Experte klärt auf Sind Toilettenhocker besser für den Stuhlgang?
Manche schwören auf ihn, andere haben noch nie davon gehört – der Toilettenhocker bietet bei manchen Beschwerden aber echte Vorteile.
Es gibt sie aus Holz oder Plastik, in verschiedenen Größen, zum Zusammenfalten und sogar mit Halter für das Handy – immer mehr Händler bieten Toilettenhocker für eine bessere Verdauung an. Man stellt sie auf den Boden vor sich und setzt die Füße darauf, fertig. Bequem ist das nicht unbedingt. Doch Befürworter sagen: Diese Sitzhaltung sei gesünder, die Anatomie des Menschen sei für die moderne Toilette nicht gemacht.
Über Jahrtausende seien wir in die Hocke gegangen, um abzuführen. Die heute übliche Haltung auf dem Klo aber würde den Darm abknicken. Das führe zu zahlreichen Problemen wie Verstopfung, Blähungen, Reizdarm und Hämorrhiden.
So verändert der Toilettenhocker die Haltung
In der üblichen Haltung ohne Schemel sitzen Menschen auf der Toiltette wie auf einem Stuhl: Rumpf, Ober- und Unterschenkel bilden jeweils einen Winkel von 90 Grad. Mit einem Toilettenhocker heben sich nun die Knie und kommen näher an den Oberkörper. Er neigt sich leicht nach vorn, das Becken richtet sich auf.
"Aus medizinischer Sicht ist diese Haltung absolut sinnvoll", sagt Prof. Thomas Frieling, Gastroenterologe und Vorstandsmitglied des Vereins Gastro-Liga, der Menschen über Tabuthemen wie Reizdarm oder Darmentleerung aufklären möchte. "Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass diese Position günstig für die Entleerung ist."
Wer statt Hocker einfach den Oberkörper nach vorn beuge, erreiche nicht denselben Effekt, so Frieling: "Es geht um den Winkel zwischen Oberschenkel und Kreuzbein." Der Enddarm könne sich so weiter öffnen und leichter entleeren. Für gesunde Menschen ohne Probleme sei die Haltung nicht so entscheidend. Wer aber ohnehin zum Beispiel an Darmträgheit oder öfter an Verstopfung leidet, könne durch eine Änderung der Sitzhaltung manchmal besser abführen.
Welche Beschwerden bessern sich durch den Toilettenhocker?
Durch die Position wird starkes Pressen vermieden – und somit die Gefahr, die empfindliche Haut am Darmausgang zu verletzen. Einrisse und Blutungen wären die Folgen. Auch Hämorrhoiden und eine Absenkung von Beckenboden und/oder Gebärmutter entstehen seltener.
Für einen gesunden Stuhlgang sorgen zudem eine ausgewogene Ernährung, viel Bewegung und ein insgesamt gesunder Lebensstil. Ballaststoffe, viel Flüssigkeit und abführende Lebensmittel wie etwa Sauerkraut oder Trockenobst sind ebenfalls hilfreich.
"Ob es nun unbedingt solch ein Hocker sein muss, ist eine andere Frage", sagt Frieling. Wer einfach einmal ausprobieren möchte, ob angewinkelte Oberschenkel auf der Toilette besser sind als die übliche Stellung, kann es vor dem Kauf mit einem Stapel Zeitungen oder Bücher ausprobieren.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Gastro-Liga e.V.: Wir informieren Sie
- Apotheken Umschau: Erleichtern Toilettenhocker den Stuhlgang?
- Eigene Recherchen