Helfer im Fall Arian am Limit "Das ist belastend – körperlich wie psychisch"
Die Suche nach dem vermissten Arian wird unvermittelt fortgesetzt. Mehrere hundert Helfer sind im Einsatz – und geraten trotz allen Optimismus an ihre Grenzen.
Eine ganze Region sucht den kleinen Arian. Seit Montagabend fehlt vom Sechsjährigen aus Bremervörde jede Spur – bis zu 600 Helfer sind unermüdlich im Einsatz und durchkämmen Wälder, Wiesen und Felder. Auch wenn die Suche bis Donnerstagmittag erfolglos blieb, denke niemand ans Aufgeben, betonte Jonas Hermonies im Gespräch mit t-online. Hermonies ist Kreisfeuerwehrsprecher im Landkreis Rotenburg (Wümme) und hat umfassenden Einblick in die großangelegte Suche.
Allein etwa 150 Einsatzkräfte der Kreisfeuerwehr Rotenburg seien an der Suche beteiligt. Die Schichten sind lang, etwa 12 Stunden oder mehr seien die Frauen und Männer auf den Beinen. "Das ist belastend – körperlich wie psychisch", sagt Hermonies.
"Alle sind getrieben vom Gedanken, Arian gesund zu finden"
Mittlerweile haben Helfer aus zahlreichen umliegenden Landkreise sich der Suche angeschlossen. Auch Einsatzkräfte aus Hamburg reisten an und unterstützen die Maßnahmen. Im Laufe des Donnerstages werden zudem 250 Soldaten der Bundeswehr erwartet, berichtete ein Sprecher der Polizei im Gespräch mit t-online. Mehr dazu lesen Sie hier.
Auch wenn die Suche an die Substanz gehe, so Hermonies, werde man nicht müde, alle Winkel zu durchkämmen. "Alle sind getrieben von dem Gedanken, Arian gesund wiederzufinden. Man will nichts verpassen", sagt der Sprecher. Bei der Suche in den angrenzenden Feldern und Waldstücken rund um den Wohnort des Jungen in Bremervörde-Elm sei jeder Schritt, den die Helfer machten, eine Herausforderung. "Man weiß ja nicht, was man findet."
Viele fühlen mit den Eltern: Suche mental herausfordernd
Am Mittwoch begannen die Einsatzkräfte beispielsweise gegen 9 Uhr mit ihrer Schicht, erst am Abend gegen 21 Uhr war diese zu Ende. Dann folgte die Ablösung. Es könnten nicht immer dieselben Kräfte suchen, das sei körperlich nicht machbar, sagt Hermonies.
Doch vor allem mental fordere die Suche ihren Tribut. Viele Helfer hätten selbst Kinder im Alter von Arian. "Die Menschen können die Situation natürlich nachvollziehen, können sich in die Lage der Eltern hineinversetzen und wollen auch deshalb unbedingt unterstützen", erklärt Feuerwehrsprecher Hermonies.
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Trotz der Belastungen sei die Stimmung im Lagezentrum gut. Auch die offene und gut geführte Kommunikation lobt Hermonies. In der Region seien nicht nur Helfer von DLRG, DRK, Polizei und Feuerwehr im Einsatz, auch Privatpersonen unterstützen die Einsatzkräfte. "Viele kennen sich, niemand scheut sich, weiterzusuchen." Das halbe Dorf sei auf den Beinen, erklärte erst vor kurzem ein Polizeisprecher der Deutschen-Presseagentur (dpa).
Anteilnahme riesig: "Mein Mama-Herz blutet"
Auch in den sozialen Netzwerken tauschen sich die Menschen aus, teilen Informationen und bringen ihre Anteilnahme zum Ausdruck. "Mein Mama-Herz blutet", schreibt eine Frau bei Facebook. Andere hoffen und beten – und wünschen der Familie "unendlich viel Kraft in dieser schweren Zeit." Die Eltern von Arian hatten sich am Mittwoch mit einem emotionalen Post an die Öffentlichkeit gewandet und zur Unterstützung bei der Suche aufgerufen. Mehr dazu lesen Sie hier.
Zuletzt hatte es am Donnerstagvormittag eine mögliche heiße Spur zu Arians Aufenthaltsort gegeben. An einem Teich nördlich der Oste und etwa zehn Kilometer vom Wohnort des Jungen entfernt, hatten Suchhunde angeschlagen. Doch auch dort sei das Kind zunächst nicht gefunden worden, sagte ein Sprecher der dpa. Den Rückschlägen zum Trotz werde man die Suche fortsetzen, betonten Polizei und Feuerwehr. "Wir geben nicht auf – definitiv nicht", so Hermonies.
- Telefonat mit dem Sprecher der Kreisfeuerwehr Rotenburg (Wümme)
- Artikel von t-online
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- instagram.com: Profil von @kreisfeuerwehr_row
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa