Lanugobehaarung oder "Wollhaar" Warum Magersucht zu flaumartiger Körperbehaarung führen kann
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Untergewicht ist das wohl auffälligste Anzeichen der Magersucht – aber nicht das einzige. Hier erfahren Sie, was es mit der Lanugobehaarung auf sich hat.
Wer an einer Magersucht (fachsprachlich Anorexia nervosa) erkrankt, wird gefährlich dünn: Betroffene Kinder und Jugendliche wiegen mindestens 15 Prozent weniger, als es in ihrem Alter zu erwarten wäre. Bei Erwachsenen ist das Untergewicht so ausgeprägt, dass sich für sie ein Body-Mass-Index (BMI) von 17,5 oder weniger errechnen lässt. Als normal gilt ein BMI zwischen 18,5 und 24,9.
Die Essstörung äußert sich jedoch oft noch durch andere offenkundige Anzeichen, unter anderem an Haut und Haaren. Neben trockener Haut, Wundheilungsstörungen und Haarausfall ist die sogenannte Lanugobehaarung, auch "Wollhaar" genannt, ein typisches, äußerlich sichtbares Symptom der Anorexia nervosa: Den Erkrankten wachsen feine helle Haare am gesamten Körper.
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Dieser Flaum ist eindeutig von der gewöhnlichen Körperbehaarung zu unterscheiden, da die Haare dünn und kurz sind und kaum oder gar keine Farbteilchen enthalten, also schwach pigmentiert sind.
Normalerweise verfügen nur ungeborene Kinder im Mutterleib über diese Art von Behaarung. Die feinen Härchen werden größtenteils im siebten bis achten Monat nach der Einnistung in der Gebärmutter abgestoßen und durch das sogenannte Vellushaar ersetzt. Aus diesem besteht die kindliche Körperbehaarung bis ins frühe Jugendalter.
Erst unter dem Einfluss der Sexualhormone in der Pubertät wachsen in manchen Bereichen (etwa in den Achseln und im Genitalbereich) dickere, pigmentierte Haare nach, die Terminalhaare genannt werden.
Vom Lanugohaar ist bei Babys nach der Geburt für gewöhnlich nur noch ein "Rest" zu sehen, und zwar im Bereich der Schulter. Bei einer Magersucht und bei anderen Erkrankungen, die mit extremer Abmagerung verbunden sind, kann es jedoch vorkommen, dass die flaumartigen Härchen im Erwachsenenalter erneut zu sprießen beginnen.
Fachleute gehen davon aus, dass es sich bei dem Phänomen um eine Schutzreaktion des Körpers auf die Kälte handelt: Da es ihm permanent an Energie mangelt, kann er nicht ausreichend Wärme produzieren, weshalb die Erkrankten oft frieren. Mit der vermehrten Behaarung versucht der Körper, sich vor Wärmeverlusten zu bewahren.
Lanugobehaarung bei Magersucht – was hilft?
Wie die meisten Auswirkungen der Magersucht lässt sich auch die zusätzliche Behaarung durch eine rechtzeitige und konsequente Behandlung gut in den Griff bekommen. Wenn die Erkrankten mit psychotherapeutischer und medizinischer Unterstützung ein gesünderes Gewicht erreichen, frieren sie weniger, sodass der Körper sich der zusätzlichen Behaarung entledigen kann.
Im Zuge der Genesung werden die meisten anderen äußerlich sichtbaren Anzeichen der Erkrankung ebenfalls wieder verschwinden. Vor allem aber kann eine rechtzeitige Therapie die Betroffenen von einem Teil ihres seelischen und körperlichen Leids befreien – und das ist im Hinblick auf die sonst drohenden Folgen der Essstörung wohl am wichtigsten.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Abrufdatum: 4.11.2022)
- Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Abrufdatum: 4.11.2022)
- Online-Informationen von Altmeyers Enzyklopädie: www.altmeyers.org (Abrufdatum: 4.11.2022)
- Online-Informationen des Pschyrembel: pschyrembel.de (Abrufdatum: 4.11.2022)
- Online-Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): www.bzga-essstoerungen.de (Abrufdatum: 4.11.2022)
- "Lanugo". Online-Informationen der Cleveland Clinic: my.clevelandclinic.org (Stand: 3.11.2022)
- Brendon, L., et al.: "Embryology, Lanugo". StatPearls [Internet], Treasure Island (FL), StatPearls Publishing (Oktober 2022)
- Chidiac, C. W.: "An update on the medical consequences of anorexia nervosa". Current Opinion in Pediatrics, Vol. 31, Iss. 4, pp. 448-453 (August 2019)
- Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM): "S3-Leitlinie Diagnostik und Behandlung der Essstörungen". AWMF-Leitlinien-Register Nr. 051/026 (Stand: 31.5.2018)