Umsatz und Ergebnis legen zu Philips erhöht Jahresziele
AMSTERDAM (dpa-AFX) - Die Geschäfte des Medizintechnikkonzerns Philips laufen nach eher mauen Quartalen wieder besser. Umsatz und Ergebnisse zogen im zweiten Quartal deutlich an, wie der niederländische Siemens-Healthineers-Konkurrent am Montag in Amsterdam mitteilte.
Für das Gesamtjahr wird das Unternehmen aufgrund geringerer Lieferkettenprobleme, einer höheren Nachfrage in China und des Konzernumbaus zuversichtlicher. Derweil belastet Philips weiterhin der kostspielige Rückruf von Beatmungsgeräten und Geräten für die Schlaftherapie. Die Aktien verloren an Wert.
38 Prozent Kursplus für 2023
Die zuletzt gut gelaufenen Papiere fielen zuletzt mehr als fünf Prozent auf 19,71 Euro. 2023 steht damit aber immer noch ein Kursplus von 38 Prozent auf dem Zettel. Im April 2021 kosteten die Aktien allerdings noch fast 51 Euro und kletterten auf ein Rekordhoch, dann sorgten Probleme mit fehlerhaften Beatmungsgeräten und Geräten für die Schlaftherapie für einen sukzessiven Kursrutsch, ehe sich die Aktien erst Ende des vergangenen Jahres stabilisierten.
Im laufenden Jahr soll der Umsatz nun auf vergleichbarer Basis im mittleren einstelligen Prozentbereich im Vergleich zum Vorjahr wachsen. Zuvor hatte das Unternehmen ein Wachstum im niedrigen einstelligen Bereich im Visier. Die operative Gewinnmarge (bereinigte Ebita-Marge) soll nun am oberen Ende des hohen einstelligen Bereichs liegen, nachdem bisher ein hoher einstelliger Prozentsatz avisiert worden war. Laut Analyst David Adlington von der Bank JPMorgan ist eine solche Prognoseerhöhung am Markt bereits erwartet worden.
74 Millionen Euro Nettogewinn
Im zweiten Quartal zog der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um sieben Prozent auf knapp 4,5 Milliarden Euro an. Analysten hatten mit weniger gerechnet. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebita) kletterte auf mehr als das Doppelte bei 453 Millionen Euro - hier hatten Experten mit einem weit niedrigeren Wert gerechnet. Die entsprechende Marge verbesserte sich von 5,2 auf 10,1 Prozent.
Unter dem Strich blieb ein Nettogewinn von 74 Millionen Euro hängen, nachdem im Vorjahreszeitraum noch ein Verlust von 20 Millionen Euro angefallen war. Die Kosten für den Konzernumbau, vor allem für den Stellenabbau, stiegen im zweiten Jahresviertel von 125 Millionen Euro im Vorjahr auf 161 Millionen Euro.
Abbau von 10.000 Stellen bis 2025
"Wir kommen bei unseren drei Prioritäten planmäßig voran, um Patientensicherheit und Qualität zu verbessern, die Zuverlässigkeit der Lieferkette zu stärken und unsere Arbeitsweise zu vereinfachen", sagte Unternehmenschef Roy Jakobs laut Mitteilung. Jakobs hatte im Oktober die Leitung des Unternehmens übernommen und ein Sparprogramm aufgelegt, bei dem 10 000 Stellen bis 2025 abgebaut werden sollen. Der Abschluss der Probleme mit den Geräten für die Schlaftherapie habe höchste Priorität.
Bisher sind etwa 99 Prozent der Austauschgeräte und Ersatzteile nach Angaben von Philips produziert und der größte Teil davon bereits an Kunden und Patienten geliefert worden.
In den betroffenen Beatmungsgeräten wurde ein Dämmschaumstoff verarbeitet, von dem sich Partikel lösten. Der darin verwendete Schaumstoff steht im Verdacht, im Laufe der Zeit giftig zu werden. Das Unternehmen hat rund eine Milliarde Euro für einen Rückruf von rund 5,5 Millionen Geräten weltweit eingeplant und zusätzlich 575 Millionen Euro als Teil eines geplanten Vergleichs in den USA zur Entschädigung von Patienten zurückgestellt.
Allerdings laufen weiterhin Sammelklagen gegen das Unternehmen in den USA. Deren mögliche Auswirkungen sind nicht im Ausblick von Philips enthalten./mne/men/mis
- dpa-AFX