Ex-Radstar Ullrich spricht über Doping "Man merkt schon einen Schub"
Jan Ullrich war ein Star der Radsportwelt. Dann wurde nachgewiesen, dass er gedopt hatte. Jetzt spricht der ehemalige Tour-de-France-Sieger offen darüber.
Er war der größte deutsche Radsportheld aller Zeiten: Jan Ullrich. Der 49-Jährige gewann 1997 die Tour de France und sicherte sich 2000 olympisches Gold. 2006 kam es jedoch zum Eklat. Kurz vor der Frankreich-Rundfahrt wurde bekannt, dass Ullrich in den Dopingskandal um den spanischen Arzt Eufemiano Fuentes verwickelt war. Der Vorfall beendete letztlich seine Karriere. 2012 wurde der deutsche Radsportler des Dopings schuldig gesprochen.
Am 28. November erscheint nun die Dokumentation "Jan Ullrich – Der Gejagte" bei dem Streaming-Anbieter Prime Video. Bei einer Veranstaltung im Vorfeld der Veröffentlichung wurden bereits einige Inhalte der Serie bekannt. Ullrich spricht im ersten Teil offen über sein Doping und die Verbindungen zu Fuentes.
"Er war ein sehr sympathischer Mann. Ich habe ihn nicht so oft getroffen, aber ich hatte irgendwie Vertrauen", sagt der Ex-Sportler über den Sportmediziner, der ihm beim Dopen half. "Mir wurde gesagt, es sei sehr sicher." Auch über die Wirkung des Blut-Dopings spricht Ullrich. Bei dieser Methode wird dem Sportler Blut entnommen, mit Sauerstoff angereichert und dann wieder zugeführt. "Wenn man das Blut wiederbekommt, merkt man schon einen Schub", so der frühere Spitzensportler.
Ullrich: "Kein Geständnis machen, wo ich andere mit reinziehe"
Obwohl Ullrich ein Jahr nach dem Doping-Knall 2006 und dem damit verbundenen Rauswurf bei seinem Team T-Mobile endgültig aufflog, weil das bei Fuentes gefundene Blut dem Ex-Radfahrer zugeordnet werden konnte, machte er danach nie von sich aus ein Geständnis: "Obwohl man mich fallen gelassen hatte, kam mir nicht in den Sinn, ein Geständnis zu machen, wo ich andere reinziehe."
Ullrich hatte nach dem Vorfall in kürzester Zeit alles verloren, stürzte ab. Negativer Höhepunkt: 2018 brachte er sich fast selbst mit Alkohol und Kokain um. "Der Ursprung war einfach, dass ich immer noch einen unglaublichen Frust habe und das immer noch nicht verarbeitet habe", sagt er. "Der Ausgangspunkt war dieses Jahr 2006. Das habe ich nie verkraftet." Auch medial ließ ihn das Thema nicht los: "Alle vier, fünf Jahre hatte es mich dann doch innerlich langsam zerfressen, dass die Bombe wieder irgendwo hochgegangen ist."
- bild.de: "Ullrich spricht das erste Mal über Blut-Doping"