Start der Formel 1 Die großen Autohersteller stehen Schlange
Die "Königsklasse" des Rennsports startet am Wochenende in die neue Saison. Wer ist Favorit? Was ist neu? Und wo sind eigentlich die Deutschen? Die wichtigsten Fragen im Überblick.
Fahren am Limit: Die Formel 1 boomt – 2021 nahm die Rennserie fast zwei Milliarden Euro ein. Die populäre Netflix-Dokumentation "Drive to Survive", deren fünfte Staffel gerade angelaufen ist, hilft der Bekanntheit und dem Image der "Königsklasse" zusätzlich. Große Autohersteller stehen Schlange, um an den Start zu gehen – Ford und Audi werden 2026 dazustoßen, es gibt weitere Interessenten (mehr dazu lesen Sie hier). Und der bereits volle Rennkalender könnte noch weiter aufgebläht werden – hier gibt es ebenfalls Bewerber, die Grand Prix ausrichten wollen.
Nun also startet die Formel 1 in die Saison 2023. Zum Auftakt wird an diesem Sonntag beim Großen Preis von Bahrain um Punkte gefahren (ab 16 Uhr im Liveticker bei t-online). Kann Max Verstappen seinen Titel verteidigen? Wer hat noch Chancen? Und wie deutsch ist die "Königsklasse" noch?
Die wichtigsten Fragen vor dem Saisonstart im Überblick:
Was ist in diesem Jahr neu?
Es soll mehr Spektakel geben – und dafür bekommt ein neues Format noch mehr Platz: 2023 gibt es gleich sechs Sprintrennen und damit doppelt so viele wie zuvor. Die Motorsport-Königsklasse wird die Mini-Events über jeweils 100 Kilometer Distanz an den Rennwochenenden in Baku (Aserbaidschan), Spielberg (Österreich), Spa-Francorchamps (Belgien), Doha (Katar), Austin (USA) und São Paulo (Brasilien) austragen.
Dazu sollen die Autos noch sicherer werden. Nach dem schweren Unfall von Zhou Guanyu (Alfa Romeo) 2022 in Silverstone wurden die Überrollbügel überarbeitet, um den Fahrern mehr Sicherheit für solche Fälle zu bieten. Zhou war beim Großen Preis von Großbritannien mit seinem Auto kopfüber in den Fangzaun geflogen (mehr dazu lesen Sie hier).
Wer ist der Favorit auf den WM-Titel?
Einer überstrahlt alle: Max Verstappen. Der Niederländer konnte sich schon in den vergangenen beiden Jahren zum Formel-1-König krönen – und könnte in diesem Jahr den Titel-Hattrick perfekt machen. Es wäre ein historischer Erfolg. Denn in der langen Geschichte der Formel 1 konnten bisher nur Michael Schumacher, Lewis Hamilton und Sebastian Vettel dreimal in Folge den Titel gewinnen.
In diesem Jahr kommt im Gegensatz zur Vergangenheit hinzu: Verstappens Red-Bull-Team war bei den offiziellen Testfahrten in Bahrain in guter Form. Der RB19-Motor wirkt schnell und zuverlässig. So lautet zumindest das Fazit nach den Probeläufen, die allerdings mit Vorsicht zu genießen sind. "Wir werden sehen, wie schnell wir nächste Woche sind, aber ich bin da positiv gestimmt", sagte Verstappen.
Wer hat noch Chancen?
Lewis Hamilton geht mit besonderen Emotionen in diese Saison – die letzten beiden Jahre waren schwer für den siebenmaligen Weltmeister. 2021 verlor Hamilton unter diskutablen Umständen in der letzten Runde des letzten Rennens den WM-Titel an Max Verstappen – ein denkwürdiges Drama.
In der vergangenen Saison plagten sich der Brite und das ganze Mercedes-Team mit dem sogenannten Bouncing herum: Als Folge der "Aerodynamikrevolution" in der Formel 1 gerieten die Autos bei hohem Tempo auf langen Geraden ins Hüpfen – und Mercedes bekam das Problem zu lange nicht in den Griff. Hamilton und auch andere Fahrer klagten zeitweise gar über Rückenschmerzen (mehr dazu lesen Sie hier).
Das soll nun Geschichte sein. "Es ist schön, erst mal ohne das Bouncing zu fahren und wieder die Strecke vor dir richtig sehen zu können", sagte Hamilton mit einem Augenzwinkern nach den ersten Tests am vergangenen Wochenende. Mercedes sei "noch nicht ganz da, wo wir hinwollen, aber es ist eine gute Ausgangsbasis".
Besonders ein anderes Problem aus der letzten Saison müsse noch gelöst werden: "Wir müssen an unserem Speed auf langen Geraden arbeiten." 2022 waren die "Silberpfeile" auf diesen Streckenabschnitten chancenlos gegen die Rivalen von Red Bull.
Und Hamilton wird noch durch ein großes Ziel motiviert sein: Der 37-Jährige könnte mit seinem achten Weltmeistertitel alleiniger Rekordtitelträger werden – derzeit liegt er gleichauf mit Michael Schumacher.
Neben Mercedes wird sich auch Traditionsrennstall Ferrari mit Vizeweltmeister Charles Leclerc Chancen ausrechnen. Vergangene Saison gewann der Monegasse zwei der ersten drei Rennen, galt als Favorit für den Titel – ehe diverse Teampatzer und Ausfälle alle Hoffnungen zunichtemachten.
Wie viele deutsche Fahrer sind dabei?
Fast hätte es wenige Tage vor Saisonstart eine Sensationsmeldung gegeben: Sebastian Vettel – der seine Karriere eigentlich nach der vergangenen Saison beendet hatte – wurde gerüchteweise als Ersatz für den verletzten Lance Stroll bei seinem früheren Rennstall Aston Martin gehandelt. Doch aus dem Blitz-Comeback wurde nichts, der britische Rennstall fand eine andere Lösung (mehr dazu lesen Sie hier).
Mick Schumacher musste sein Stammcockpit beim US-Team Haas für Rückkehrer Nico Hülkenberg räumen und ist in dieser Saison Ersatzfahrer bei Mercedes. Hülkenberg, zuletzt Reservemann bei Aston Martin, soll bei Haas seine Erfahrung ausspielen. Der einzige Deutsche mit Stammcockpit hält einen unrühmlichen Rekord: In 181 Rennen schaffte er es nie auf das Podium.
Gibt es ein Rennen in Deutschland?
Nein. Die Rückkehr des Nürburgrings 2020 als Ersatzstrecke mitten in der Corona-Krise wird vorerst die letzte "deutsche Beteiligung" am Rennkalender bleiben. Das Problem: In Deutschland müssen sich die Strecken selbst refinanzieren – kaum möglich. Anders ist die Situation in anderen Ländern, in denen Staat oder private Investoren aushelfen, damit die millionenschweren Antrittsgagen aufgebracht werden können.
Sind neue Strecken im Rennkalender?
Es gibt zumindest gleich zwei Rückkehrer: Nach über 40 Jahren kehrt der Große Preis von Las Vegas zurück. In der Glücksspielstadt in der Wüste von Nevada fuhr die Formel 1 zum letzten Mal 1982, nun soll auf dem Kurs im Rahmen der US-Offensive durch den F1-Eigentümer Liberty Media wieder gefahren werden. Nach den Rennen in Austin und Miami ist es bereits der dritte Grand Prix in den Vereinigten Staaten. Auch der Große Preis von Katar kehrt nach einem Jahr Pause in den Rennkalender zurück.
Nicht mehr dabei ist dafür der Große Preis von Frankreich in Le Castellet – das unspektakuläre Rennen mit nur wenigen Überholmöglichkeiten auf dem als Teststrecke ausgelegten Kurs galt schon seit Jahren als Streichkandidat.
Ursprünglich geplant waren in diesem Jahr sogar 24 Grand Prix. Wegen der schwierigen Corona-Lage in China wurde das für den 16. April geplante Rennen in Shanghai jedoch abgesagt.
Wo läuft die Formel 1 im TV?
Wie schon seit 2021 zeigt Sky als einziger Anbieter in Deutschland alle Rennen der Formel 1. RTL hatte in den beiden vergangenen Jahren per Sub-Lizenz jeweils vier Rennen gezeigt, sich aber Anfang des Jahres gegen einen neuen Kontrakt mit dem Pay-TV-Sender entschieden. Seitdem ist der Bezahlkanal auf der Suche nach einem neuen Free-TV-Partner für die wichtigste Motorsportserie. Dem Vertrag mit der Formel 1 zufolge müssen pro Saison vier Rennen frei empfangbar zu sehen sein.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa