In Afghanistan Taliban verschleppen regierungskritischen Professor
Der prominente afghanische Universitätsprofessor Faisullah Dschalal hat schon mehrfach die radikalislamischen Taliban offen kritisiert. Nun ist er festgenommen worden. Wo er festgehalten wird, ist nicht bekannt.
Die radikalislamischen Taliban haben einen prominenten afghanischen Universitätsprofessor festgenommen, der die neue Führung in Kabul offen kritisiert hatte. Wie Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid mitteilte, wurde Faisullah Dschalal am Samstag aufgrund von Äußerungen in Online-Netzwerken festgenommen. Der Professor der Universität Kabul habe versucht, "die Menschen gegen das System aufzuhetzen, und mit der Würde des Volkes gespielt".
Dschalals Frau Massuda, die einst als erste Frau für das Präsidentenamt kandidiert hatte, teilte bei Facebook mit, dass ihr Mann von den Taliban an einem unbekannten Ort festgehalten werde. "Dr. Dschalal hat bei all seinen Aktivitäten im Zusammenhang mit den Menschenrechten für Gerechtigkeit und das nationale Interesse gekämpft und sich dafür eingesetzt", erklärte sie.
Taliban reagiert auf Twitter-Beiträge
Taliban-Sprecher Mudschahid veröffentlichte Screenshots von mutmaßlichen Twitter-Beiträgen des Professors, in denen dieser den Geheimdienstchef der Taliban als einen Handlanger Pakistans bezeichnete. Zudem hieß es, die neue Regierung betrachte die Afghanen als "Esel".
Bei einem TV-Auftritt hatte Dschalal den Taliban-Sprecher Mohammed Naeem zuvor als "Kalb" bezeichnet, was in Afghanistan eine schwere Beleidigung darstellt. Ausschnitte der unverblümten Kritik des Professors verbreiteten sich rasant in den Online-Netzwerken.
Vergeltung bereits befürchtet
Der Professor für Rechts- und Politikwissenschaften ist seit langem als Kritiker der afghanischen Führung bekannt. Seine Äußerungen in den Online-Netzwerken hatten bereits Befürchtungen einer Vergeltung durch die Taliban geweckt.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International verurteilte die Festnahme Dschalals. Dieser habe von seinem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht, erklärte die Organisation und forderte seine sofortige und bedingungslose Freilassung.
- Nachrichtenagentur AFP