Nach dem Rückzug von Reus Der perfekte BVB-Kapitän jubelt hier noch für Bayern
Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Marco Reus überraschte mit einem emotionalen Video in den sozialen Medien. Dort gab er bekannt, dass er nicht länger als BVB-Kapitän zur Verfügung stehen wird. Ist es die richtige Entscheidung?
Mitte der vergangenen Woche wandte sich Marco Reus via Instagram an alle Dortmunder Fans. In einem kurzen Video machte er völlig überraschend publik, dass er die Kapitänsbinde abgibt. "Ich durfte die Binde fünf Jahre voller Stolz und mit einer großen Ehre tragen. Dafür möchte ich mich bei euch allen bedanken. Danke für eure wunderschöne Unterstützung in den letzten Jahren. Jetzt wünsche ich Sebastian und Edin, dass sie einen guten Nachfolger für das Amt finden. Aber da bin ich mir recht sicher", erklärte er. Mit Sebastian meint er Sportdirektor Sebastian Kehl, mit Edin seinen Trainer Edin Terzić.
Ein Hammer für alle BVB-Anhänger, ist Reus doch seit vielen Saisons das Gesicht des Vereins.
Sportdirektor Kehl äußerte sich inzwischen zu der Entscheidung. "Das zeugt von Größe. Es zeigt, dass er ein sehr großes Verantwortungsbewusstsein für diesen Klub hat." Doch ist dem wirklich so? Die Führungsqualitäten von Reus wurden in den vergangenen Jahren zwar immer wieder mal infrage gestellt, gerade in den sportlich schwierigen Situationen. Aber wer soll den Posten denn jetzt übernehmen?
Jude Bellingham, der wohl geeignetste Kandidat für die Reus-Nachfolge, ist in der Sommerpause nach Madrid gewechselt. In den vergangenen Tagen wurde immer wieder über weitere Namen spekuliert, Niklas Süle, Gregor Kobel und Emre Can wurden häufig genannt. Doch sind sie wirklich besser als Reus für den Job? Eine Entscheidung seitens des Trainerteams steht jedenfalls noch aus. Es stellt sich die Frage:
Ist es richtig, dass Marco Reus das Kapitänsamt abgibt?
Ja, so konnte es nicht weitergehen
Starten wir mit einer Schätzfrage: Was meinen Sie, wie viele Bundesligaspiele Marco Reus in den letzten 9 Monaten über die volle Distanz von 90 Minuten bestritten hat – in einem Dreivierteljahr also? 15 vielleicht? Oder 10? Womöglich nur 5?
Alles falsch. Es sind 0. Zero. Keine einzige Partie. Und das als Kapitän.
Logisch: So kann es nicht weitergehen. Reus ist ein genialer Fußballer, aber mittlerweile mit 34 Jahren kurz vor der Fußballrente. Verletzungsanfällig war er ohnehin immer. Leider.
Ausgeschlossen, dass er noch eine Saison als Tribünen- oder Bankkapitän den BVB führt. Deshalb hat Reus das einzig Richtige getan. Er hat sich selbst und den ganzen Verein von einer riesigen Last befreit, indem er seinen Rücktritt eingereicht hat.
Ohnehin: Ein echter Kapitän war Reus vom Typ her nie. Er führte den BVB in der Rolle nur zu einem einzigen Pokalsieg und stand oft in der Kritik.
Seine künftige Rolle wird so ähnlich sein wie die von Mehmet Scholl zum Ende seiner Karriere bei Bayern. Für ein paar Minuten und einen Geniestreich ist er weiterhin gut – für ein Spiel über 90 Minuten leider nicht.
Das einzige Problem, das sich für Dortmund ergibt: Der BVB hat keinen passenden Nachfolger im Kader. Der spielt noch beim FC Bayern und dürfte diversen Medienberichten zufolge bei einem entsprechenden Angebot wechseln: Nationalspieler Leon Goretzka.
Nein, er macht damit eine unnötige Baustelle auf
Borussia Dortmund hat kaum einen bundesligaerfahreneren Spieler als Marco Reus. Außerdem kennt er den BVB – seinen Herzensverein – besser als jeder andere, ist hoch angesehen bei den Mitspielern, ebenso bei den Fans. Er ist das Aushängeschild des Klubs. Und damit der ideale Kapitän. Dass er nach der verkorksten letzten Saison nun freiwillig die Binde abgibt, ist einfach feige. Denn gerade jetzt, in dieser schwierigen Situation, sollte er vorangehen und als Spielführer mit seiner Mannschaft im Meisterrennen neu angreifen. Stattdessen knickt er ein und entzieht sich dem ganz großen Druck.
Außerdem macht er damit eine völlig unnötige Baustelle auf. Jude Bellingham wäre sicher ein guter Nachfolger als Kapitän gewesen, bloß spielt der künftig für Real Madrid. Und sonst kommt doch kaum einer infrage. Mats Hummels wäre keinesfalls ein besserer Spielführer als Reus, Torwart Gregor Kobel wird nur schwer lautstarke Ansagen über das gesamte Spielfeld geben können. Ein eindeutiger Nachteil. Und so wird die Diskussion um die offene Position Unruhe in die so wichtige Vorbereitung der Dortmunder bringen.
Wie schön wäre es gewesen, wenn Reus seine große Karriere als Kapitän beendet hätte. Die Fans und er hätten diese Heldenbilder verdient. Nun wird es anders kommen. Das ist traurig.
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- Im "Zweikampf der Woche" kommentieren Florian Wichert und Robert Hiersemann wöchentlich ein aktuelles Fußballthema. Während der Bundesliga-Saison und somit ab August auch wieder im Video.