücksichtigen Sie die Dosierempfehlung. Müssen Sie aufgrund bestimmter Erkrankungen Medikamente einnehmen, ist es ratsam, mit einem Arzt Rücksprache zu halten, bevor Sie Schmerzmittel schlucken. "Nehmen Sie Schmerzmittel nicht öfter als an maximal zehn Tagen im Monat und maximal drei Tage hintereinander ein", rät Kladny.
Zur Person
Professor Dr. Bernd Kladny ist stellvertretender Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU) und Chefarzt der Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie, m&i-Fachklinik Herzogenaurach. Der Orthopäde und Unfallchirurg war maßgeblich an der Versorgungsleitlinie Kreuzschmerz beteiligt.
Abnutzung als Ursache für Beschwerden
Neben Verspannungen können auch degenerative Veränderungen Schmerzauslöser sein: etwa Abnutzungen im Rahmen einer Arthrose. Bei Arthrose handelt es sich um eine Abnutzung im Bereich der Gelenke. Diese wird unter anderem durch chronische Überlastungen und Fehlhaltungen, aber auch durch Unfälle begünstigt. Liegt eine Arthrose im Bereich der Halswirbelsäule vor, sprechen Mediziner von cervicaler Spondylarthrose. Halswirbel und Bandscheiben bilden sich zurück. Neben Schmerzen und Bewegungseinschränkungen kann es auch zu Nerveneinklemmungen kommen.
Bandscheibenvorfall kann Nackenschmerzen auslösen
Ein Bandscheibenvorfall kann ebenfalls eine Ursache von Nackenschmerzen sein. Bei einem Bandscheibenvorfall im Nacken (Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule) entstehen die Nackenschmerzen, Arm- und Schulterbeschwerden durch eingequetschte Nerven. Bei einem Bandscheibenvorfall tritt die gallertartige Masse aus dem Inneren der Bandscheiben aus. Die Bandscheiben, die als wichtige Pufferung zwischen den Halswirbelkörpern fungieren, schrumpfen. So fällt nicht nur die Schutz- und Stützfunktion der Bandscheiben weg. Die Rückenmarksnerven (Spinalnerven) werden gequetscht und auf das Rückenmark wird Druck ausgeübt.
Wann mit Nackenschmerzen zum Arzt?
Weitere mögliche Ursachen für Nackenschmerzen können unter anderem Muskelzerrungen, Gelenkblockaden, Entzündungen, eine Beschleunigungsverletzung der Halswirbelsäule als Folge von Verkehrsunfällen, Fehlstellungen der Wirbelsäule, rheumatischen Krankheiten, des Fibromyalgiesyndroms (chronische Schmerzkrankheit) oder einer Spinalkanalstenose (Verengung des Wirbelkanals im Bereich der Halswirbelsäule) sein.
"Da es so viele mögliche Auslöser von Nackenschmerzen gibt, sollten Sie bei länger als zwei Wochen andauernden Nackenschmerzen eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Zeitnah ärztliche Hilfe einholen sollten Sie, wenn die Nackenschmerzen durch einen Unfall oder ein Trauma verursacht wurden, Genickstarrte auftritt, Gefühlsstörungen wie Kribbeln (Ameisenlaufen) in den Schultern oder Armen und Händen hinzukommen, die Schmerzen sehr stark ausgeprägt sind oder bei Lähmungserscheinungen", rät Kladny. Begleiten Kopfschmerzen, Schwindel, Benommenheit, Übelkeit und Erbrechen die Nackenschmerzen, sollte ebenfalls rasch ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Interview
- Schmerzmittel in der Selbstmedikation nicht immer unkompliziert. Pressemeldung der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. (ABDA). (Stand: 23. Juli 2020)
- Nackenschmerzen: Ursache & Therapie. Online-Information des Öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. (Stand: 15. November 2017)
- Martin Scherer, Jean-François Chenot: S1-Handlungsempfehlung Nackenschmerzen. Publiziert von der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). AWMF-Register-Nr. 053-007. (Stand: Juni 2016)
- Nackenschmerzen. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 30. Januar 2019)
- Was tun bei unspezifischen Nackenschmerzen? Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 30. Januar 2019)