Halbe Stadt beschallt Wie laut war Rammstein wirklich?
Die Stadt versichert, beim Rammstein-Konzert wurden alle Grenzwerte eingehalten. Konkrete Zahlen nennen weder Stadtverwaltung noch die Veranstalter.
Mehr als 100.000 Fans verfolgten die ersten beiden Rammstein-Konzerte am Elbufer in Dresden – doch beschallt wurde die halbe Stadt. Beim Ordnungsamt beschwerten sich selbst Anwohner aus Mickten oder Übigau. Zu hören war das Konzert auch noch in Teilen von Radebeul.
Aber wie laut war es wirklich? "Die gemessenen Werte entsprechen denen der Schallimmissionsprognose oder liegen teilweise darunter", antwortet die Stadtverwaltung auf eine t-online-Anfrage. Da sich Dresden auf die Messungen durch die Veranstalter verlässt, verweist die Stadtverwaltung für die tatsächliche Lärmbelastung auf diese.
Die Berliner MCT Agentur verweist hingegen auf den Dresdner Kooperationspartner, die Aust Konzerte. Und die beantworten die Frage gar nicht. Fest steht also nur: Die Reichweite der Beschallung hängt nicht nur von der gemessenen Lautstärke ab.
So wirkt sich das Wetter auf die Schallausbreitung aus
"Die Schallausbreitung hängt von der Schichtung der Atmosphäre ab. In einer klaren Nacht hat man die weiteste Schallausbreitung", sagte Matthias Mauder, Professor für Meteorologie an der TU-Dresden der "Sächsischen Zeitung". Beim ersten Auftritt war der Himmel über Dresden beinahe wolkenfrei. Am Donnerstagabend zogen dunkle Wolken auf – trotzdem war Rammstein vor allem in Dresden-Pieschen ähnlich laut wie am Vortag.
Grund dürfte laut Mauder der Wind sein: Die Schallausbreitung werde ebenfalls durch die Windgeschwindigkeit bedingt. Ein stärkerer Wind aus Süden trage den Schall nach Norden, sagte er der "Sächsischen Zeitung" weiter. Neben Umgebung und Wind beeinflusse zudem die Architektur der Gegend, wie sich die Lautstärke ausbreiten kann.
Bedrohte Tierarten durch Licht- und Feuershow gestört
Neben Lärmbedenken äußern Umweltschützer auch Bedenken bezüglich Lichteffekte und der Feuershow. Diese können bei Vögeln und Säugetieren Fluchtreaktionen auslösen und die Orientierung und Kommunikation von Tieren beeinträchtigen. "Das alles fällt besonders schwer ins Gewicht, wenn die Konzerte so wie aktuell in der Brutzeit der Vögel stattfinden", so Jenny Förster vom Dresdner BUND. Im Ostragehege, mitten im Landschaftsschutzgebiet, brüten nämlich auch 20 geschützte oder bedrohte Vogelarten, darunter der Eisvogel und der Neuntöter.
Doch auch hierzu erfasst Dresden keine Daten. Während der Rammstein-Konzerte führten weder das Umweltamt noch die Untere Naturschutzbehörde weitere Messungen durch – etwa hinsichtlich der Luftqualität, teilte die Stadtverwaltung t-online mit.
- Antwort der Stadtverwaltung auf t-online-Anfrage – per Mail eingegangen
- saechsische.de: Rammstein in Dresden: Darum hört die halbe Stadt mit (kostenpflichtig)
- bund-dresden.de: Pressemitteilung vom 16.05.2024
- Eigene Beobachtungen