"Wir haben zu viele Fehler gemacht" Flick kritisiert DFB-Auftritt gegen Ungarn
Kann Deutschland nicht mehr gewinnen? Im dritten Nations-League-Spiel in Folge reicht es nur zu einem Unentschieden – dieses Mal gegen Ungarn. Am Dienstag geht es weiter gegen Italien.
Wieder kein Sieg, sondern nur ein Unentschieden: Deutschland spielte im dritten Nations League-Spiel innerhalb von acht Tagen nur 1:1 – dieses Mal in Ungarn. Zsolt Nagy traf schon nach sechs Minuten zur Führung, Jonas Hofmann (9.) gelang nur der Ausgleich. Für mehr reichte es am Ende nicht. Torwart und Kapitän Manuel Neuer nach dem Spiel bei "RTL": "Ich würde nicht von einem glücklichen Unentschieden sprechen, aber die Zielstrebigkeit nach vorne hat gefehlt."
Die DFB-Elf ist zur Halbzeit der Gruppenphase mit drei Punkten damit näher am Abstiegsrang denn an der Finalteilnahme.
Dabei hatte Bundestrainer Hansi Flick vor dem Spiel von einer "ganz großen" Aufgabe für seine Auswahl gesprochen. "Jeder Einzelne muss 100 Prozent Leistungsbereitschaft zeigen." Zuvor hatte die DFB-Elf jeweils schon 1:1 gegen Italien und England gespielt. Die Chance zur Wiedergutmachung bietet sich immerhin schon am Dienstag, wenn Europameister Italien in Mönchengladbach im letzten Spiel vor der herbeigesehnten Sommerpause zu Gast ist.
So lief das Spiel:
Kaum hatte die Partie Fahrt aufgenommen, musste Flick an seinem Urteil vom "guten Weg" zweifeln. Ein weiter Ball von Ungarns Willi Orban düpierte die deutsche Viererkette. David Raum ließ Attila Fiola bei der Flanke gewähren, Schlotterbeck stand beim Kopfball von Roland Sallai zu weit weg. Zwar konnte Manuel Neuer mit einem Reflex parieren, doch Nagy jagte die Kugel im Nachschuss unter die Latte.
Gerade diese defensiven Aussetzer hatte Flick sich eigentlich verbeten, nachdem zuletzt weder gegen die Niederlande und Italien noch gegen England ein Zu-Null-Spiel gelungen war. Immerhin zeigten seine Schützlinge wie schon zum Auftakt der Nations League in Italien eine prompte Reaktion binnen drei Minuten. Schlotterbecks langer Pass erreichte den durchgestarteten Hofmann, Ungarns Keeper Peter Gulasci verschätzte sich beim Herauslaufen. Der Gladbacher legte den Ball vorbei und schob ins leere Tor zum Ausgleich ein.
Wieder Hofmann
Schon gegen die Engländer hatte Hofmann den deutschen Treffer erzielt. In Italien bereitete der 29-Jährige das Ausgleichstor vor. In diesem Nations-League-Sommer gehört Hofmann bisher zu den Gewinnern bei der Suche nach dem WM-Kader für Katar.
Die schnelle Antwort aber gab den Gästen keine Sicherheit. Flick gestikulierte eifrig am Spielfeldrand, wirkte schwer verstimmt von der Darbietung seiner Mannschaft. Zwar hatten die Deutschen deutlich mehr Ballbesitz, aber keine Spielkontrolle. In der Defensive wirkte die DFB-Auswahl gegen die schnell umschaltenden Ungarn sehr anfällig. Vor allem der Hoffenheimer Raum, angeblich von Borussia Dortmund umworben, geriet auf der linken Seite immer wieder in Not.
Wie schon beim erzitterten 2:2 beim EM-Gruppenspiel im Vorjahr erwiesen sich die Gastgeber als höchst unbequemer Gegner. Das lag aber auch daran, dass Flicks Vorgaben bei Einsatzwillen und offensiver Linie nicht umgesetzt wurden. Als Schlotterbeck einen Fehlpass von Niklas Süle ausbügelte und sich dabei eine Gelbsperre einhandelte, hatte der Bundestrainer noch mehr Grund zum Ärgern.
Chancen wie durch den Kopfball von Geburtstagskind Kai Havertz (18.) und den Schuss von Raum (40.) vorbei am langen Pfosten blieben Mangelware. Neuer musste sogar das Remis gegen Fiolas Direktabnahme in die Kabine retten (44.).
Ungarn verpasst Siegtreffer
Und es wurde auch nach dem Seitenwechsel nicht besser. Nur kurz erhöhte das deutsche Team das Tempo, bald hatten sich die Ungarn wieder in ihrer kompakten Defensive organisiert. Im Spiel nach vorn fehlten dem DFB-Team Ideen und Esprit. Nach viel Leerlauf tauchte plötzlich Hofmann wieder frei vor Gulasci auf, sein Zuspiel erreichte den mitgelaufenen Timo Werner aber nicht (72.).
Mit den Einwechslungen von Ilkay Gündogan, Müller und Julian Brandt wollte Flick noch einmal Impulse geben. Die beste Chance auf den Siegtreffer aber hatten die Ungarn, Neuer lenkte einen Fernschuss von Daniel Gazdag (81.) über das Tor. Auch in den letzten Minuten gelang dem deutschen Team nichts Zählbares mehr.
Keine Alibis
Bundestrainer Hansi Flick nach dem Spiel bei "RTL": "Ich habe im Vorfeld gesagt, dass es nach England das schwerste Spiel ist, das man haben kann. Die Ungarn sind sehr kompakt gewesen. Wir haben es nicht geschafft, mit Überzeugung nach vorne zu spielen, haben zu viele Fehler gemacht. Aber wir sind in einem Entwicklungsprozess. Wir müssen schauen, dass wir aus diesem Spiel die Lehren ziehen."
Flick weiter: "Es fehlt ein bisschen die Überzeugung. Ich fange nicht an, irgendwelche Alibis zu schaffen: Wir wollten heute drei Punkte holen. Alle waren natürlich sehr enttäuscht in der Kabine. Wir haben jetzt zwei Tage, um uns zu regenerieren. Wir werden gucken, dass wir die fitteste Elf gegen Italien auf den Platz schicken."
- Eigene Beobachtungen
- Nachrichtenagentur dpa