Zöliakie Wenn Kinder plötzlich kein Brot mehr vertragen
Wenn ein Kind nach dem Verzehr von Brot, Keksen und Knabberzeug immer wieder Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall bekommt, kann Zöliakie die Ursache sein. Dies ist eine Abwehrreaktion des Darmes gegen ein Eiweiß aus der Kleberschicht des Weizens. Etwa eines unter 2000 Kindern in Deutschland ist betroffen.
Abwehrreaktion schädigt das Darmgewebe
Zöliakie ist eine erblich bedingte Darmerkrankung. Bei den Betroffenen löst der Getreidebestandteil Gluten - auch Klebereiweiß genannt - im Darm eine Art allergische Reaktion aus. Dadurch kommt es zu Entzündungen und Schädigung der Darmzotten. Darüber hinaus könnten auch andere Organsysteme wie Haut, Nervensystem, Niere, Herz und Leber betroffen sein. Experten schätzen, dass etwa ein Prozent der europäischen Bevölkerung unter dieser Stoffwechselstörung leiden.
Wie sich Zöliakie bei Kindern bemerkbar macht
Nicht nur Durchfall, Erbrechen und ein deutlich aufgeblähter Bauch sind typisch für Zöliakie. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) weist darauf hin, dass auch unspezifische Symptome wie Appetitlosigkeit, Müdigkeit, blasse Haut und Muskelschwäche damit einhergehen können. Betroffene Kinder nehmen nicht zu und haben ein verzögertes Wachstum.
Unverträglichkeit wird oft verkannt
Das Tückische ist, dass oft nicht gleich erkannt wird, dass es sich bei diesen Beschwerden um Zöliakie handelt. Meistens treten die ersten Symptome zwischen dem ersten und dem zweiten Lebensjahr auf, wenn Kinder beginnen Brot, Zwieback oder Vollkornbrei zu essen. Aber die Unverträglichkeit könne auch ganz plötzlich im Schul- oder Erwachsenenalter auftreten, erklärt BVKJ-Sprecher Ulrich Fegeler.
Unerklärliche Bauchschmerzen sollten vom Kinderarzt abgeklärt werden. Mit Hilfe einer Stuhlprobe kann er andere Erkrankungen ausschließen. Möglicherweise sind zusätzliche Blutuntersuchungen und eine Gewebeprobe aus dem Dünndarm nötig, um Gewissheit zu erhalten.
Welche Lebensmitteln Gluten enthalten
Wenn die Diagnose feststeht, müssen die Eltern sofort den Speiseplan des Kindes ändern. Ab sofort sind Lebensmittel mit Hafer, Weizen, Gerste, Dinkel oder Grünkern tabu. Das betrifft vor allem Brot und andere Teigwaren, Kekse, Salzgebäck, Getreideflocken, Grieß und Mehl. In Bio-Supermärkten gibt es inzwischen eine große Auswahl glutenfreier Back- und Teigwaren.
Kompliziert wird der Ausschluss von Gluten dadurch, dass dieses Eiweiß auch in vielen Konserven, Fertiggerichten und Puddingpulver vorkommt, weil es Stabilisatoren und Geschmacksverstärkern beigemischt wird. Sogar in Fruchtsäften kann es als Verdickungsmittel enthalten sein. Eltern müssen also sorgfältig alle Zutatenlisten studieren. Besser ist es natürlich, dem Kind unverarbeitete Lebensmittel zu geben. Unkritisch seien Kartoffeln, Reis, Mais, Hirse, Buchweizen, Sojabohnen, Eier, Milchprodukte, Gemüse und Obst sowie Fleisch und Fisch, teilt der Berufsverband der Kinderärzte mit.
Nur lebenslange Ernährungsumstellung hilft
"Bei strikter Einhaltung der Diät erholt sich das Kind in der Regel innerhalb von sechs bis zwölf Monaten: Die Durchfälle lassen nach, und Wachstumsrückstände werden aufgeholt", erklärt Fegeler. Aber selbst wenn die Symptome verschwinden, darf das Kind die glutenfreie Ernährung nicht mehr umstellen. Denn sonst könne sich das Risiko erhöhen, an Darmkrebs zu erkranken, warnt der Mediziner.
Auch die Kindergärtnerin informieren
Da die Eltern nicht rund um die Uhr kontrollieren können, was ein Kind zu sich nimmt, müssen alle Bezugspersonen Bescheid wissen. Informieren Sie also Verwandte, Freunde, Erzieherinnen und Lehrer über die Zöliakie und die "verbotenen" Lebensmittel.
Das Kinderkrankheiten-Lexikon bietet einen Überblick über die häufigsten Kinderkrankheiten. In den Artikeln werden Symptome, Behandlung und mögliche Folgen der Kinderkrankheiten erklärt. Eltern erfahren, bei welchen Anzeichen das Kind schnell zum Arzt muss und bei welchen Krankheiten auch Hausmittel helfen können. Sie finden auch die Information, ob und wie lange Kinderkrankheiten ansteckend sind. Manchen Kinderkrankheiten kann man durch Impfung vorbeugen. Einen Überblick über die von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Impfungen bietet ergänzend unser Impfkalender.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.