Wintereinbruch im April Ist das noch normal?
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach Rekordhitze zu Beginn des Monats erlebten Teile Deutschlands nun einen heftigen Wintereinbruch. Was dahintersteckt, weiß Meteorologin Michaela Koschak.
Die Klimakrise hat schon heute Auswirkungen auf unser Wetter. Das zeigt unter anderem ein neuer Bericht des europäischen Klimawandeldiensts Copernicus und der Weltwetterorganisation WMO. Demnach wurden 2023 so viele Tage mit extremer Hitze dokumentiert wie noch nie zuvor.
Auch in diesem Jahr gab es bereits erste Hitzerekorde: Der Februar und der März waren 2024 die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Und auch Anfang April war es ungewöhnlich warm. Doch dann kam ein Wetterumbruch, der viel Schnee und frostige Temperaturen zurückbrachte.
Wie es zu dem Wetterwechsel kam, welche Rolle die Klimakrise dabei spielt und wie es mit dem Wetter im April noch weitergeht, erfahren Sie im Video oben.
Das ist Koschaks Klima-Kosmos
Venedigs Kanäle trocknen aus, Sandstürme nehmen Menschen die Luft zum Atmen, in Touristengebieten tauchen blutrote Seen auf, die Hitze nimmt zu und beherrscht uns. Ist das noch Wetter oder schon Klima? Welche Gründe hat das? Müssen wir uns jedes Mal Sorgen machen – und was kann der Mensch tun? t-online-Kolumnistin Michaela Koschak nimmt aktuelle Nachrichten und Bilder sowie generelle Phänomene zum Anlass, um zu erklären, was hinter ihnen steckt – in "Koschaks Klima-Kosmos".
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Liebe t-online-User, heute geht es in "Koschaks Klima-Kosmos" um das ziemlich verrückte Aprilwetter in diesem Jahr. Ist das normal? Hat das mit dem Klimawandel zu tun? Mal schneit es, davor war es richtig warm in Deutschland. Ist das nun Klimawandel?
Der April, der April, der macht ja was er will. Und das macht er schon immer. Und das hat definitiv nichts mit dem Klimawandel zu tun, sondern der April ist ein Jahreszeiten Übergangs Monat, das heißt die Großwetterlage muss sich erst vom Wintermodus in den Sommermodus eintellen und da kann es natürlich passieren –
das ist auch schon vor dreißig, vierzig, fünfzig Jahren passiert,
dass es mal im April schneit wie an diesem Wochenende. Wir haben es derzeit mit einem kräftigen Hochdruckgebiet über dem Atlantik zu tun. Hochdruckgebiet drehen sich ja auf der Nordhalbkugel im Uhrzeigersinn. Deshalb haben wir es mit dieser nördlichen Strömung zu tun. Die bringt Polarlicht zu uns herein. In der Höhe ist es derzeit sehr, sehr kalt und da kann es passieren, dass es auch bis in tiefere Lagen hinein schneit.
So wie jetzt am Wochenende. In den ersten zwei Wochen, da hatten wir es ja mit einer sogenannten "Süddüse" zu tun,
das heißt mit einer südlichen Strömung kam extrem warme Luft nach Deutschland herein, direkt aus Afrika. Und die war so warm, dass zum Beispiel in Olsberg in Baden Württemberg schon am sechsten, vierten das erste Mal die 30 Grad Marke geknackt wurde.
Das war noch nie so früh seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
Und das allerdings kann natürlich schon wieder ein bisschen mit dem Klimawandel zu tun haben, dass quasi der Sommer noch ein bisschen früher beginnt, sich die Jahreszeiten verschieben. Wir haben es ja schon gemerkt Der Februar war der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, das deutlich zu warm. Der März
war in Deutschland überall der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
Auch das war Klimawandel. Denn die Häufung von so hohen Temperaturen, das hat mit dem Klimawandel zu tun. Aber dass es mal kalt ist, im April,
mal aber auch richtig warm ist, das ist ganz normal. Das gab es schon immer. Klar ist Am kommenden Wochenende kann es schon wieder ein bisschen milder werden. Möglicherweise. Nach einigen Wetter Modellen kann da sogar schon wieder die 20 Grad Marke geknackt werden.
Und klar ist auch wenn die Sonne jetzt im April rauskommt, dann hat sie schon jede Menge Kraft und kann zum Teil auch schon zu Sonnenbrand führen. Man sollte sich also auf jeden Fall davor schützen. Es wird wieder wärmer. Der April ist völlig normal und im Schnitt wird der wahrscheinlich als ein ganz normaler April in die Geschichte eingehen.
Michaela Koschak hat an der FU Berlin Meteorologie studiert und ist vielen Menschen aus dem Fernsehen bekannt. Die 45-Jährige hat unter anderem für Sat.1, MDR und NDR das Wetter präsentiert. Außerdem ist sie Buchautorin. Seit 2019 arbeitet Michaela Koschak auch als Kolumnistin für t-online, kommentiert und erklärt bei uns regelmäßig Wetter- und Klimaphänomene.
- Eigene Recherche
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa