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Zweiter Weltkrieg: Wieso Witold Pilecki freiwillig nach Auschwitz ging


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Seine Warnungen wurden ignoriert
Der Mann, der freiwillig nach Auschwitz ging


08.05.2024Lesedauer: 3 Min.
Witold Pilecki: Er ging freiwillig nach Auschwitz, doch war lange Zeit alles andere als ein Held.Vergrößern des Bildes
Witold Pilecki: Er ging freiwillig nach Auschwitz, doch war lange Zeit alles andere als ein Held. (Quelle: imago stock&people / Forum/imago-images-bilder)

Während des Zweiten Weltkriegs war Widerstandskämpfern und Alliierten lange Zeit nicht klar, was hinter den Mauern des Konzentrationslagers Auschwitz geschah. Ein Mann wollte das ändern und traf einen unglaublichen Entschluss.

Das Konzentrationslager Auschwitz steht bis heute für die Gräueltaten, die während des Zweiten Weltkriegs von deutscher Seite verübt wurden. Kaum zu glauben also, dass sich 1940 ein junger Widerstandskämpfer freiwillig meldete, das KZ als Gefangener zu infiltrieren. Doch statt ihn für seine Taten zu feiern, wurde seine Geschichte lange unter Verschluss gehalten.

Witold Pilecki, ein polnischer Offizier und Mitglied des Widerstands gegen die Nazi-Besatzung, wagte im Jahr 1940 einen beispiellosen Schritt: Er meldete sich freiwillig, um sich in das Konzentrationslager Auschwitz einzuschleusen. Bei einer SS-Razzia in Warschau stellte er sich der Wehrmacht und wurde direkt nach Auschwitz deportiert.

Freiwillig im KZ

Als Häftling mit der Nummer 4859 tauchte Pilecki in das KZ ein und wurde Zeuge der unermesslichen Grausamkeiten des Nazi-Regimes. Doch anstatt sich von der Brutalität einschüchtern zu lassen, konzentrierte er sich auf seine Mission. Er organisierte einen Widerstand innerhalb des Lagers und sammelte heimlich Informationen über die Verbrechen.

Einem freigelassenem Häftling gab Pilecki Ende 1940 seine ersten Aufzeichnungen mit. In diesen beschrieb er Massenerschießungen, Misshandlungen, brutale Arbeitsbedingungen und nannte Namen der schlimmsten Aufseher. Im März 1941 gelangten seine Aufzeichnungen sogar nach London.

Bericht nicht ernst genommen

Witold Pileckis Hoffnungen, dass die Alliierten oder der Widerstand Auschwitz befreien würden, sollten allerdings nicht wahr werden. In Großbritannien nahmen die Verantwortlichen den Bericht nicht ernst und stufte ihn als übertriebene Schilderungen ein. Witold Pilecki war auf sich allein gestellt – gefangen in Auschwitz.

Als ihm bewusst wurde, dass niemand kommen würde, um ihm zu helfen, nahm er die Dinge in die eigene Hand. Gemeinsam mit zwei Mitgefangenen überwältigte er in der Nacht auf den 27. April 1943 einen Wärter. Den drei Häftlingen gelang es, Dokumente zu stehlen und aus dem Konzentrationslager zu fliehen.

Flucht aus Auschwitz

Nun hatte Pilecki nicht nur seine eigenen Berichte, sondern auch Dokumente, die Vergasungen im KZ Auschwitz belegten. Doch seine Aussagen wurden weiterhin als nicht glaubwürdig eingestuft. Ein Angriff auf Auschwitz sei darüber hinaus aus strategischer Sicht nicht clever, hieß es von Seiten der Alliierten.

Nach drei Jahren Gefangenschaft in Auschwitz und einer riskanten Flucht setzte Pilecki trotz der Rückschläge seinen Kampf fort. Er beteiligte sich am Warschauer Aufstand und kämpfte weiterhin gegen die Unterdrückung. Das Ende des Zweiten Weltkriegs erlebte er in deutscher Kriegsgefangenschaft.

Kein Held

Doch anstatt fortan als Held gefeiert zu werden, nahm die Geschichte von Witold Pilecki eine tragische Wendung. Als Polen nach dem Krieg von einer kommunistischen Regierung kontrolliert wurde, geriet er in deren Fänge. Pilecki wurde von den neuen Machthabern als Feind angesehen. Auch zu ihren Gräueltaten, wie dem Massaker von Katyn, hatte er Beweise gesammelt. Pilecki wurde daher 1948 bei einem Schauprozess wegen Spionage für die westlichen Alliierten zum Tode verurteilt.

Bis 1989 wurden Informationen über Pileckis Taten und sein Schicksal geheim gehalten. Erst nachdem das kommunistische Regime Polens untergegangen war, wurde Witold Pilecki rehabilitiert. Vermutlich wurde er noch im Jahr 1948 exekutiert. Seine Grabstätte ist unbekannt. 2013 wurde er posthum zum Oberst befördert.

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