Trefferquote: 90 Prozent Alzheimer-App enthüllt das Krankheitsrisiko
Viele Menschen quält die Frage, ob sie im Alter an Demenz erkranken werden. Mithilfe einer App, die von Neurologen konzipiert wurde, lässt sich das persönliche Alzheimer-Risiko jetzt mit hoher Wahrscheinlichkeit voraussagen. Auswertungen zeigen, dass die Prognose bei über 50-Jährigen in neun von zehn Fällen richtig war.
Die App "Alzheimer’s Disease Prediction Service" (ADPS) ist das Ergebnis einer achtjährigen Studie mit knapp 3.000 Risikopatienten. Entwickelt wurde sie vom Start-Up-Unternehmen Altoida AG mit Unterstützung des Europäischen Innovations- und Technologieinstituts (EIT) und des europäischen Forschungsprogramms Horizont 2020.
Alzheimer-App checkt Motorik, Reaktion und Orientierung
Über die App lässt sich ein zehnminütiger Alzheimer-Test durchführen, der in Form eines Spiels angelegt ist. Der Nutzer taucht dabei in eine virtuelle Welt ein. Neben Tests zur Feinmotorik, bei denen Gegenstände im Raum platziert werden, muss er auch seine Reaktionsfähigkeit und sein Orientierungsvermögen unter Beweis stellen. Auf diese Weise deckt die App subtile Defizite auf, die schon lange vor den ersten Gedächtnisschwächen auftreten. ADPS wird derzeit von Neurologen und Hausärzten als Instrument zur kognitiven Beurteilung von Patienten eingesetzt. Daher erfolgt die Auswertung des Tests auch nur über einen Arzt.
Die App soll dazu beitragen, den Krankheitsverlauf besser verfolgen zu können. Dadurch können genauere und personalisierte Prognosen, Behandlungen und Maßnahmen für die Alzheimer Erkrankung abgeleitet werden. Mehr Daten führen zu einem besseren Verständnis dieser Krankheit und tragen dazu bei, neue Medikamente und Behandlungsmethoden zu entwickeln.
Weitere Alzheimer-Tests: Frühdiagnose über die Augen
Neben der App gibt es weitere Tests, wie beispielsweise den Uhrentest, die Hinweise auf eine Demenzerkrankung geben. Die meisten funktionieren jedoch nur, wenn bereits Symptome wie Vergesslichkeit und Orientierungsprobleme offensichtlich sind. Forscher an der University School of Medicine in Washington sind bei der Frühdiagnose einen Schritt weitergekommen. In einer Studie, die im Fachjournal "JAMA Ophthalmology" erschienen ist, konnten die Mediziner nachweisen, dass sich erste Anzeichen von Alzheimer mithilfe eines einfachen Augentests erkennen lassen, lange bevor die Gedächtnisleistung der Betroffenen nachlässt.
Zusammenhänge zwischen Netzhaut und Alzheimer-Plaques
Das Team um Bliss E. O'Bryhim untersuchte die Netzhaut (Retina) von 30 Senioren, die alle über 70 Jahre alt waren. Dabei zeigte sich: Diejenigen, bei denen sich bereits alzheimertypische Plaques im Gehirn gebildet hatten, hatten auch eine verdünnte Netzhaut. Außerdem war die Durchblutung der Retina gestört. Umgekehrt zeigten sich diese Veränderungen an der Retina nicht, wenn im Gehirn keine Eiweißablagerungen nachweisbar waren.
Plaques wie Amyloid- oder Tau-Proteine lagern sich oft schon ein bis zwei Jahrzehnte vor dem Ausbruch der Alzheimer-Krankheit im Gehirn ab. Mithilfe einer Positronen-Emissions-Tomographie (PET) oder einer Lumbalpunktion lassen sie sich nachweisen.
Um die Dicke der Netzhaut zu messen, nutzten die Forscher eine gängige Technik von Augenärzten, bei der Licht ins Auge eingestrahlt wird. Zusätzlich wurde per Angiografie die Durchblutung der Retina gemessen.
Alzheimer-Test bald in der Augenarztpraxis?
Wenn der Prozess der Plaque-Bildung beginnt, sind beim Patienten noch keine äußeren Symptome für Alzheimer aufgetreten. Diese treten im Extremfall erst zwei Jahrzehnte später auf. Genau bei diesen Patienten entdeckten die amerikanischen Ärzte die Veränderung in der Netzhaut.
Die Studie ist zwar klein, gibt aber Hoffnung. Sie legt nahe, dass ein gewöhnlicher Test, wie ihn jeder Augenarzt durchführen kann, zukünftig bei der Alzheimer-Früherkennung helfen könnte. "Wir hoffen, dass die neue Technik genutzt werden kann, um zu erkennen, bei wem sich ungewöhnliche Eiweißablagerungen im Gehirn ansammeln, die zur Entwicklung von Alzheimer führen können", sagt Bliss E. O'Bryhim. Damit der Augentest ein anerkanntes diagnostisches Verfahren wird, stehen allerdings weitere Studien aus.
Doch es gibt eine Reihe weiterer Tests, die wichtige Hinweise auf eine bestehende Demenzerkrankung geben. Der bekannteste ist der sogenannte Uhren-Test.
So funktioniert der Uhren-Test
Demenzerkrankungen wie Alzheimer entwickeln sich über mehrere Jahre hinweg. Dabei werden die Symptome häufig als Altersschwäche gedeutet – Betroffene zögern den Besuch beim Arzt immer wieder hinaus. Der Uhren-Test liefert erste Hinweise über eine mögliche Demenzerkrankung und deren Verlauf. Hierbei bekommt der Betroffene ein Blatt Papier vorgelegt, auf dem ein leerer Kreis zu sehen ist. In diesen Kreis soll er nun die Ziffern 1–12 eintragen. Anschließend muss der Patient bestimmte Uhrzeiten, beispielsweise 10.30 Uhr oder 14.45 Uhr, eintragen.
Alzheimer oder Demenz: Wo ist der Unterschied? Demenz ist der Oberbegriff für Erkrankungsbilder, die mit dem Verlust der geistigen Funktionen wie Denken, Erinnern und Orientierung einhergehen. Alzheimer dagegen stellt eine spezielle Form der Demenz dar, die durch das schleichende Absterben von Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet ist und tödlich endet. Rund 60 Prozent aller Demenzerkrankungen werden durch die Alzheimer-Demenz hervorgerufen.
Wie verhält sich die getestete Person?
Der Test selbst sollte nicht länger als fünf Minuten dauern. Die Person, die den Test begleitet, sollte die Testperson aufmerksam beobachten und Notizen machen: Wie verhält sich die getestete Person? Wie führt sie die Bewegungen mit den Händen aus? Wirkt es ungelenk? Mit welchen Zahlen fängt sie an? Wo tut sie sich schwer? Wie viele Korrekturen nimmt sie vor? Oder weigert sie sich vielleicht sogar ganz, den Test durchzuführen?
Was sagt der Test aus?
Während im Anfangsstadium die Abweichungen noch relativ gering sind, vergessen die Betroffen im fortgeschrittenen Stadium bereits Zahlen oder ordnen sie falsch an. Oftmals ist die Schrift kaum mehr lesbar oder die Uhr nicht mehr als solche zu erkennen. Auch befinden sich die Zahlen häufig nicht mehr innerhalb des Kreises, stehen auf dem Kopf oder sind ungleich verteilt. Diese Warnzeichen weisen auf eine Orientierungsstörung sowie Schwächen im visuell-räumlichen Vorstellungsvermögen hin.
Bei diesem Ergebnis sofort zum Arzt
Bitte beachten Sie, dass der Uhren-Test lediglich einen ersten Hinweis auf eine Alzheimererkrankung geben kann. Eine genaue Diagnose kann er nicht stellen. Hat die Person, die den Test durchgeführt hat, Probleme beim Eintragen der Zahlen und Uhrzeiten, sollte sie für weitere Untersuchungen auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen. Am besten legt man den Uhren-Test auch beim Erstgespräch vor. Nur ein Arzt kann mithilfe weiterer Untersuchungen eine Einschätzung geben, wie weit die Krankheit bereits fortgeschritten ist oder ob vielleicht sogar eine andere Erkrankung dahintersteckt.
Alzheimer erkennen: Diese Tests geben erste Hinweise
Weitere Alzheimer-Tests
Doch es gibt auch andere Tests zur Früherkennung der Demenzerkrankung, die man gut zu Hause durchführen kann und die erste Hinweise auf Alzheimer liefern. Beim "Zahlen umwandeln" beispielsweise müssen die Testpersonen die Zahl "12" ausschreiben und in "Zwölf umwandeln oder "Zweihundertzweiundzwanzig" in die Zahl "222" umschreiben. Sind bereits Störungen im Gedächtnis vorhanden, tun sich die Betroffenen mit der Umwandlung schwer.
Eine weitere Denkübung ist das gedankliche Einkaufen. Hierbei muss die Testperson innerhalb einer Minute alles aufzählen, was sie im Supermarkt kaufen kann. 30 Nennungen sollten es schon sein.
Achtung: Grundsätzlich ist es schwer, normale altersbedingte Veränderungen von Alzheimer-Symptomen zu unterscheiden. Ein Selbsttest aus dem Internet kann darum niemals die Frage beantworten, ob eine Erkrankung die Ursache für die Beschwerden ist. Die auf unzähligen Websites angebotenen Tests zur Diagnose von Demenz müssen darum mit äußerster Vorsicht betrachtet werden und dienen maximal einer ersten Einschätzung. Hellhörig sollten sie jedoch werden, wenn sich bestimmte Verhaltensweisen verändern, es zu Problemen bei der Orientierung und zu Antriebsarmut kommt und Sie zunehmend Schwierigkeiten haben, Routineaufgaben in Ihrem Alltag zu erledigen. Auch Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen und Probleme mit der Konzentration können, müssen aber nicht, Vorboten der Krankheit sein.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Bundesministerium für Bildung und Forschung