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Machtwort im TV: Jetzt müssen Angela Merkels Jünger Buße tun


Kanzlerin-Machtwort im TV
Jetzt müssen Merkels Jünger Buße tun

MeinungEine Kolumne von Gerhard Spörl

Aktualisiert am 29.03.2021Lesedauer: 3 Min.
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Kanzlerin Angela Merkel nach ihrem Osterruhe-Rückzieher: Nun sollten sich alle Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten, vor allem die der SPD, darauf besinnen, dass auch sie die Vertrauenskrise mit verursacht haben.Vergrößern des Bildes
Kanzlerin Angela Merkel nach ihrem Osterruhe-Rückzieher: Nun sollten sich alle Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten, vor allem die der SPD, darauf besinnen, dass auch sie die Vertrauenskrise mit verursacht haben. (Quelle: Stefanie Loos/AFP-Pool/dpa)

Was tun, wenn die Zahl der Infizierten horrend steigt? An einem richtigen Lockdown nach Ostern führt wohl nichts vorbei. Oder machen sie in den Ländern einfach weiterhin, was sie wollen?

Gestern Abend saß Angela Merkel in Anne Wills Sendung und nahm zu allem Stellung, was schiefläuft/vertrackt ist/vermurkst ist. Sie redete nicht um den heißen Brei herum und versuchte zu retten, was zu retten ist. Wieder bestach ihre Haltung, die sie Fehler zugeben lässt, wo sie nicht allein Fehler machte, sondern von mindestens 16 Mittätern umzingelt war. Einige davon, wie Winfried Kretschmann und Markus Söder, gestanden ihre Komplizenschaft freimütig ein. Die anderen Kollegen und Kolleginnen fielen durch dröhnendes Schweigen auf.

Die Pandemie schlägt wieder zu. Mitten in der dritten Welle befinden wir uns. Die Zahlen steigen Tag für Tag. Seit März 2020 haben sich nachweislich 2,7 Millionen infiziert und fast 76.000 Menschen sind an Covid gestorben. Die Inzidenz liegt momentan deutschlandweit bei 134, viel zu hoch. In Thüringen (232) und Sachsen (183) ist sie erschreckend höher. Schleswig-Holstein (67), Saarland (78) und Rheinland-Pfalz (99) bleiben immerhin unter 100. Wie lange noch?

Natürlich, und das ist das Erzübel, impft Deutschland nicht schnell genug. Rund 8,6 Millionen Menschen sind, Stand gestern, einmal geimpft worden, rund 3,8 Millionen zweimal. In Berlin, wo es erstaunlich gut klappt, sind in den nächsten Tagen die 70-Jährigen dran.

Reicht ein Sammelsurium aus Maßnahmen?

Frankreich ist ein Beispiel für Konsequenz aus Not. Dort gilt eine Ausgangssperre ab 18 Uhr. Man muss sich das ausmalen: Das Land, das dieses wunderbare Laisser-Faire erfand, riegelt sich vor Sonnenuntergang ab. In England, wo die Hälfte der Bevölkerung geimpft ist, machen Cafés, Restaurants etc. voraussichtlich am 12. April wieder auf. Beneidenswert.

Und wir? Die Kanzlerin wurde bei Anne Will nicht müde aufzuzählen, was ab jetzt gelten soll. Wenn es gut geht, wird ab April massiv mehr geimpft, eben auch bei den Hausärzten. Wie es aussieht, geht die Bundesregierung dazu über, den Unternehmen gesetzlich Homeoffice vorzuschreiben, da die höfliche Bitte unerhört blieb. Tests und Selbsttests nehmen zu, auch in Schulen und Kitas. Ansonsten dürfen wir uns wieder nur mit einer Person zusammensetzen, die nicht bei uns wohnt. Wie mickrig, wie schade. Auf Reisen, auf Mobilität sollen wir verzichten. Fröhliche Ostern.


Aber genügt dieses Sammelsurium aus Einzelmaßnahmen? Jede Sanktion ist sinnvoll für sich und die Kombination aus den vielen schon richtig. Aber ist sie richtig genug? Muss nicht härter gegen die rasende Mutation vorgegangen werden?

Söders Suggestion von Stärke

Die Kanzlerin hätte schon im Oktober gerne mehr Restriktionen eingeleitet. Wollten aber etliche Herren und Damen aus den Ländern nicht. Auch in jener historischen Nachtsitzung vor einer Woche wollten viele vieles nicht und auch deshalb kam nach nervtötenden Stunden dieser lausige Kompromiss zustande, der sich dann nicht einmal umsetzen ließ.

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Was die Kanzlerin zu Anne Will gesagt hatte, durfte Markus Söder in den "Tagesthemen" kommentieren, also nicht Armin Laschet, der CDU-Vorsitzende und möglicher Kanzlerkandidat. Wie immer fand Söder richtige Worte im kraftvollen Ton. Seine Stärke ist die Suggestion von Stärke, und das macht er wirklich gut. Wieder war er mit der Kanzlerin eins, dass mehr Durchgreifen sinnvoll wäre und Alleingänge wie im Saarland sittenwidrig sind.

Angela Merkel und Markus Söder sind auf einer Mission. Sie versuchen mit Macht, Vertrauen wiederzugewinnen. Am Anfang stand die freimütige Entschuldigung. Nun deutete Söder an, in solchen Krisen würde besser Bundesrecht herrschen, sodass dieses Wir-machen-schon-mal-aus Prinzip-aber-nicht-alles-so-wie-es-die-Kanzlerin-will endlich aufhöre. Es stimmt ja auch, dass der Wirrwarr im vergangenen Frühsommer einsetzte, als die Regierungschefs und Regierungschefinnen der Kanzlerin nicht mehr folgten. Haben Alleingänge dem Land gutgetan? Seit Herbst bestimmt nicht mehr.

Café-Betreiber werden in den Wahnsinn getrieben

Was tun? Offensichtlich kann wieder nur ein Lockdown dafür sorgen, dass die Zahl der Infizierten und Toten zumindest nicht noch weiter ansteigt. Macht keinen Spaß, kommt zu Frühlingsanfang bestimmt nicht gut an. Die Besitzer von Restaurants/Einzelhandelsunternehmen/Cafés werden in den Wahnsinn getrieben, aber was wäre die Alternative? Andere Länder kamen auf diese Weise aus dem Gröbsten heraus. Dreiviertel der Deutschen sagten bei der neuesten Umfrage, sie seien mit den herrschenden Restriktionen einverstanden oder sogar für härtere Regeln.

Und dann sollten sich alle Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten, vor allem die der SPD, darauf besinnen, dass auch sie die Vertrauenskrise mit verursacht haben. Die Kanzlerin hat das Kreuz auf sich genommen, schon wahr, aber gerade deshalb könnten die Jünger und Jüngerinnen ihrem Verantwortungssinn nacheifern.

Sonst ist die Pandemie irgendwann vorbei und die Demokratie kränkelt.

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