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Bremerhaven: Quallen laut AWI-Forschern auf dem Vormarsch – schwere Folgen


"Dramatische Folgen"
AWI-Forscher: Quallen klauen Fischen den Lebensraum

Von dpa, t-online, stk

Aktualisiert am 16.05.2024Lesedauer: 2 Min.
Die Gelbe Haarqualle: Sie gehört zu den Profiteuren der steigenden Wassertemperatur im Meer.Vergrößern des BildesDie Gelbe Haarqualle, auch Feuerqualle genannt: Sie gehört zu den Profiteuren der steigenden Wassertemperatur im Meer. (Quelle: AWI/Joan J. Soto-Angel)
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Vielen Tieren und Pflanzen setzt der weltweite Klimawandel mächtig zu. Andere hingegen gewinnen sogar. Das zeigen Forschungen aus Bremerhaven.

Im Gegensatz zu vielen anderen Meeresbewohnern gehören Quallen zu den Gewinnern des Klimawandels. Wegen der steigenden Wassertemperaturen der Weltmeere könnten sie künftig immer weiter in den Arktischen Ozean vordringen, wie eine Studie des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts (AWI) zeigt. Forschende setzten in einem Computermodell acht arktische Quallenarten steigenden Wassertemperaturen aus, wie sie durch den Klimawandel zu erwarten seien.

Das Ergebnis: Bis auf eine Ausnahme könnten alle untersuchten Spezies ihren Lebensraum ausgehend vom Zeitraum 1950 bis 2014 bis zum Zeitraum 2050 bis 2099 deutlich Richtung Arktis ausdehnen. Die Studie wurde im Fachmagazin "Limnology and Oceanography" veröffentlicht.

Quallen können ganze Gebiet übernehmen

Besonders stark breitet sich den Ergebnissen zufolge die als Feuerqualle bekannte Gelbe Haarqualle, die in der Ostsee vorkommt, Richtung Norden aus. "Sie kann ihren Lebensraum sogar fast verdreifachen", sagte AWI-Meeresbiologin Charlotte Havermans. Lediglich eine untersuchte Art (Sminthea arctica) verzeichne einen Rückgang um 15 Prozent, da sie sich bei hohen Temperaturen in kältere Tiefen zurückzieht.

Quallen profitieren den Angaben zufolge auch von Nährstoffeinträgen und Überfischung. Übe der Klimawandel Stress auf Meeresbewohner aus, könnten sich Nesseltiere, zu denen Quallen zählen, oft gegen Nahrungskonkurrenten wie Fische durchsetzen, sagte Erstautor Dmitrii Pantiukhin. In Spitzbergen habe die Kronenqualle bereits einen ganzen Fjord übernommen, betonte Havermans.

Nesseltiere: Große Gefahr für Fische

"Viele Quallen ernähren sich von Fischlarven und Eiern und verzögern oder verhindern so eine Erholung von unter Druck geratenen Fischpopulationen, die zudem meist auch noch durch den Menschen stark bewirtschaftet werden", sagte Pantiukhin. Die Wissenschaft spreche bereits von einer drohenden globalen "Verquallung" der Ozeane. Das zeige sich auch daran, dass in den letzten 15 Jahren Menschen am Mittelmeer häufiger von Quallenstichen betroffen seien, sagte Havermans.

Unklar sei noch, wie sich der Vormarsch der Nesseltiere Richtung Norden auf die arktischen Fischbestände auswirke. "Vieles spricht dafür, dass wichtige arktische Fischspezies wie der Polardorsch, dessen Larven und Eier häufig von Quallen gefressen werden, noch stärker unter Druck geraten", sagte Havermans.

Quallen seien ein guter Indikator für die kommende Entwicklung der Fischpopulation, so die Forscher. "Wer also wissen will, wie sich die auch für uns wichtige Nahrungsquelle Fisch in Zukunft entwickeln wird, muss die Quallen in den Blick nehmen", teilten die Wissenschaftler mit.

Quallen erobern die Arktis

Die Studien zeige parallel, wie bestimmte Quallenarten ihren Lebensraum bis zum Jahr 2099 "erheblich polwärts ausdehnen" und dabei auch vom weiteren Rückgang der Meereisbedeckung profitieren würden. Diese Entwicklung sei "dramatisch", so das Team um Forscher Dmitrii Pantiukhin. "Die prognostizierte Ausdehnung der Quallenhabitate könnte massive und kaskadenhafte Auswirkungen auf das ganze Nahrungsnetz haben", fürchten die Forscher. Noch unklar sei, wie sich das Ausbreiten der Tiere auf die Fischbestände in der Arktis auswirke.

Vieles spreche dafür, "dass wichtige arktische Fischspezies wie der Polardorsch, dessen Larven und Eier häufig von Quallen gefressen werden, noch stärker unter Druck geraten".

Verwendete Quellen
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