TV-Auftritt von Bayern-Legende Das war grenzwertig
Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Hermann Gerland wurde für einen TV-Auftritt in der Öffentlichkeit gefeiert. Dabei hat er seine Vorbildfunktion vergessen.
Vielleicht haben Sie am Sonntag eingeschaltet, als ich im Sport1-"Doppelpass" als Experte zu Gast war. Mit dabei war auch ein alter Bekannter: Hermann Gerland. Ich fand seinen Auftritt ehrlich gesagt bedenklich. Er hat zwar ein paar Sprüche rausgehauen, sein Auftreten war aber trotzdem grenzwertig.
Als Assistenzcoach der deutschen U21-Nationalmannschaft hat er die Verantwortung für die Nachwuchsspieler, bei der WM in Katar war er noch als Co-Trainer von Hansi Flick dabei. Dann kannst du dich nicht in eine Livesendung setzen und dabei um 11 Uhr morgens vier Whisky-Cola trinken. Denn er hat eine riesige Vorbildfunktion, die er spätestens nach dem dritten Glas vielleicht vergessen hat.
Wo ist denn da der DFB?
Als Inhaber der Pro-Lizenz ist man dazu verpflichtet, eine Vorbildfunktion auszuüben – auch in der Öffentlichkeit. Deshalb verstehe ich es absolut nicht, dass Gerland da für einen vermeintlichen Kultauftritt gefeiert wird. Wo ist denn da der DFB? Für mich hätte er da einschreiten müssen. Andere Trainer, die ihrer Vorbildfunktion mit Verfehlungen in der Öffentlichkeit nicht gerecht geworden sind, wurden dafür hart bestraft.
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Es kann nicht sein, dass ein Vertreter der älteren Generation dann für so etwas gefeiert wird – da kann ich nur den Kopf schütteln.
Er ist hauptverantwortlich für den Nachwuchs, den er selbst kritisiert hat. Die Spieler müssten noch viel mehr machen, Wettkampfhärte, Einsatzwille und alles zeigen. Wenn du eine Vorbildfunktion hast und dann so einen Auftritt hinlegst, dann sehe ich da auch in der Zukunft – bezogen auf Gerlands Position – nichts Gutes beim DFB – im Gegenteil.
Dann fängt es doch genau damit an
Wenn so etwas gutgeheißen wird, dann habe ich da große Probleme damit. Es werden alle Personen in der Öffentlichkeit immer gemaßregelt – Schiedsrichter und Spieler müssen sich rechtfertigen, Trainer werden gefeuert.
Man hat eine Verantwortung gerade vor so einem Millionenpublikum. Das habe ich so noch nie erlebt und das darf nicht gefeiert werden. Dafür habe ich überhaupt kein Verständnis. Es ist nicht so, dass ich keinen Humor hätte. Aber wenn es darum geht, in 14 Monaten eine vernünftige Heim-EM zu spielen, dann fängt es doch genau damit an.
Zur Lage bei Borussia Dortmund, der Debatte um das "Mia san mia" und den vermeintlichen besten Bayern-Kader lesen Sie morgen mehr im zweiten Teil meiner t-online-Kolumne.
- Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
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