Schlüsselelement der Kriegsführung Deswegen droht Russland mit Nuklearwaffen
Seit Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine droht der Kreml immer wieder mit dem Einsatz von nuklearen Waffen. Dabei scheinen die Drohungen selbst eine wichtige Rolle in der russischen Kriegsführung zu haben.
Das russische Verteidigungsministerium hat nach Angaben des "Institut for the Study of War" (ISW) verkündet, dass der russische Präsident Wladimir Putin den Generalstab angewiesen habe, Übungen mit taktischen Kernwaffen vorzubereiten, um "die Vorbereitung und den Einsatz" zu üben. Diese werden für den Einsatz auf dem Schlachtfeld entwickelt und können auch mit Raketen abgefeuert werden.
Mit dieser Ankündigung setzt Russland einen Strang seiner Kriegsführung fort. Die sogenannte reflexive Kontrollkampagne zielt darauf ab, westliche Entscheidungsträger mithilfe von nuklearen Bedrohungen sowie diplomatischer Manipulation zu beeinflussen, wie das ISW berichtet.
Die reflexive Kontrolle sei ein Schlüsselelement der russischen Kriegsführung. Dabei ginge es darum, den Gegner mit gezielter Rhetorik und Informationsoperationen so zu formen, dass dieser freiwillige Handlungen vornimmt, die dem Kreml von Vorteil seien, berichtet das ISW. Seit dem Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine kam es durch Russland bereits häufiger zu nuklearen Androhungen. Ziel dabei sei, die militärische Unterstützung für die Ukraine durch den Westen zum Erliegen zu bringen.
Russischer Sicherheitsrat droht mit "Weltkatastrophe"
Demnach führe Russland die nuklearen Übungen aufgrund von "provokativen Aussagen und Drohungen" westlicher Führungskräfte aus, berichtet das ISW unter Berufung auf das russische Außenministerium. Dieses beschuldige die USA zudem, bodengestützte Mittel- und Kurzstreckenraketen "in verschiedenen Regionen der Welt" zu stationieren – was Russland dazu befuge, dies ebenfalls zu tun.
Dem ISW zufolge beschuldigt der Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, zudem US-amerikanische, französische und britische Beamte, den Einsatz ihrer Truppen in der Ukraine zu erwägen. Dies berechtige den Kreml dazu, seine taktischen Kernwaffen zu testen, so der Vorsitzende. Dabei ging Medwedew noch einen Schritt weiter und drohte mit einer "Weltkatastrophe" als Folge und warnte vor russischen Angriffen gegen Washington, Paris und London.
Dieses nukleare Säbelrasseln mit dem Westen ist eine der Formen der russischen reflexiven Kontrolle. Sie dient zur Einschüchterung und Destabilisierung der westlichen Einheit und hat das Ziel, die militärische Unterstützung für die Ukraine einzustellen.
- understandingwar.org: "RUSSIAN OFFENSIVE CAMPAIGN ASSESSMENT, MAY 6, 2024" (Englisch)