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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Phänomen Helmut Schmidt Jahrelang geraucht und trotzdem alt
Es gibt sie: Menschen, die rauchen und trotzdem alt werden. Das beste Beispiel war Altbundeskanzler Helmut Schmidt, der seine Fernsehauftritte auch mit 96 Jahren noch am liebsten mit Zigarette absolvierte. Doch was ist das Geheimnis derer, die scheinbar den Gefahren des blauen Dunstes trotzen? Wir haben eine Expertin gefragt.
"Es gibt einige wenige Raucher, die alt werden. Doch gesund sind sie zumeist nicht", sagt Dr. Martina Pötschke-Langer, Leiterin der Stabstelle "Krebsprävention" mit dem Schwerpunkt Tabakprävention und Tabakkontrolle am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ).
Raucher werden nicht gesund alt
Laut der Expertin plagen sich langjährige Raucher oft mit tabakbedingten Erkrankungen, darunter beispielsweise Herz-Kreislauf-Beschwerden. Chronische Lungenerkrankungen gehören ebenfalls zu den häufigen Folgen des Zigarettenkonsums – etwa sechs Millionen Raucher leiden darunter. "Viele mit schwerster Atemnot. Es ist nicht spaßig, mit diesen Erkrankungen alt zu werden", weiß Pötschke-Langer.
Zwei Erklärungen für Raucher ohne Lungenkrebs
Auch Lungenkrebs droht. Schließlich zählen Zigaretten zu den Hauptrisikofaktoren. Trotzdem erkrankt nicht jeder Raucher an dem gefährlichen Tumor. Wie kann das sein? Laut der Expertin gibt es zwei Erklärungsmöglichkeiten: das Rauchverhalten und die Selbstheilungskräfte des Körpers. Das Rauchverhalten ist bei jedem anders. Es ist durchaus möglich, dass ein Teil der Raucher deutlich weniger Giftstoffe tief inhaliert und den Rauch eher in der Mundhöhle oder in den oberen Atemwegen hält. "Dadurch wird die Lunge weniger belastet", erklärt Pötschke-Langer.
Die andere Erklärung liegt in der Reparaturfähigkeit der Zellen. Es ist möglich, dass diese so stark ist, dass die Schäden durch die Tabak-Gifte beseitigt werden, bevor es zu einer Entartung kommen kann. Doch verlassen sollte man sich darauf besser nicht. "Niemand kann prognostizieren, wie gut die eigene Körperabwehr funktioniert und ob sich nicht doch Lungenkrebs entwickelt", warnt die Expertin.
Wenn Reparaturmechanismen an ihre Grenze kommen
Kommen die Reparaturmechanismen an ihre Grenzen, nutzen auch "gute" Gene nichts. "Als natürliches Sicherungssystem liegen alle Gene in jeder Körperzelle normalerweise doppelt vor und einige Schäden können beseitigt werden. Aber bei einer Dauerbelastung wie beim Rauchen versagt das System irgendwann und es kommt zu bleibenden Veränderungen, die eine gesunde Zelle in eine Tumorzelle verwandeln", erklärt Pötschke-Langer.
Und wie sieht es mit der Zigarettenmenge aus? Ist weniger zu rauchen risikoärmer? "Für das Rauchen – und auch Passivrauchen – gilt: Auch wenig ist zu viel!", betont die Expertin.
Rauchen raubt zehn Lebensjahre
Nur die wenigsten Raucher erreichen ein hohes Lebensalter. Mehr als die Hälfte stirbt vorzeitig an den Folgen des Tabakkonsums. Im Durchschnitt raubt der blaue Dunst zehn Lebensjahre. "Aus der größten und längsten Studie, die 50 Jahre lang rauchende und nichtrauchende britische Ärzte beobachtete, wissen wir, dass nur 58 Prozent der Raucher das 70. Lebensjahr erreichen. Von den Nichtrauchern sind es 81 Prozent", erklärt die Expertin. Das achtzigste Lebensjahr erreichen nur noch 26 Prozent der Raucher im Gegensatz zu 59 Prozent der Nichtraucher.
Krebsrisiko: Kleine Sünden summieren sich auf
Um Krebs vorzubeugen, kommt es hauptsächlich auf eine gesunde Lebensweise an. Je weniger Risikofaktoren man ausgesetzt ist, desto geringer ist die Gefahr zu erkranken. "Eine Zwischenbilanz aus den größten Vergleichsstudien besagt, dass sich die Risiken verschiedener ungesunder Lebensweisen wie Rauchen, hoher Alkoholkonsum, Übergewicht und mangelnde Bewegung aufaddieren und das Leben deutlich verkürzen", erklärt die Expertin. Im Vergleich zu Menschen, die einen gesunden Lebensstil haben, würden Männer dadurch bis zu 17 Lebensjahre verlieren, Frauen fast 14.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.