Neue Studie Rekord-Hitzewelle an überraschendem Ort
Wenn in Europa die Temperaturen im Sommer weit nach oben klettern, ächzen die meisten bereits. In einer Region stiegen sie aber um 39 Grad an.
Immer öfter werden Rekordtemperaturen in Deutschland und anderen Ländern gemeldet, im Sommer plagen Hitzewellen die Menschen. Jetzt haben Forscher einen massiven Anstieg der Temperaturen gemessen, der alle Rekorde bricht – und das an einem Ort, wo man diesen kaum erwartet.
Im März 2022 waren Wissenschaftler an der Ostküste der Antarktis unterwegs und staunten beim Blick auf das Thermometer nicht schlecht: Es war bis zu 39 Grad wärmer als sonst.
Jetzt fand eine Studie heraus: So eine Hitzewelle hat es bislang auf der Erde nicht gegeben. In der Regel herrschen in dieser Region Temperaturen von bis zu minus 54 Grad. Doch am 18. März 2022 kletterte das Thermometer auf durchschnittlich minus 15 Grad, und in einer Stunde zeigte es sogar minus 10 Grad an. Eigentlich endet der Sommer um diese Zeit, es wird wieder kalt. Und dennoch war es wärmer als in den Monaten zuvor.
Wissenschaftler der amerikanischen Universität von Washington untersuchten, was sie die "39-Grad-Anomalie" nannten. Diese geschah zu einer Zeit, in der es eigentlich wenig Sonnenlicht gab. Eine Ursache seien Winde gewesen, die sich ungewöhnlich verhalten hätten, heißt es in der Studie. Normalerweise würden kalte Winde vom Westen in den Osten die Region kühl halten. Doch im vergangenen Jahr hätten sich diese Winde immer wieder leicht verschoben und warme Luft aus Australien konnte vier Tage lang eindringen.
Warnung vor weiteren Hitzewellen
"Das war wohl das erste Mal, dass so etwas so schnell passierte", sagte Edward Blanchard-Wrigglesworth, der Autor der Studie, gegenüber der "Washington Post".
Vergleiche mit früheren Daten hätten gezeigt, dass es immer wieder zu großen Temperaturschwankungen in der Region komme. In der Regel gebe es in Bodennähe kalte Luft und weiter oben eine Schicht aus warmer Luft. Letztere sei nun in die unteren Schichten eingedrungen – und habe für die Hitzewelle gesorgt.
Einen direkten Zusammenhang zwischen dem derzeitigen Klimawandel und dem Ereignis in der Antarktis fanden die Wissenschaftler nicht – zumindest was die Simulationen bei erhöhten Durchschnittstemperaturen von zwei Grad betrifft. Allerdings warnen sie davor, dass solche Hitzewellen durch Klimaveränderungen bis zum Ende des Jahrhunderts um fünf bis sechs Grad ansteigen könnten.
Winde können ebenfalls zur Hitze beitragen
Was aber wohl nicht geprüft wurde, waren die Ursachen durch Winde. Nach Angaben des Meteorologen Jonathan Wille von der ETH Zürich könnten starke Regenfälle in den Tropen eine Zirkulationsveränderung in der Atmosphäre verursacht haben, die zuvor nicht beobachtet worden sei. "Es ist möglich, dass der Klimawandel die atmosphärische Dynamik beeinflusst hat, wie die tropischen Konvektionsanomalien, die zur Hitzewelle führten, aber es ist sehr schwierig, diese Dinge zu quantifizieren", sagte Wille.
Edward Blanchard-Wrigglesworth warnt vor weiteren Wellen, die das Meereis betreffen können. "Wenn noch fünf oder sechs Grad hinzukommen, dann kommen wir an den Schmelzpunkt."
- washingtonpost.com: "Scientists found the most intense heat wave ever recorded — in Antarctica" (englisch)
- agupubs.onlinelibrary.wiley.com: "The Largest Ever Recorded Heatwave—Characteristics and Attribution of the Antarctic Heatwave of March 2022" (englisch)