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Experte nennt zwei Szenarien für die Hintergründe des Attentats auf Fico


Experte zu Attentat auf Regierungschef
Schüsse auf Fico: "Es gibt zwei Szenarien"


Aktualisiert am 15.05.2024Lesedauer: 3 Min.
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Members of Slovakia's Prime Minister Robert Fico's security detain a man during a shooting incident in this screen grab from a videoVergrößern des Bildes
Personenschützer des slowakischen Regierungschefs Robert Fico stürzen sich auf den Mann, der gerade Schüsse abgefeuert hat. (Quelle: via REUTERS/dpa-bilder)

Nach den Schüssen auf den slowakischen Ministerpräsidenten Fico gibt es viele Spekulationen über die Hintergründe. Ein Experte nennt zwei Szenarien, die die Tat erklären könnten.

Noch ist vieles unklar: Ein 71-jähriger Mann hat auf den slowakischen Ministerpräsidenten geschossen, Robert Fico wurde lebensgefährlich verletzt. Mehr dazu lesen Sie hier. Um die Hintergründe würden aktuell wilde Spekulationen verbreitet, sagt Lars-André Richter von der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung in Prag.

Richter befand sich gerade in einer Besprechung in seinem Büro in Prag, als er die Nachrichten über die Schüsse hörte. "Wir haben gesehen, wie Social Media sofort danach explodiert ist, mit Spekulationen über die Tat", sagt Richter im Gespräch mit t-online.

"Die Stimmung im Land ist aufgeheizt"

Robert Fico wurde im Herbst letzten Jahres wiedergewählt und ist bereits zum vierten Mal Ministerpräsident der Slowakei. Seine dritte Amtszeit endete 2018 mit seinem Rücktritt, nachdem er in der Affäre um den ermordeten Investigativjournalisten Ján Kuciak und dessen Verlobte unter Druck geraten war. Kuciak hatte zu Verbindungen der italienischen Mafia bis in slowakische Regierungskreise recherchiert. Mehr zu Robert Ficos Politik lesen Sie hier.

(Quelle: Friedrich-Naumann-Stiftung)

Zur Person

Dr. Lars-André Richter ist Projektleiter "Zentraleuropa und Baltische Staaten" im Prager Büro der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung. Dort ist er auch für die Slowakei zuständig.

Seit seiner Wiederwahl sei die Stimmung im Land aufgeheizt und es habe viele Demonstrationen gegeben, sagt Richter. Der Linkspopulist Fico sei angetreten, um den Staat nach ungarischem Vorbild umzubauen und verstärkt Einfluss auf Justiz, Medien und den Sicherheitsapparat zu nehmen.

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Ein Verbündeter wird Präsident

Dagegen kann die amtierende Präsidentin Zuzana Čaputová ihr Veto einlegen. Noch. Denn vor vier Wochen gewann Peter Pellegrini, ein Verbündeter von Fico, die Stichwahl zum neuen Präsidenten der Slowakei. "Die Amtseinführung des neuen Präsidenten ist für Mitte Juni angesetzt und das ist der letzte Baustein in Ficos Puzzle, um den Staat umzubauen", sagt Richter. Ab dann könnte der Ministerpräsident ohne Hürden durchregieren.

Der Regierungschef hat mit seiner Koalition aus Links- und Rechtspopulisten eine Mehrheit im Land, doch sei er bei seinen Gegnern sehr unbeliebt, so der Experte. Erst vor wenigen Wochen habe Fico öffentlich die Sorge geäußert, dass es aufgrund der aufgeheizten Stimmung zu Attentaten gegen Funktionäre des Staates kommen könnte, sagt Richter.

Eigentlich sei auch für den Mittwochabend eine Demonstration in Bratislava gegen die Umbaupolitik von Fico geplant gewesen. Nach dem Attentat sei diese jedoch abgesagt worden, um mögliche Ausschreitungen oder Racheakte zu verhindern, erklärt der Experte.

Wer hinter der Tat stecken könnte

Am Abend gab der slowakische Innenminister Matúš Šutaj-Eštok bekannt, dass es sich wohl um ein politisches Motiv handele. Hier lesen Sie die Hintergründe, was bisher zum mutmaßlichen Täter bekannt ist. Richter will sich zwar nicht zu Spekulationen äußern, doch der Experte nennt zwei Szenarien, die hinter den Schüssen stecken könnten.

"Erstens könnte es sich natürlich um einen verwirrten Einzeltäter handeln", sagt Richter. Zweitens könnte auch ein Gegner Ficos und Sympathisant der Opposition geschossen haben. "Das wäre der schlimmste Fall, denn die Regierung könnte die Tat instrumentalisieren und die Umbaupolitik noch weiter forcieren", so Richter.

Ein weiteres Szenario werde intensiv im Internet diskutiert, sei jedoch hochspekulativ. In den sozialen Netzwerken werde eine Version verbreitet, nachdem Ficos eigene Leute dahinter stecken könnten, um den Regierungschef zum Märtyrer zu erheben. Die Debatte im Internet habe bereits eine gefährliche Eigendynamik entwickelt. "Die Stimmung auf der Straße und auf Social Media ist polarisiert", sagt Richter.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Lars-André Richter
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