Vergleich mit kommunistischen Parteien Schröder schickt Warnung an die SPD-Führung
Gerhard Schröder warnt die SPD: Sie solle ihn nicht verleugnen – und macht einen Vergleich mit anderen Parteien.
Altkanzler Gerhard Schröder sieht seine Amtszeit als Vorsitzender der SPD nicht mehr optisch ausreichend in der Parteizentrale gewürdigt. Er warnt vor, das man ihn nicht aus der Geschichte der Sozialdemokraten streichen solle. In einem Interview der Deutschen Presse-Agentur beklagte er sich darüber, dass in der Parteizentrale auf der Etage, wo die Vorsitzenden ihre Büros haben, nicht einmal ein Bild von ihm zu finden sei.
"Das ist interessant. Da muss die SPD auch vorsichtig sein. Sie wissen, wo das auch der Fall war?", fragte er und gab die Antwort selbst. "In den kommunistischen Parteien der Vergangenheit wurden natürlich die jeweiligen Führer, wenn sie weg waren, mal aus der Geschichte der Partei gestrichen. Also ich glaube, so weit geht die SPD nicht."
Doch von der SPD selbst gibt es heftigen Widerspruch. Offenbar hat Schröder nicht alle Bereiche des Willy-Brand-Hauses unter die Lupe genommen. Eine SPD-Sprecherin erklärte dazu, dass es in dem SPD-Gebäude auf der Etage, auf der die Vorsitzenden sitzen, gar keine Galerie der ehemaligen Parteichefs gebe. Es hingen dort aktuell "in unterschiedlichen Kontexten" Bilder des Gründervaters der deutschen Sozialdemokratie, Ferdinand Lassalle, sowie der früheren Parteivorsitzenden August Bebel, Willy Brandt und Andrea Nahles, sagte sie. Über die gesamte Parteizentrale verteilt seien weitere Bilder und Kunstwerke aus der Geschichte der Sozialdemokratie zu finden, "darunter auch welche von Gerhard Schröder".
Lauterbach: Man muss sich leider für ihn schämen
Schröder ist seit seiner Kanzlerschaft von 1998 bis 2005 mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin befreundet und weiterhin für die mehrheitlich russischen Gesellschaften der Nord-Stream-Pipelines durch die Ostsee tätig. Er hat den russischen Angriff auf die Ukraine zwar als "fatale Fehlentscheidung" bezeichnet, sich aber dennoch nicht von Putin losgesagt. Die SPD-Spitze grenzt ihn deshalb aus, ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn scheiterte aber.
Dennoch verebben die Stimmen nicht, dass Schröder in der SPD kein Zuhause mehr habe. Jüngstes Beispiel ist Gesundheitsminister Karl Lauterbach: Er hat Gerhard Schröder wegen dessen Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin den Austritt aus der SPD nahegelegt. Lauterbach schrieb am Freitagabend auf der Plattform X, er habe Schröder einst sehr geschätzt – er habe Mut gehabt, Reformen anzupacken, auch wenn nicht alles richtig gewesen sei. "Heute muss man sich leider für ihn schämen. Mit der SPD hat das nichts mehr zu tun. Als "Freund" Putins sollte er bei uns einfach austreten", schrieb Lauterbach.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Esken: "Ein Geschäftsmann, der seine Geschäftsinteressen verfolgt"
Das Tischtuch zwischen dem Ex-Vorsitzenden und seiner Partei ist längst zerschnitten. Schröder wird nicht mehr zu Parteitagen eingeladen – sonst übliches Verfahren bei ehemaligen Parteichefs. Die Parteivorsitzende Saskia Esken hatte das im vergangenen Jahr mit den Worten begründet: "Ich kann in Gerhard Schröder, den Altkanzler und ehemaligen Parteivorsitzenden, nicht mehr erkennen. Ich sehe ihn als einen Geschäftsmann, der seine Geschäftsinteressen verfolgt."
Auf die Frage, ob ihn der Ausschluss durch die Parteiführung verletze, sagte Schröder: "Das verletzt mich nicht, weil ich die Akteure kenne, die das verursachen. Warum sollte mich das also verletzen? Würde meine Frau meinen Geburtstag vergessen, das würde mich verletzen." Er fügte hinzu: "Soll ich denn mein prinzipielles Verhältnis zur deutschen Sozialdemokratie, die die älteste demokratische Partei ist, die es in diesem Land je gegeben hat und bleiben wird, abhängig machen von Menschen, die ich nur begrenzt politisch ernst nehmen kann?"
Er werde so lange Sozialdemokrat bleiben, wie man ihn lasse, betonte Schröder. Über fehlende Zuneigung aus der Mitte der Partei könne er sich nicht beklagen. "Es gibt immer noch eine Menge Briefe, in denen Leute bestimmte Attacken gegen mich nicht verstehen. Also insofern glaube ich, dass ich immer noch in der Mitte der Sozialdemokratie lebe und will das auch weitermachen." Dass er zu der gegenwärtigen Parteiführung kein besonders enges Verhältnis habe, sei ja bekannt. "Muss man aber auch nicht haben, um Sozialdemokrat bleiben zu können."
- Nachrichtenagentur dpa