Warnzeichen Tinnitus Demenz-Risiko? Wie Schwerhörigkeit auf das Gehirn wirkt
Immer wieder wird in Fachkreisen ein Zusammenhang zwischen Schwerhörigkeit und dem individuellen Demenz-Risiko diskutiert. Denn Hörstörungen beeinflussen die kognitiven Fähigkeiten negativ. Fehlen die akustischen Reize von außen und die Interaktion mit der Umwelt, lässt die Gehirnleistung nach. Tinnitus kann zu den ersten Warnzeichen gehören, dass mit dem Gehör etwas nicht stimmt.
Tinnitus ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom, das durch verschiedene Einflussgrößen und Erkrankungen ausgelöst wird. So kann unter anderem ein Hörsturz oder ein Knalltrauma zu den unangenehmen Geräuschen im Ohr führen. Auch Schwerhörigkeit und Tinnitus hängen zusammen: Bei einem Großteil der Menschen, die schlecht hören, entsteht irgendwann das Pfeifen im Ohr.
Tinnitus ist ein häufiger Begleiter einer Schwerhörigkeit
Wie genau Schwerhörigkeit und Tinnitus miteinander in Verbindung stehen, ist wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt. Klar aber ist: Tinnitus ist ein häufiger Begleiter einer Hörminderung beziehungsweise einer Schwerhörigkeit. Oftmals sind die Geräusche im Ohr sogar ein erster Hinweis auf eine beginnende, bisher unerkannte Schädigung des Gehörs. Viele, die wegen Tinnitus einen Arzt aufsuchen, bekommen eine verminderte Hörleistung diagnostiziert. Aber: Tinnitus selbst macht nicht schwerhörig.
Schwerhörigkeit beeinflusst das Denkvermögen negativ
Je früher ein Nachlassen des Hörvermögens erkannt und entsprechend behandelt wird, etwa durch die Verwendung von Hörgeräten, desto besser ist das für das Gehirn. Studien haben gezeigt, dass die Leistungsfähigkeit des Gehirns von Schwerhörigen gegenüber normal Hörenden deutlich schneller nachlässt. Selbst bei einer leichten Hörminderung sind Beeinträchtigungen möglich.
Ein unterfordertes Gehirn arbeitet langsamer
Forscher gehen davon aus, dass die eingeschränkte Kommunikationsfähigkeit sowie der Entzug von äußeren Sinnesreizen mit schuld am geistigen Abbau sind. Denn der akustische Cortex, der im Gehirn für die Verarbeitung von Höreindrücken zuständig ist, ist unmittelbar mit Gebieten verknüpft, die für Lernen und Gedächtnis zuständig sind. Bei Menschen, die schlecht hören, verändern sich die Lernvorgänge im Gehirn. Das Abspeichern von Informationen etwa ist erschwert.
Dieser Abbau von Gehirnleistung findet in jedem Lebensalter statt, wenn das Gehör nicht richtig funktioniert. Es ist ein altersunabhängiger Prozess. Je stärker die Schwerhörigkeit ausgeprägt ist, desto schneller wird die kognitive Leistungsfähigkeit in Mitleidenschaft gezogen.
Macht Schwerhörigkeit dement?
Um herauszufinden, wie stark Schwerhörigkeit auf das individuelle Demenz-Risiko einwirkt, sind weitere Forschungen notwendig. Dennoch gibt es Hinweise, dass ein schlechtes Gehör Einfluss auf die Demenz-Entstehung beziehungsweise den Erkrankungsverlauf nehmen kann.
Zudem gehen Schwerhörigkeit und Tinnitus häufig mit Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Stress und unter Umständen auch Depressionen einher. Viele Betroffene ziehen sich zurück und sind sozial isoliert. Die Möglichkeiten, sich mit anderen auszutauschen und aktiv zu sein, sind stark eingeschränkt. Für die kognitive Leistungsfähigkeit ist das ein Risiko.
Was Tinnitus-Betroffene tun können
Wer Tinnitus wahrnimmt, sollte einen Hörtest machen und auch in Folge sein Hörvermögen regelmäßig kontrollieren lassen, damit eine Beeinträchtigung frühzeitig erkannt und entsprechend behandelt wird. Hörgeräte können die akustischen Fähigkeiten unterstützen und helfen in vielen Fällen auch, die Ausprägungen des Tinnitus zu verbessern. Wer wieder besser hört und aktiv an seiner Umwelt teilnehmen kann, stärkt sein Gedächtnis und beugt negativen Veränderungen im Gehirn vor.
Außerdem ist es wichtig, das Gehirn auf Trab zu halten: Soziale Kontakte, aktive Hobbys und Hirnleistungstraining beispielsweise tun dem Gedächtnis gut. Verschiedene Therapiemöglichkeiten, unter anderem zur körperlichen Entspannung und zur Stressregulation, helfen den Betroffenen, mit dem Tinnitus umzugehen und wirken einem sozialen Rückzug entgegen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.